Risiko für Amazon-Aktie? Telekom startet eigenen Smart Speaker

Keine Frage, Amazon (WKN:906866) ist mit seinem Smart Speaker namens Echo äußerst erfolgreich. Die Analysten von Morgan Stanley spekulierten bereits im Dezember vergangenen Jahres, dass alleine in den USA rund 11 Millionen Einheiten der Geräte mit den Alexa Voice Service über die Ladentheke gingen.
Mittlerweile schielen aber auch deutsche Unternehmen auf das lukrative Geschäft mit den intelligenten Lautsprechern. Die Deutsche Telekom (WKN:555750) hat bereits im Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona ihren Smart Speaker vorgestellt. Ich glaube, dass die Bonner damit gute Chancen haben werden, eine Lücke im Markt zu füllen.
Alexa, Google und Cortana
Das ist eigentlich auch schon der wichtigste Punkt, bei dem der Smart Speaker gegenüber Amazons Echo die Nase vorn hat. Während die Kunden des US-Versandriesen in erster Linie mit der Assistentin Alexa auskommen müssen (eine Kooperation mit Microsoft (WKN:870747) und seiner Assistentin Cortana ist geplant), wird das Produkt der Deutschen Telekom mindestens Alexa und den Google (WKN:A14Y6F) Assistant an Bord haben.
Schon das allein dürfte den Nutzwert des Produktes erheblich steigern, da kein weiteres Gerät mehr nötig ist, um auch die Google-spezifischen Funktionen zu nutzen. Amazon und Google hingegen sind bekanntlich erbitterte Wettbewerber. Ich halte es deshalb für sehr unwahrscheinlich, dass Amazon die Software von Google auf seine eigenen Geräte spielt.
Steuerung von Entertain TV
Neben Sky (WKN:893517) ist Entertain TV der Deutschen Telekom eines der meistgenutzten Pay-TV-Produkte in Deutschland. Das Angebot wird exklusiv mit Breitbandanschlüssen der Telekom vermarktet. Geplant ist, dass der Speaker als Steuerzentrale für Entertain TV fungiert. Kunden sollen somit das komplette Angebot ohne eine Fernbedienung mit dem Speaker steuern können. Ein besonders interessantes Feature für einen großen Kundenkreis. Da die Telekom bereits Geschäftsbeziehungen zu den Nutzern von Entertain TV unterhält, dürfte es hier einen exklusiven Marktzugang für den Speaker geben, den Amazon nicht nutzen kann.
Telefonfunktionen
Ein großer Nachteil des Amazon Echo ist nach wie vor die fehlende Telefonfunktion. Lediglich Kunden in den USA haben aktuell bereits die Möglichkeit, auch Festnetzanschlüsse in Fremdnetzen zu erreichen. In Deutschland besteht hingegen nur die Möglichkeit, das sogenannte Drop-In-Feature zu nutzen. Damit ist das Gerät lediglich als eine Art Intercom zwischen Nutzern im eigenen Haus zu gebrauchen. Außerdem können andere Nutzer, die ebenfalls im Besitz eines Amazon Echos sind, angerufen werden. Der Speaker der Telekom soll nach Angaben des Unternehmens definitiv über eine Telefonfunktion verfügen.
Last but not least: Datenschutz
Kunden in Europa sind gegenüber US-amerikanischen Internet-Unternehmen besonders kritisch, wenn es um das Thema Datenschutz geht. Der Skandal um Facebook und Cambridge Analytica hat die Debatte um das Thema Datensicherheit im Internet noch einmal neu entfacht. Die Deutsche Telekom ist sich dieser Situation bewusst und wirbt offensiv damit, dass Kundendaten- und Informationen, die dem Bonner Unternehmen anvertraut werden, definitiv nicht auf Servern in den USA landen.
Fazit: Interessantes Produkt, aber spät dran
Ich bin davon überzeugt, dass der Smart Speaker ein interessantes Produkt für den deutschen Markt ist. Allerdings kommt die Telekom mit der Markteinführung ziemlich spät. Amazon und Google haben ihr Revier bereits abgesteckt und es ist unwahrscheinlich, dass Kunden, die bereits einen oder mehrere dieser Lautsprecher im Haus haben, auf das Produkt der Telekom umsteigen.
Außerdem wird das Gerät im Gegensatz zu den Produkten der US-Unternehmen auf internationaler Ebene kaum eine signifikante Rolle spielen. Nützlich sein dürfte es daher in erster Linie für Kunden, die bereits andere Produkte der Telekom nutzen bzw. aus Gründen des Datenschutzes bislang überhaupt keinen Smart Speaker nutzen.
Interessant wird vor allem auch die Frage sein, zu welchem Preis das Gerät schließlich auf den Markt kommt. Amazon wirft seinen Echo Dot im Rahmen von Aktionen zu Kampfpreisen von unter 30 Euro auf den Markt. Es dürfte für die Telekom schwierig werden, bei solchen Angeboten noch mitzuhalten.
Meiner Meinung nach dürfte der Telekom Smart Speaker aufgrund der zuvor genannten Aspekte kein Risiko für das Geschäft von Amazon bzw. somit auch für dessen Investoren darstellen. Für die Telekom-Aktionäre ist der Schritt positiv, denn der Smart Speaker ist eine ideale Ergänzung im Bereich Connected Home und passt somit perfekt in die Produktstrategie des Konzerns.
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Björn König besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Vorstand von The Motley Fool. Suzanne Frey arbeitet als Führungskraft bei Alphabet und sitzt im Vorstand von The Motley Fool. Teresa Kersten arbeitet für LinkedIn und sitzt im Vorstand von The Motley Fool. LinkedIn gehört zu Microsoft. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet (A- und C-Aktien) und Amazon.