Airbus und Boeing: Verpuffen die Orders jetzt ohne Umsatz?

Die Luftfahrtbranche steckt in der tiefsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Weltweit müssen Airlines ihre Flugzeuge am Boden halten, da die Nachfrage massiv eingebrochen ist. Einige von ihnen werden in den nächsten Jahren vom Markt verschwinden. Ein Großteil der übrigen Fluglinien wird nach der Krise deutlich kleiner sein als vorher. Der unerwartete Nachfrageeinbruch hat enorme finanzielle Konsequenzen. Überall auf der Welt werden die Fluglinien mit staatlichen Hilfen aufgepäppelt und müssen nun Überkapazitäten abbauen. Airbus und Boeing trifft das als Lieferanten der Flugzeuge besonders hart.
Airlines stornieren reihenweise Orders
Die Tausende Orders bei den Flugzeugherstellern kommen da ziemlich ungelegen. Allein Airbus (WKN:938914) hatte zum Stichtag 31. Mai einen Backlog von 7.621 Flugzeugen in den Büchern stehen. Der Flugzeuggigant hat zwar im letzten Jahr 863 Flugzeuge an Kunden ausgeliefert. Theoretisch hätte man also genügend Arbeit für die nächsten neun Jahre. Die Krise hat nun aber dazu geführt, dass die Orders reihenweise storniert werden.
Für Airbus und Boeing (WKN:850471) ist das eine Katastrophe. Die beiden großen Hersteller und ihre Zulieferer haben über die letzten Jahre alles daran gesetzt, ihre Fertigungskapazitäten zu erweitern, um die Orders zu erfüllen, die sich über die Jahre aufgestaut haben. Da jetzt plötzlich Hunderte Orders wieder storniert werden, drohen sie auf den Kosten für die erhöhten Kapazitäten sitzen zu bleiben. Da stellt sich die Frage, ob die Orderbücher dann überhaupt noch etwas wert sind …
Sind die Orderbücher bald leergefegt?
Die Antwort darauf ist ein klares Jein. Die Orderbücher werden sich sicherlich nicht plötzlich in Luft auflösen. Damit sind die Orders auch weiterhin ein wichtiger Indikator für das zukünftige Geschäft. Bisher scheint die Situation auch halb so schlimm zu sein. Airbus hat das Orderbuch bis Ende Mai beispielsweise noch um 299 Flugzeuge vergrößern können.
Die große Frage ist vielmehr, wie viel sie in naher Zukunft wert sein werden. Leider kann niemand diese Frage wirklich beantworten, was aber auch nicht schlimm ist. Wichtig ist, dass die Airlines weltweit auch in Zukunft Flugzeuge bei Boeing und Airbus kaufen werden. In den nächsten Monaten wird man zwar versuchen, keine der bestellten Flugzeuge entgegenzunehmen, um die Flotte nicht unnötig zu vergrößern. Über die nächsten Jahre müssen aber viele der Flugzeuge aus Altersgründen ausgemustert und durch neue Modelle ersetzt werden.
Die Lufthansa (WKN:823212) hat gerade erst angekündigt, dass mit den staatlichen Hilfen auch Investitionen finanziert werden. Bis einschließlich 2023 will sie 80 neue Flugzeuge in die Flotte aufnehmen. Das ist zwar nur die Hälfte des ursprünglich geplanten Investitionsvolumens, stellt aber immer noch eine erhebliche Investition dar. Daraus lässt sich ablesen, dass auch andere Airlines über die kommenden Jahre Flugzeuge in signifikanten Stückzahlen kaufen werden.
Die Hersteller werden ihre Produktionskapazitäten trotzdem erst einmal herunterfahren, um auf der sicheren Seite zu sein. Alles andere wäre in der aktuellen Situation unverantwortlich, wenn nicht klar ist, wie groß die Nachfrage sein wird. Der Umsatz dürfte auf absehbare Zukunft aber gesichert sein.
Börsenkurse weit unter Rekordständen
Insgesamt werden Airbus und Boeing über die nächsten Jahre also wahrscheinlich genügend zu tun haben. Das könnte früher oder später den Aktienkursen unter die Arme greifen. Die sind in den letzten Monaten aufgrund der Unsicherheit massiv unter die Räder gekommen. Beide liegen auf Jahressicht um knapp 50 % im Minus (Stand: 09.07.2020). Zweifellos werden die nächsten Monate nicht einfach. Aber langfristig dürften sie an den benötigten Ersatzflugzeugen weiterhin gut verdienen.
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Dennis Zeipert besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.