Frankreich ist Weltmeister: Was Fußball und Investieren gemeinsam haben
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ist schon wieder vorbei. Mit Frankreich und vor allem Koratien sind beim Finale zwei Gegner aufeinandergetroffen, die nicht jeder auf der Rechnung hatte. Auch wenn ich die zum Teil destruktive Spielweise der Franzosen nicht besonders mag, muss ich zugeben, dass es ein interessantes Endspiel war und Frankreich verdient gewonnen hat.
Aber zurück zum Sieger. Nicht die Top-Favoriten Brasilien oder (ich traue mich kaum, das zu schreiben) Deutschland brachten den Pokal nach Hause, sondern ein Team, das allenfalls als Geheimfavorit gehandelt worden war. Ähnlich lief es 2017 übrigens an der Börse: Dass die Deutsche Lufthansa alle anderen DAX-Werte deutlich hinter sich lassen würde, war Anfang des Jahres nicht absehbar.
Und dieser Vergleich zwischen Siegern und Besiegten ist noch lange nicht die einzige Parallele zwischen dem Lieblingssport der Deutschen und der Geldanlage in Aktien. Mir sind da noch einige andere aufgefallen:
Emotionen spielen eine wichtige Rolle
Jeder, der sich schon mal ein Fußballspiel angesehen und dabei seiner Lieblingsmannschaft die Daumen gedrückt hat, kennt das: Im Laufe der 90 (oder auch 120) Minuten bleibt die Objektivität auf der Strecke. Der Schiedsrichter hat falsch gepfiffen, der Gegner war extrem unfair, der Platz war zu holprig …
Kurz gesagt: Es fällt vielen Fans schwer, bessere Leistungen des Kontrahenten anzuerkennen. Und es ist ja auch viel einfacher, Gründe für eine Niederlage bei äußeren Einflüssen zu suchen als bei sich selbst, den eigenen Fehlern oder Unzulänglichkeiten.
Wenn wir uns jetzt der Börse zuwenden, erkenne ich mich hier zum Teil selbst wieder. Es gibt zwar die Theorie der effizienten Märkte, nach der alle handelnden Personen ausschließlich rationale Entscheidungen treffen. Aber jeder erfahrene Börsianer weiß, dass diese These nicht stimmt.
Wie oft schon waren Leerverkäufer, Hochfrequenzhändler, betrügerische Banken oder Donald Trump schuld, dass die Aktienkurse gefallen sind? Dabei ist es häufig eine unzureichende (oder womöglich gar keine) Analyse, die dazu führt, dass bei der ersten nicht so guten Nachricht kopflos und ohne Rücksicht auf die Kurse verkauft wird.
Von den Emotionen in Crash-Situation will ich hier erst gar nicht anfangen …
Confirmation Bias
Da wir gerade bei Nachrichten sind: Eine der häufigsten „Sünden“, die die Börsenpsychologie kennt, ist Confirmation Bias, frei übersetzt mit bestätigende Voreingenommenheit. Darunter leiden viele Anleger, die sich eine Aktie gekauft haben, weil sie das dahinterstehende Unternehmen gut finden. Nach dem Kauf werden dann gezielt nur noch die Nachrichten gesucht, die die eigene Ansicht bestätigen. Negative Berichte werden mit „der hat doch keine Ahnung“ kommentiert oder gleich ganz ignoriert.
Ebenso im Fußball: Wer Fan von Mesut Özil ist, liebt seine hohe Passsicherheit. Wer ihn nicht mag, der redet von Standfußball und Alibipässen. Dabei haben beide dasselbe Spiel gesehen.
Diese Voreingenommenheit gibt es praktisch überall im Leben, egal ob es um Markenprodukte, Menschen oder Politik geht. Gerade deshalb finde ich es wichtig, mich auch mit abweichenden Meinungen zu beschäftigen, um auf diese Weise objektiv bleiben zu können.
Fähigkeiten und Glück
Sowohl im Sport als auch beim Investieren spielt Glück eine wichtige Rolle. Natürlich brauchst du für einen Erfolg beim Fußball Fähigkeiten und jahrelanges Training, wenn wir vom allerhöchsten Niveau reden. Aber häufig ist es dann doch das Glück, das über Sieg oder Niederlage entscheidet. Ich denke dabei an das Freistoßtor von Toni Kroos in der Nachspielzeit gegen Schweden: Dreht sich der gegnerische Abwehrspieler nicht weg, landet der Ball irgendwo im Feld und statt eines Sieges gibt es eine (gefühlte) Niederlage.
