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2 Meinungen zum DAX: Zieht der Leitindex weiter nach oben oder folgt der nächste Crash?

am Scheideweg Depot
Foto: Getty Images

Die weltweiten Aktienmärkte sind nach wie vor sehr von Volatilität geprägt und auch unser heimischer Leitindex, der DAX, zieht einen Tag nach oben, um am anderen Tag wieder nachzugeben. Die entscheidende Frage, über die sich möglicherweise viele Investoren den Kopf zerbrechen, ist, wie sich der DAX kurz- bis mittelfristig entwickeln wird.

Langfristig gesehen, das ist für uns Fools klar, gibt es nur eine Richtung: nach oben. Zwei unserer Analysten haben jedoch die Köpfe zusammengesteckt und möchten nachfolgend vorsichtig abwägen, welchen Trend der DAX auf kurze Sicht einschlagen könnte.

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Keine Sorge, wir sind bei Motley Fool nicht zu Day-Tradern geworden, aber wie jeder weiß, wird der Gewinn im Einkauf gemacht. Deshalb möchten wir versuchen einzuschätzen, ob die Rallye ab jetzt losgeht oder ob die jüngsten, positiven Impulse nur die Ruhe vor dem Sturm waren und es demnächst wieder einen Crash geben könnte.

Der Markt scheint nach wie vor überkauft zu sein

Caio Reimertshofer: Es ist kein Geheimnis, dass die Börse ihren eigenen Kopf hat. Analysten und Crashgurus, die ihr Glück versucht haben, den Markt zu timen, sind fast immer kläglich gescheitert. Wenn es einer mal richtig vorhergesagt hat, dann nur, weil die Börse aus reinem Glück seiner Vorhersage gefolgt ist.

Für mich ist jedoch auch klar, dass man gewisse Tendenzen ablesen kann und es unweigerliche Faktoren gibt, die darauf hinweisen können, wie der Markt situiert ist. Dadurch lässt sich natürlich nicht sagen, wann die Kurse hoch- oder runtergehen werden (das kann niemand!), allerdings kann man durchaus Einschätzungen darüber erlangen, wohin der Weg kurz- und mittelfristig gehen könnte.

Wenn man davon ausgeht, dass die Faktoren Geld und Psychologie an der Börse eine große Rolle spielen, kann man zurzeit auf folgende Schlussfolgerung kommen: Durch die abgesenkten Zinsen ist der Geldhahn sowohl in Europa als auch (wieder) in Amerika aufgedreht, Geld ist also zur Genüge vorhanden. Durch die Coronakrise schießen die Staatslenker sogar noch weitere Milliarden in die Konjunktur, um einen Zusammenbruch zu vermeiden.

Die Psychologie an den Börsen war vor der Coronakrise ebenfalls sehr positiv, was zu immer höheren Kursständen geführt hat, vor allem in den USA. Als das Coronavirus ausgebrochen ist und die Folgen des Virus angefangen haben, auch in der Wirtschaft anzukommen, ist diese positive Stimmung umgekippt, was zu den entsprechenden Kursstürzen geführt hat, die wir vor allem gegen Mitte März gesehen haben.

Damit die Stimmung, durch die Angst getrieben, nicht ins Bodenlose fällt, hat man eben angefangen, massiv Geld in den Markt zu pumpen. Somit konnte man meiner Meinung nach wieder für leicht anziehende Kurse sorgen.

Meines Erachtens ist das jedoch nur eine Verschleppung des Problems, da der Markt vor der Krise für mich eindeutig überkauft war. Das bedeutet, dass die meisten hartgesottenen Anleger bereits ihre Positionen aufgelöst und an die zittrigen Anleger verkauft haben. Diese haben fortan täglich einen noch zittrigeren Anleger gesucht, der ihnen die Anteile für einen noch höheren, absolut überbewerteten Preis abkauft.

