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Diese neuen Informationen haben das Potenzial, Wirecard zu zerstören

Tsunami-Warnung
Bild: Ralf Anders

An Wirecard (WKN: 747206) scheiden sich weiterhin die Geister. Die einen vertrauen dem Chef Markus Braun und konzentrieren sich auf die großartigen Wachstumspläne und die anderen begegnen dem Unternehmen mit zunehmenden Zweifeln angesichts der immer neuen Vorwürfe.

Für den neutralen Beobachter bleibt es schwierig, sich ein klares Bild zu machen. Je nachdem, was sich aus den neuesten Informationen entwickeln wird, könnte Wirecard allerdings in größte Probleme schlittern.

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Worum es nun geht

Obwohl der Kurs der Wirecard-Aktie sich seit den Hochs vom Herbst 2018 nahezu halbiert hat, verfügen diverse Leerverkäufer noch immer über stattliche Positionen. Schon allein bei den fünf über der Meldeschwelle sind es zusammen mehr als 4 %. Einige davon haben über die letzten Wochen noch mal aufgestockt. Offenbar sehen sie durchaus noch weiteres Abwärtspotenzial, obwohl die rein operative Geschäftsentwicklung dem Anschein nach eine komfortable Unterstützung bietet.

Folglich kalkulieren sie wohl ein, dass das dicke Ende bei der „Causa Wirecard“ erst noch kommt. Vorgeworfen wurde dem Unternehmen schon alles Mögliche, von fragwürdigen Geschäftspraktiken bis hin zu Bilanzunregelmäßigkeiten. Außer einigen diskussionswürdigen Indizien kam bisher allerdings nichts heraus, sodass die Regel „Im Zweifel für den Angeklagten“ gilt.

Nachdem die älteren Angriffe zunächst weitgehend ins Leere liefen, gibt es jetzt neue Munition: Am 11. Januar wendete sich das Fachmedium FINANCE aus dem F.A.Z.-Fachverlag an die Öffentlichkeit. Einer seiner Journalisten, der detailreich, aber weitgehend neutral über die Vorgänge bei Wirecard berichtete, soll ins Visier von geheimdienstlich arbeitenden Privatdetektiven geraten sein. Sie wurden beauftragt, herauszufinden, wer und was hinter dem Zatarra-Bericht steckte.

Die Absicht, Licht in das Dunkel zu bekommen, ist natürlich legitim, denn im Fall, dass Wirecard jederzeit gesetzestreu gehandelt hatte, haben wahrscheinlich auf der anderen Seite Leute zum Schaden des Unternehmens Dreck am Stecken, was kaum weniger brisant wäre. Allerdings wirft die Wahl der Mittel, die ein dem FINANCE-Journalisten zugespieltes Dokument nahelegt, ernsthafte Fragen auf. Es verwundert daher nicht, dass dieser nun in Frankfurt Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt hat, um den Umfang der Ausspähaktion und die Verantwortlichkeiten aufklären zu lassen.

Warum jetzt alles anders ist

Bisher habe ich mich bei der Einschätzung von Wirecard meist auf das Operative beschränkt. Der Hype von 2018 war mir suspekt und ich sehe weiterhin erhebliche Wettbewerbsrisiken – für mich Grund genug, um die Aktie von der Seitenlinie aus zu verfolgen. Was die möglichen Unregelmäßigkeiten bei einer Auslandstochter angeht, machte ich mir keine allzu große Sorgen. Das erschien beherrschbar.

Aber wenn Wirecard die in dem zugespielten Dokument vorgeschlagenen Methoden bei den Detektiven in Auftrag gegeben hat, dann wäre das ein dickes Ding. Schon allein die private Beschattung von Journalisten ist zumindest grenzwertig. Dass dafür zudem illegale Technik wie etwa ein WLAN-Rucksack zum Abgreifen von Smartphone-Daten eingesetzt werden sollte, ist schon sehr bemerkenswert.

Wenn sich das bewahrheitet, dann ging es möglicherweise weniger um Zatarra und die Hedgefonds, sondern vielmehr darum, Wirecard-Insider ausfindig zu machen, die diesen gegebenenfalls Informationen zugespielt haben könnten. Was dem einen der Whistleblower, ist dem anderen der Nestbeschmutzer. Aber kann das wirklich sein? Vielleicht waren es auch nur die Gedankenspiele eines übermotivierten Mitarbeiters der Detektiv-Organisation.

Allerdings ist mir eine weitere Sache aufgefallen: Über das Abgreifen von SWIFT-Daten sollten Informationen über die verdächtigten Verschwörer im Umfeld von Zatarra und der „Financial Times“ gesammelt werden. Mir persönlich ist schon unwohl dabei, dass staatliche Stellen, insbesondere aus den USA, so tiefen Einblick in die individuellen Zahlungsströme weltweit haben.

Aber wenn sich nun zeigt, dass ein Privatunternehmen, das sein Geld mit der Organisation ebensolcher Zahlungsströme macht, seine Position dazu missbrauchen kann, um Einzelpersonen zu überwachen, dann wäre das schon heftig. Die Detektive selbst wären dazu vermutlich kaum in der Lage, sodass der Vorschlag sicherlich die Zusammenarbeit mit entsprechenden Wirecard-Kapazitäten umfasste.

Ich denke, dass das Wirecard-Haus im allerschlimmsten Fall in sich zusammenfallen könnte, aber wir wollen natürlich lieber hoffen, dass die zwielichtigen Hedgefonds den Schwarzen Peter in diesem Krimi haben.

Was Anleger jetzt tun sollten

Als Folge der Strafanzeige ist damit zu rechnen, dass die Staatsanwaltschaft sich nun mit Nachdruck dieser Sache annimmt. Dass dabei aber sehr schnell etwas Greifbares herauskommt, ist kaum zu erwarten. Vielmehr dürfte sich der Prozess der Wahrheitsfindung über mehrere Quartale hinweg hinziehen. Währenddessen ist absehbar, dass Wirecard nicht zur Ruhe kommen wird und es ist nicht auszuschließen, dass darunter auch das operative Geschäft leidet.

Von daher besteht trotz des reduzierten Kursniveaus keine Eile, hier einzusteigen. Selbst wenn sich sämtliche Vorwürfe letztlich in Luft auflösen würden – was mittlerweile aus meiner Sicht eher unwahrscheinlich ist –, muss Wirecard immer noch Höchstleistungen erbringen, um eine Marktkapitalisierung von aktuell knapp 14 Mrd. Euro zu rechtfertigen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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