Michael Mauboussin, ein bekannter Valueinvestor, untersuchte einmal die Rolle des Glücks im Sport und fand dabei heraus, dass die Erfolge englischer Klubs in der Premier League zu 31 % auf Glück beruhen, das Können also nur zu 69 % eine Rolle spielt.
Ähnlich ist es an der Börse. Auch dort kann das beste Research danebenliegen, wenn Donald Trump wieder twittert oder eine Zentralbank überraschend die Zinsen erhöht.
Umgekehrt können Anleger erfolgreich sein, wenn sie trotz einer schlechten Analyse in steigenden Märkten investieren und so von einem allgemeinen Trend profitieren.
Am Ende zählt das Ergebnis
Dazu passt auch, dass sowohl Fußball als auch der Aktienmarkt ergebnisorientiert sind. „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“, sagte Trainer Otto Rehhagel dazu einmal. Dabei muss ich an die Geschichte der Dänen denken, die 1992 Europameister wurden.
Zunächst gar nicht qualifiziert, rückten sie kurz vor Turnierbeginn für das aus politischen Gründen ausgeschlossene Jugoslawien nach. Die Spieler mussten zusammengetrommelt werden und die Vorbereitung auf die Partien bestand aus Besuchen bei McDonald’s (zumindest sagt das die Legende).
Aber selbst wenn es tatsächlich so war: alles richtig gemacht. Denn am Ende stand der Turniererfolg. So „einfach“ ist Fußball.
Und ebenso „einfach“ ist es auch an der Börse. Viele Anleger suchen sich die Fonds aus, die in letzten 12 Monaten am besten performt haben. Dabei spielt es für sie kaum eine Rolle, ob das Produkt für sie geeignet ist, wie hoch die Risiken sind, die das Management eingegangen ist und ob die Strategie, die der Fonds verfolgt, auch in Zukunft gute Erträge verspricht.
Gleichzeitig trennen sie sich häufig von den Schlusslichtern der Performancetabelle. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass dieses Fondshopping zu deutlich schlechteren Anlageergebnissen führt. Wer davon auf jeden Fall profitiert, ist das Management der Fonds.
Langfristig setzt sich Qualität durch
14.08.1994: Der Regionalligist TSV Vestenbergsgreuth besiegt den FC Bayern München in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 1:0 – bis heute die Mutter aller Pokalsensationen.
In diesem einen Spiel hatte alles für die Franken gepasst: Glück, Einstellung und das Unterschätztwerden durch den übermächtigen Gegner. Und in einem einzigen Spiel ist im Fußball immer alles möglich. Hätte es dagegen wie im amerikanischen Sport eine Best-of-Seven-Serie gegeben (bei der derjenige der Sieger ist, der zuerst vier Spiele gewinnt), kann es jedoch keinen Zweifel geben, dass die Bayern sich durchgesetzt hätten.
An der Börse läuft es exakt genauso ab: Auf kurze Sicht (von wenigen Sekunden bis zu ein, zwei Jahren) kann alles passieren. Dann bestimmen die Schlagzeilen, die Emotionen der Marktteilnehmer und die Computerprogramme den Handel.
Blicken wir aber Foolish mit langem Zeithorizont an die Börse, so wird sich Qualität immer durchsetzen – egal, was die Politik, die Zinsen, die Währungen machen. Auf Sicht von vielen Jahren werden gute Produkte und ein fähiges Management den Kurs bestimmen.
Und genau solche Aktien suche ich für die Mitglieder unseres Dienstes US Nebenwerte Perlen – kleine Aktien, große Chancen aus. Wie es der Name schon sagt, stelle ich dort jeden Monat zwei Small Caps aus den USA vor, von denen ich erwarte, dass sie auf lange Sicht den Markt schlagen werden – mit Hilfe von Unternehmen, bei denen noch die Firmengründer am Ruder sind oder die durch großartige Produkte und Dienstleistungen einen Wettbewerbsvorteil haben.
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Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Peter besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.