Sobald sich keine (noch dümmeren) Käufer mehr finden lassen, werden zittrige Anleger nervös und werfen die Anteile zu Dumping-Preisen auf den Markt (Angebot und Nachfrage). Genau das ist meiner Meinung nach passiert, als die schlechten Nachrichten wegen Corona um die Welt gegangen sind. Und diese schlechten Nachrichten werden wohl auch weiterhin anhalten, solange kein Heilmittel gegen das Virus gefunden wird und die wirtschaftliche Situation sich nicht erholen kann.

Die Kurse laufen nicht weg

Ralf Anders: Ob noch mal ein richtig übler Einbruch kommt, bin ich mir nicht sicher. Allerdings bin ich sehr überzeugt davon, dass die Erholungsrallye seit Mitte März so nicht weitergehen wird. Dafür sind die Risiken einfach zu hoch. In den USA notieren viele Kurse schon wieder im Bereich der Allzeithochs, obwohl wichtige Branchen wie die („analoge“) Unterhaltungsindustrie, Erdöl und Transport größte Probleme haben und Hunderttausende von Kleinbetrieben vor dem Aus stehen.

In China scheint es wieder aufwärtszugehen, aber der Schein könnte trügen. Schon Ende 2019, als die Wirtschaft noch rundlief, wurde diskutiert, dass viele der dortigen Regionalbanken ziemlich marode sind. Da kann ich mir schwer vorstellen, dass die aktuelle Krise ohne schwerwiegende Folgen bleibt, Dominoeffekte inklusive.

Selbst wenn DAX-Konzerne im Vergleich überwiegend solide dastehen, werden sich die Aktienkurse nicht einem erneuten Abverkauf in Übersee entziehen können, zumal die Lage im europäischen Umfeld ja auch nicht ohne ist und COVID-19 uns alle noch mindestens bis nächstes Jahr beschäftigen wird.

Für Anleger folgt daraus, dass sie sich entspannt auf Schnäppchenjagd begeben können. Man muss jetzt nicht den gestiegenen Kursen hinterherrennen. Vielmehr gilt es, sich flexibel aufzustellen. Das bedeutet, sich einige Favoriten in einer Watchlist zusammenzustellen und dann zu verschiedenen Zeitpunkten bei zurückkommenden Kursen zuzugreifen. Egal ob ein zweiter Crash kommt oder eine eher langweilig schwankende Seitwärtsphase, so wird man Schritt für Schritt ein günstiges Portfolio aufbauen können.

Neben DAX-ETFs und starken Einzelwerten wie Covestro (WKN: 606214), Deutsche Telekom (WKN: 555750) oder SAP (WKN: 716460) bieten sich dafür aktuell übrigens auch Discount-Zertifikate an, die in solch volatilen Phasen gute Chancen auf eine Überrendite bieten.

Es wird weiter gezittert …

Caio Reimertshofer: Ralf, deinen Ausführungen kann ich nur beipflichten. Gestiegenen Kursen hinterherzurennen wäre nicht nur Unfoolish, sondern man würde sich auch gleichzeitig bei den zittrigen Anlegern einreihen.

Denn trotz der vergangenen Abverkäufe sind meiner Meinung nach die meisten Papiere immer noch in zittrigen Händen. Sobald der Geldhahn nur ansatzweise zugedreht wird und/oder schlechte Nachrichten folgen, wie beispielsweise eine immer höher werdende US-Arbeitslosigkeit, ist die Gefahr hoch, dass wieder stark verkauft wird.

Daher ist es total sinnvoll, eine Watchlist zu haben, bei der man sich nach und nach zu fairen Preisen mit Aktien von großartigen Unternehmen eindeckt.

… und wild spekuliert

Ralf Anders: Zu einem größeren Anteil zittriger Anleger gesellen sich bestimmt auch viele hartgesottene Trader, aber das macht die Situation nicht besser. Zwar darf man nicht vergessen, dass es durchaus Argumente gibt, die die optisch teuren Aktienkurse rechtfertigen – Minuszinsen, mangelnde Alternativen, Inflationsschutz etc. –, aber dass Kurse während eines anhaltend negativen Nachrichtenstroms nachhaltig steigen, wäre ein Novum. Von daher sind wir uns im Wesentlichen einig.

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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.

Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.

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Caio Reimertshofer besitzt Aktien der Deutsche Telekom. Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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