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Die 10.000-%-Aktie, die MSCI ETF für immer beschädigen wird

Hund mit Fragezeichen
Foto: Getty Images

Das ist ja mal eine verrückte Geschichte: Eine hierzulande völlig unbekannte Aktie aus Hongkong verhundertfacht (!) innerhalb kurzer Zeit ihren Wert auf über 30 Mrd. HK-Dollar. Die Folge: MSCI (WKN:A0M63R), eine der führenden Institutionen für die Berechnung von Aktienindices, muss sie nach den eigenen Regeln in einige ihrer MSCI-Indices aufnehmen und zugehörige passive Fonds (ETFs) schwimmen seither auf der Welle mit. Dabei ist an der Geschichte mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas faul. ETF-Anleger sollte das nachdenklich machen.

Darum geht’s

Ding Yi Feng Group (eingetragen als Shenzhen Ding Yi Feng Assets Management) ist eine chinesische Vermögensverwaltung, die diversifiziert investiert. Zudem hat die Gruppe Auslandstöchter, darunter eine bedeutende Niederlassung in Singapur und seit 2015 eine Mehrheitsbeteiligung an der in Hongkong börsennotierten China Ding Yi Feng Holdings Limited, die bis November 2018 noch China Investment Fund International Holdings Limited hieß. Gleichzeitig wurde das Logo an den neuen Mutterkonzern angepasst.

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Gründer und Chairman Sui Guangyi gilt für manche – angeblich – als chinesisches Pendant zu Warren Buffett und George Soros. Er und seine Partnerin und Mitgründerin Ma Xiaoqiu haben die „Zen & I-Ching Investmenttheorie“ entwickelt und stellen in ihrer Selbstdarstellung Tugendhaftigkeit in tausendjähriger chinesischer und daoistischer Tradition ins Zentrum ihres Handelns. Beide führen auch die Aufsicht bei China Ding Yi Feng in Hongkong. Diese Aktie hat sich über die letzten Jahre verhundertfacht und ist seit Mitte 2017 in zwei Schüben wie eine Rakete vom Pennystock auf über 25 HK-Dollar nach oben geschossen.

Im September 2018 wurde das erhöhte Kursniveau für eine Kapitalerhöhung genutzt. Mit 19 Mio. Aktien zum Stückpreis von 10,53 HK-Dollar wurden 200 Mio. HK-Dollar (etwa 22,5 Mio. Euro) in die Kassen gespült.

Irgendetwas stimmt da nicht

Das Problem dabei ist, dass Investmentgesellschaften regelmäßig über den Wert ihrer Beteiligungen informieren müssen. Das waren zum Jahresende 2018 gerade einmal 0,30 HK-Dollar und am 31. Januar sogar nur noch 0,27 HK-Dollar je Aktie. Der exorbitanten Marktkapitalisierung stehen folglich nur Buchwerte in Höhe von gut einem Prozent gegenüber und das Unternehmen schreibt nicht einmal Gewinne. Das sieht bei Berkshire Hathaway (WKN:A0YJQ2) ganz anders aus.

Trotz dieser offensichtlichen Diskrepanz hat die Aktie Eingang in den einen oder anderen Index von MSCI gefunden. Weil Fondsanbieter versuchen, diese möglichst exakt nachbilden, sind sie fast gezwungen, bei China Ding Yi Feng einzusteigen. Anleger, die gerne international diversifizieren, sind damit möglicherweise an einem aus noch ungeklärten Gründen hochgepushten Unternehmen beteiligt, das voraussichtlich früher oder später wie ein Stein fallen wird.

Eine solche Situation wäre nicht nur schlecht für die betroffenen Anleger, sondern wirft auch ein schlechtes Licht auf passive Fonds insgesamt, deren starre Regeln sich über die Vernunft hinwegsetzen. Das muss daher keineswegs ein Einzelfall sein. Möglicherweise gelingt es zahlreichen Unternehmen, sich in MSCI-Indices zu schmuggeln, ohne bei näherer Betrachtung die Mindestqualität dafür zu haben, die man sich als Anleger wünscht.

ETF-Anleger aufgepasst!

Speziell zu China Ding Yi Feng kann auch ich nur spekulieren, was hinter der kuriosen Entwicklung der Aktie steckt. Zunächst wäre ein Computerfehler denkbar. Vielleicht hat ja jemand als Vermögen statt 27 HK-Cent versehentlich 27 HK-Dollar eingetragen, sodass ein automatisch handelndes System die Aktie immer für ein Schnäppchen gehalten hat. Da die Aktie nicht für Shortseller zugelassen ist, gibt es auch keine signifikante Gegenwehr.

Dass die Gesellschaft auf den Cayman Islands registriert ist, könnte andererseits ein Hinweis darauf sein, dass es mit der Tugendhaftigkeit doch nicht so weit her ist. Wird die Aktie etwa dafür benutzt, große Geldsummen zu verschieben? Organisiert Ding Yi Feng eine Art Pyramidensystem? Oder wurde von Anfang an darauf gesetzt, dass Index-Anbieter die Aktie aufnehmen und somit eine Welle in Gang setzen würden – auf Kosten unaufmerksamer passiver Investoren?

Auf alle Fälle zeigt dieses Beispiel mal wieder, dass Anleger bei ETFs sehr genau hinschauen sollten, was sie mit einem Investment bekommen. Wie bei Tütensuppen ist oft nicht das enthalten, was man von außen betrachtet erwarten würde. Toxische Komponenten verderben den Genuss.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Berkshire Hathaway (B-Aktien).



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