Noch vor Tesla: Bringt Volkswagen Billigstromer durch die Hintertür?

Designskizze des neuen Volkswagen Golf in Grau- und Silbertönen
Foto: Volkswagen AG

Seitdem der e-Up und seine Schwestermodelle nicht mehr gefertigt werden, müssen Kaufinteressenten beim VW-Konzern tief in die Tasche greifen. Selbst für einen Skoda Enyaq muss man deutlich mehr als 40.000 in die Hand nehmen. In der Liste der 30 günstigsten Elektroautos des ADAC ist der CUPRA Born auf Platz 10 mit einem Grundpreis von 39.370 Euro verzeichnet. Volkswagen (WKN: 766403) hat offenbar keine Stromer für weniger betuchte Autofahrer im Angebot. Und laut offizieller Mitteilungen soll sich daran in diesem und voraussichtlich auch im nächsten Jahr nicht viel ändern – zumindest, was die Kernmarken angeht. Denn Billigstromer aus dem Beteiligungsportfolio von VW sind bereits in Europa gelandet!

Die offiziellen Pläne

Wenn es um günstige Elektroautos aus dem Hause Volkswagen geht, dann kommt mir zunächst die Studie ID.2all in den Sinn, welche die Basis für den kommenden VW ID.2 sein wird. Das Modell nutzt den neuen Modularen Elektrobaukasten (MEB) in der kleinen Version und war ursprünglich für 2025 geplant. Auto Motor und Sport hat allerdings berichtet, dass es eher so sein wird, dass Ende 2025 Bestellungen dafür angenommen werden. Die ersten Auslieferungen finden dann erst im Laufe des ersten Halbjahres 2026 statt.

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Den Einstiegspreis von knapp 25.000 Euro werden sich sicherlich mehr Leute leisten können, aber ich würde das Modell immer noch nicht als Billigstromer bezeichnen. Da hilft es auch nicht, wenn eines der Schwestermodelle, wie etwa der ebenfalls bereits angekündigte Skoda Epiq, vielleicht noch für ein paar Euro weniger zu haben sind.

Wirklich erschwinglich wird dann erst der ID.1, soweit die Preisvorstellung von rund 20.000 Euro eingehalten werden kann. Dieses Modell kommt aber erst 2027. Gut möglich, dass Käufer sogar bis 2028 warten müssen, bis sie solch ein Fahrzeug tatsächlich fahren dürfen.

Ähnlich sieht es bei Volkswagen China aus, von der Ende 2023 bekannt wurde, dass sie dabei ist, eine Low-Cost-Plattform speziell für den chinesischen Markt zu entwickeln. Erste Ergebnisse sind frühestens in zwei Jahren zu erwarten, in Kooperation mit den lokalen Partnern SAIC und FAW.

Inoffiziell sieht es so aus bei Volkswagen China

Es gibt noch einen dritten China-Partner: die Anhui Jianghuai Automobile Group, bekannt als JAC Group. An der Anhui Jianghuai Automobile Group Holding hält Volkswagen China 50 % der Anteile. Und die Marke JAC ist seit Kurzem in der Schweiz gestartet. Zum Preis von gut 17.000 Schweizer Franken (rund 18.000 Euro) gibt es dort mit dem e-JS1 das aktuell günstigste Elektromodell, das in der Schweiz erhältlich ist.

Damit gibt es definitiv wieder ein preiswertes Elektroauto aus dem Beteiligungsportfolio von Volkswagen. Aber wie viel VW steckt dort wirklich drin? Offiziell wird JAC jedenfalls nicht als Marke des Konzerns geführt. Unter den lokalen Marken von Volkswagen China befindet sich nur Jetta. Früher gab es auch mal die Marke SOL, welche auf SEAT-Designs aufsetzte und später in Sehol und Yiwei umbenannt wurde.

JAC Yiwei wurde kürzlich dadurch bekannt, dass es mit dem Export von Elektroautos mit Natrium-Ionen-Batterie startete. Die Submarke steckt auch hinter dem JAC e-JS1, der in der Schweiz angeboten wird und auf den E10X zurückgeht. Das Modell wird zwar auf einer Elektroplattform von JAC gebaut, aber ein bisschen SEAT steckt sicherlich noch drin.

So stark ist Volkswagen an JAC beteiligt

Es herrscht etwas Verwirrung, wie viel Volkswagen mit JAC tatsächlich zu tun hat. Der Importeur JAC Schweiz weist eifrig darauf hin, dass „Die VW-Gruppe 75% am Joint Venture mit JAC hält.“ Das ist nicht falsch. Es gibt ein Joint Venture in Anhui, an dem VW China drei Viertel hält und JAC das restliche Viertel. Allerdings: An dessen hochautomatisietem Produktionsstandort werden künftig Elektroautos der Marken Skoda und VW vom Band laufen. Mit den Marken der JAC-Gruppe wird es nichts zu tun haben.

Allerdings ist Volkswagen ja auch noch zu 50 % an Anhui Jianghuai Automobile Group Holding beteiligt. Staatliche Investoren der Anhui-Provinz halten die andere Hälfte. Bedeutet das, dass dem VW-Konzern 50 % an der JAC-Gruppe gehört? Zumindest kann man in einigen Presseartikeln genau das nachlesen. JAC, eine Marke mit voller Rückendeckung von VW, so steht es dort, schwarz auf weiß.

Das allerdings ist falsch. Die Holding hält nämlich nur einen Minderheitsanteil von gut einem Viertel an der JAC-Gruppe, VW gehört folglich lediglich etwa ein Siebtel. Die Anhui Jianghuai Automobile Group ist in Shanghai börsennotiert. Laut öffentlich zugänglichen Informationen werden rund 62 % der Aktien von freien Aktionären gehalten. Zudem gibt es weitere staatliche Anteilseigner.

Zusammengefasst

JAC und Volkswagen China sind strategische Partner, die ein gemeinsames Elektroautowerk betreiben. Das Modell JAC e-JS1 geht entfernt auf ein SEAT-Design zurück, wird allerdings in einem anderen Werk gebaut und befindet sich unter voller Verantwortung von JAC. Als Großaktionär kann Volkswagen China einen gewissen Einfluss auf JAC ausüben, aber die Marke gehört nicht zum Konzern. Selbst eine Sperrminorität besteht nur, soweit man sich mit den Repräsentanten der Anhui-Provinz einig ist.

Dennoch könnte es für VW nützlich sein, diese „Waffe“ im Arsenal haben. Sollten Tesla (WKN: A1CX3T) und zahlreiche andere Marken im kommenden Jahr im unteren Preissegment im großen Stil angreifen, dann steht der VW-Konzern selbst zunächst blank da. Über JAC könnte er zumindest den Wettbewerb anheizen und Margendruck ausüben. Außerdem könnte VW im Erfolgsfall einen schönen Buchgewinn verzeichnen. Im Moment ist die Beteiligung etwa eine halbe Milliarde Euro wert.

Wichtiger für Volkswagens China-Geschäft ist aber zweifellos, dass der Produktionsstandort in Anhui schon bald voll ausgelastet Elektromodelle der eigenen Marken ausspuckt.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Tesla.



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