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Die nächste US-Wahl entscheidet nicht Russland, sondern China – was Anleger dazu wissen müssen

Trump
Foto: Getty Images

Vor drei Jahren hat Russland bekanntlich erfolgreich seine ausgefeilten Taktiken eingesetzt, um Donald Trump in das Präsidentenamt zu hieven. Nun sind die USA schon wieder im Wahlkampfmodus und die Opposition positioniert sich für die internen Vorwahlen.

Gleichzeitig facht Trump den Handelskrieg mit China wieder an, und das könnte Folgen haben, die auch an den internationalen Aktienmärkten nicht spurlos vorüberziehen werden — und letztlich ein entscheidender Faktor für die Wahl 2020 sein könnten.

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Darum geht’s

Eine der ersten Amtshandlungen des US-Regimes bestand darin, die Steuern zu senken, wovon vor allem die Wohlhabenden und die Konzerne profitierten. In der Folge klafften allerdings noch größere Löcher in den Staatskassen als zuvor, weshalb sich Trump ständig mit dem lästigen Kongress herumschlagen muss, um die Schuldengrenze anzuheben.

Zwischenzeitlich hat er allerdings gelernt, dass man über Zölle auf Importe bequem an große Summen Geld kommen kann. Es bietet sich an, den strategischen Konkurrenten China dafür bevorzugt ins Visier zu nehmen.

China hat nämlich den Fehler gemacht, zu ehrlich zu sein. Zuvor haben die Vertreter der Kommunistischen Partei großzügig den USA die Spitzenposition in der Welt überlassen. Aber mit dem Ausbau der Macht von Xi Jinping wurden auch neue Ansprüche formuliert. China will nicht mehr nur über die größte Produktionsbasis verfügen.

Vielmehr wurde 2018 in der „Made in China 2025“-Initiative das Ziel formuliert, bei zehn Hightech-Themen technologisch führend zu werden, darunter die Raumfahrttechnik und die immer wichtiger werdende künstliche Intelligenz. Das löste in den USA alte Reflexe aus — der „Sputnik-Moment“ spukte durch die Presse. Der Raumfahrterfolg der Sowjets vor gut 60 Jahren war ein Schock für die USA und hatte weitreichende Folgen.

Was das mit der Präsidentschaftswahl 2020 zu tun hat

Ob ein neuer Kalter Krieg ausreicht, um das deutlich bevölkerungsreichere China in Schach zu halten, ist fraglich, aber offenbar fällt dem US-Regime nicht viel anderes ein und die Zolleinnahmen kommen gelegen. Trotzdem wünscht man sich in Washington wahrscheinlich, dass China klein beigeben möge. Das wäre ein großer Erfolg, mit dem die Republikaner im Wahlkampf auftrumpfen könnten.

Aber dieses Wunschszenario wird sich so wohl nicht erfüllen. Vielmehr erwarten Marktbeobachter wie etwa Iris Pang von der ING Groep (WKN: 881111), dass China versuchen wird, das Thema auszusitzen, und nebenbei Gegenmaßnahmen implementiert, um der US-Wirtschaft in ähnlichem Maße zu schaden.

Ähnlich sieht man es bei der Citigroup (WKN: A1H92V), die davon ausgeht, dass die chinesische Regierung nach alternativen Möglichkeiten Ausschau halten wird, um das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten. Das könnte bedeuten, dass die Staatsausgaben gesteigert werden und der Konsum stimuliert wird sowie vertiefte Beziehungen zu anderen Regionen und Ländern aufgenommen werden. Auf alle Fälle gehe ich davon aus, dass die Chinesen versuchen werden sicherzustellen, dass die US-Wirtschaft den gleichen Schaden davonträgt wie sie selbst.

Bereits jetzt klagt die Agrarindustrie über die erschwerten Exportbedingungen und Geringverdiener müssen für China-Importe höhere Preise bezahlen. Bis zum Herbst 2020 könnten sich die Folgen noch erheblich auf die Gesamtwirtschaft ausweiten. Damit würde der wohl größte Faktor entfallen, der Trump an der Macht hält. Er hat China somit einen Hebel in die Hand gegeben, um entscheidenden Einfluss auf die nächsten Wahlen auszuüben.

Damit müssen Anleger rechnen

Selbst wenn auch von einem demokratischen US-Präsidenten durchaus eine bissige Politik gegen China zu erwarten ist, würde ich damit rechnen, dass er oder sie diplomatischer vorgehen werden. Den nach Stabilität strebenden Chinesen käme das entgegen, weshalb sie es sicherlich begrüßten, wenn Trump 2020 in Rente geschickt würde.

Für die derzeit beeinträchtigte deutsche Exportindustrie wäre es ebenfalls ein Segen, wenn die internationale Ordnung wieder hergestellt würde. Das ist allerdings nur ein Aspekt. Wichtig ist auch, was ein möglicher neuer Präsident sonst vorhat. Bei den beiden Debatten der 20 demokratischen Kandidaten Ende Juli konnte man dazu interessante Eindrücke gewinnen.

Da waren Grüne, die begeistert von einem gigantischen Klimaschutzplan und 100 % erneuerbarer Energie sprachen. Oder ein Liberaler, der damit rechnet, dass Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz viele Millionen gut bezahlte Jobs wegrationalisieren werden, weshalb er für ein bedingungsloses Grundeinkommen eintritt. Eine Linke wiederum setzte sich für das Zurechtstutzen des Militärs ein. Darüber hinaus gaben sich mehrere Kandidaten kampfbereit gegenüber einigen der mächtigsten Lobbys der USA wie etwa die Pharmaindustrie und das überteuerte Gesundheitswesen, den Waffenbesitzerverband NRA, die Finanzdienstleister oder gleich die ganze Wall Street.

Insgesamt schließe ich daraus, dass voraussichtlich internationale Wertschöpfungsketten wieder reibungsloser funktionieren würden, aber andererseits mit höheren Steuern für Gutverdiener und Konzerne sowie sinkenden Margen in gewissen Branchen zu rechnen ist. Experten wie Mark Mobius erwarten daher Verwerfungen an den Aktienmärkten, falls Trump verliert, weil davon auszugehen sei, dass sich sein Nachfolger weniger um den Dow-Jones-Chart kümmert. Da könnte etwas dran sein, aber es wäre wahrscheinlich eine ausgezeichnete Einstiegsgelegenheit.

Da Verlässlichkeit und Planbarkeit für deutsche Exporteure wichtiger ist als kurzfristig orientierte Steuergeschenke, schätze ich, dass die längerfristigen Auswirkungen für sie insgesamt positiv sein würden. Sollte gar einer der grünen Demokraten gewinnen, dann locken sogar glänzende Geschäfte für deutsche Energie- und Effizienztechnik. Auf Konzerne wie Roche (WKN: 855167), Goldman Sachs (WKN: 920332) oder Northrop Grumman (WKN: 851915) könnten schwierigere Marktbedingungen zukommen, aber beispielsweise für Siemens Gamesa (WKN: A0B5Z8), Gurit (WKN: 870988) und viele andere stünde eine Sonderkonjunktur an.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens Gamesa. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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