Warum die Wirecard-Aktie tatsächlich auf 0 Euro fallen könnte!
Die Finanzzeitung „Financial Times“ deckte frühzeitig Ungereimtheiten bei der Wirecard (WKN: 747206)-Aktie auf. Dass viele Aktionäre die Kritik nicht verstanden haben, ist verständlich, denn oft verlieben wir uns in Aktien (was wir niemals tun sollten), aber dass auch Staatsanwaltschaft und die BaFin eher an eine Verschwörung gegen den aufstrebenden Zahlungsdienstleister glaubten, ist wiederum nicht verständlich.
Sie müssen kritisch sein und in diesen Fällen zumindest Überprüfungen einleiten. Stattdessen wurde gegen die „Financial Times“ und Hedgefonds ermittelt. Mittlerweile mussten die Wirecard AG und einige ihrer Tochtergesellschaften Insolvenz anmelden. Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat sich für den Weg eines Verkaufs von Unternehmensteilen entschieden.
„Financial Times“ deckt weitere Probleme auf
Doch er könnte sehr negativ überrascht werden, wie nun ein weiteren „Financial Times“-Artikel deutlich macht. Die Zeitung scheint mehr Einblick in den 274 Seiten umfassenden KPMG-Sonderbericht über Wirecard zu besitzen, der für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.
So will die Finanzzeitung nun herausgelesen haben, dass auch Wirecards Europa- und Amerikageschäft seit Jahren nur Verluste schreibt. Bisher ging selbst die Konkurrenz davon aus, dass zumindest hier hohe Gewinne erzielt wurden, und meldeten deshalb ihr Kaufinteresse an.
Wie sich bereits vorher herausstellte, war das asiatische Drittpartnergeschäft, das nach offiziellen Angaben für einen Großteil der Konzerngewinne verantwortlich sein sollte, fast vollständig erfunden. Es existiert zu großen Teilen nicht.
Wirecard ist wahrscheinlich wertlos
Wenn also nun auch noch das Europa- und Amerikageschäft unprofitabel sein sollte, könnte Michael Jaffé seine Arbeit sehr schnell wieder einstellen, denn daran wird kein anderes Unternehmen Interesse haben. Weitere Vermögenswerte, wie sie produzierende Unternehmen vorweisen könnten, besitzt Wirecard ebenfalls nicht. Deshalb könnte die Wirecard-Aktie tatsächlich bald wertlos werden.
Die Manipulationen sollen bereits 2014 begonnen haben. Während der Konzern immer weiter steigende Gewinne auswies, die sich bis 2025 verfünffachen sollten, wurde beispielsweise 2018 von den unter direkter Wirecard-Kontrolle stehenden Geschäften tatsächlich ein Verlust in Höhe von 74 Mio. Euro erwirtschaftet.
Offiziell wurde dieser Verlust durch die „Gewinne“ aus dem Drittpartnergeschäft mehr als ausgeglichen. 2016 sollen alle Bereiche außerhalb des Drittpartnergeschäfts nur 8 % zum Nettogewinn beigetragen haben, was darauf schließen lässt, dass Wirecard tatsächlich sehr wenig verdient hat. Dies alles soll im KPMG-Bericht nachzulesen sein.
Auf der Suche nach den Hauptverantwortlichen
Einer der Hauptverdächtigen im Wirecard-Skandal ist Jan Marsalek, der das Drittpartnergeschäft organisiert und aufgebaut hat. Er wird derzeit auf den Philippinen oder in China vermutet. Aber dies sind nur Vermutungen, denn die Einreisebestätigungen wurden nach offiziellen philippinischen Angaben von den eigenen Beamten gefälscht.
Auf kontrollierten Kamerabewegungen war er hingegen nicht zu sehen. Dies legt den Schluss nahe, dass er sich tatsächlich in einem ganz anderen Land aufhält. Jan Marsalek verfügt über Kontakte zu zahlreichen Staatsbeamten aus verschiedenen Ländern, die ihn bei seiner Flucht unterstützt haben sollen. Es wird vermutet, dass er Wirecard insgesamt einen dreistelligen Millionenbetrag entzogt hat.
Unterdessen hat sich ein weiterer Wirecard-Manager den Behörden gestellt. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Leiter von Wirecards angeblich größter Tochter, der Cardsystems Middle East. Sie war in Dubai ansässig und wurde zuletzt aufgelöst, wahrscheinlich um Spuren zu verwischen. Der Name des Mannes wurde bisher nicht bekannt. Ihm wird Betrug und Beihilfe zu weiteren Straftaten vorgeworfen.
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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.