Warum du die SAP-Aktie überschätzt – Zahlen und Fakten, die du kennen musst

Ein Clown schaut mit ernster, betrübter Mine drein
Foto: Gerd Altmann via Pixabay

Die SAP-Aktie (WKN: 716460) hat in den vergangenen Monaten stark zugelegt. Viele Anleger fragen sich, ob diese Bewertung gerechtfertigt ist. Trotz solider Geschäftszahlen und kontinuierlicher Dividendenzahlungen gibt es Hinweise darauf, dass die Aktie möglicherweise überbewertet ist – und das könnte Risiken für Investoren bergen.

Also: Ist die SAP-Aktie vielleicht schon zu teuer, und was bedeutet das für deine Investitionsstrategie? Ich zeige dir die wichtigsten Kennzahlen und Fakten zur aktuellen Bewertung von SAP, damit du eine fundierte Entscheidung treffen kannst.

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So läuft es bei SAP

SAP, ein weltweit führender Anbieter von Unternehmenssoftware, ist bekannt für seine leistungsstarken ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning), die in vielen großen Unternehmen als Rückgrat der Geschäftsprozesse dienen. Mit einem Umsatz von 31,2 Mrd. Euro im letzten Geschäftsjahr hat SAP eine solide Basis, auf der es weiter wachsen kann. Die jüngste Übernahme von Walkme, einem führenden Anbieter von Digital-Adoption-Plattformen, für 1,5 Mrd. US-Dollar zeigt, dass SAP weiterhin aktiv in seine Zukunft investiert. Doch was bedeutet diese Übernahme für das Unternehmen und seine Aktionäre?

Die strategische Bedeutung der Walkme-Übernahme

Die Übernahme von Walkme ist ein bedeutender Schritt für SAP, um seine Position im Bereich der Unternehmenssoftware weiter zu stärken. Walkme bietet Lösungen, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Mitarbeiter effizienter und schneller in neue Software-Systeme einzuarbeiten. Diese sogenannten Digital-Adoption-Plattformen (DAP) ersetzen zunehmend traditionelle Schulungen, indem sie interaktive Anleitungen und Echtzeit-Unterstützung bieten. Für SAP bedeutet dies, dass das Unternehmen sein Angebot erweitern und seinen Kunden einen noch größeren Mehrwert bieten kann.

Mit dieser Akquisition hat SAP die Möglichkeit, zusätzliche Märkte zu erschließen und neue Kunden zu gewinnen. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der die digitale Transformation in Unternehmen immer schneller voranschreitet. Das Bundeskartellamt hat bestätigt, dass der Markt für solche Lösungen weiterhin stark wachsen wird, was das Potenzial der Walkme-Übernahme weiter unterstreicht.

Das sind die SAP-Wachstumstreiber

Ein wichtiger Grund, warum SAP für Anleger interessant ist, liegt im starken Wachstum des Cloud-Geschäfts und der zunehmenden Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in das Produktportfolio. Im zweiten Quartal 2024 verzeichnete SAP ein Umsatzwachstum von 10 % auf währungsbereinigter Basis, wobei allein das Cloud-Geschäft um beeindruckende 25 % zulegte. Besonders hervorzuheben ist das Wachstum im Bereich der S/4HANA Cloud, das mit 33 % die Erwartungen deutlich übertraf.

Die Integration von KI in die Angebote von SAP hat das Potenzial, das Geschäft weiter voranzutreiben. Rund 20 % aller neuen Verträge enthalten mittlerweile Premium-KI-Funktionen, die den Kunden helfen, ihre Geschäftsprozesse zu optimieren und bessere Entscheidungen zu treffen. Diese Entwicklung zeigt, dass SAP nicht nur mit dem Markt Schritt hält, sondern auch aktiv neue Technologien einführt, um seinen Kunden einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Verbessertes Margenprofil durch Restrukturierung

SAP hat in den vergangenen Jahren eine umfassende Restrukturierung durchgeführt, die nun Früchte trägt. Im zweiten Quartal 2024 stieg die EBIT-Marge (Earnings Before Interest and Taxes) von 19,1 auf 23,4 %. Die EBITDA-Marge (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, and Amortization) stieg von 23,5 auf 24,9 %.

Diese steigenden Margen sind ein klares Indiz dafür, dass SAP seine internen Prozesse optimiert hat und jetzt in der Lage ist, höhere Gewinne zu erzielen. Für dich als Anleger bedeutet dies, dass das Unternehmen in einer guten Position ist, um in den kommenden Jahren weiter zu wachsen und seine Profitabilität zu steigern.

SAP hat in den vergangenen Jahren auch erhebliche Fortschritte beim Schuldenabbau gemacht. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA ist von 0,44 im Jahr 2022 auf -0,35 im vergangenen Jahr gesunken, was bedeutet, dass SAP mehr liquide Mittel als Schulden hat. Diese solide finanzielle Grundlage gibt SAP nicht nur Stabilität, sondern auch die Möglichkeit, in Zukunft weiter zu investieren, ohne sich übermäßig zu verschulden.

Ein solides Schuldenmanagement ist für jedes Unternehmen von großer Bedeutung, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten. SAPs Fähigkeit, seine Verschuldung zu reduzieren und gleichzeitig einen positiven Cashflow zu generieren, ist ein starkes Zeichen dafür, dass das Unternehmen finanziell gut aufgestellt ist.

Herausforderungen bei der Eigenkapitalrendite

Trotz der positiven Entwicklungen in vielen Bereichen gibt es auch Herausforderungen, speziell bei der Eigenkapitalrendite (Return on Equity, ROE). Diese ist im letzten Jahr auf 6,1 % gesunken, was deutlich unter den Werten früherer Jahre liegt. Eine sinkende Eigenkapitalrendite könnte darauf hindeuten, dass das Unternehmen zwar profitabler arbeitet, aber gleichzeitig höhere Kosten oder Herausforderungen bei der Kapitalverwendung hat. Du solltest diesen Punkt im Auge behalten, da eine niedrige Eigenkapitalrendite langfristig die Gesamtrendite auf deine Investition beeinflussen könnte.

Das Cloud-Geschäft spielt zwar eine wichtige Rolle für das zukünftige Wachstum von SAP, aber es gibt keine Garantie dafür, dass dieser Trend langfristig anhält. Sollten sich die Wachstumsraten im Cloud-Segment abschwächen, könnte dies die gesamte Umsatzentwicklung von SAP negativ beeinflussen. Für dich als Investor bedeutet dies, dass es wichtig ist, die Markttrends genau zu beobachten und abzuwägen, ob SAP in der Lage ist, neue Wachstumsquellen zu erschließen.

Konkurrenzdruck und Wachstumsgrenzen

Trotz der vielen positiven Aspekte gibt es auch Risiken, die du als Investor bei SAP beachten solltest. Eines der größten Risiken ist der zunehmende Konkurrenzdruck im Markt für Unternehmenssoftware. SAP ist zwar ein dominanter Player im ERP-Bereich, aber es gibt erhebliche Konkurrenz durch andere große Technologieunternehmen wie Oracle und Workday.

Ein weiteres Risiko ist die Frage, ob SAP das Ende seines Wachstums erreicht hat. Obwohl das Unternehmen im Cloud-Bereich beeindruckende Wachstumsraten von über 25 % verzeichnet, wächst der Gesamtumsatz „nur“ um etwa 10 % pro Jahr. Dies könnte darauf hindeuten, dass SAP in seinen etablierten Märkten bereits stark vertreten ist und es schwierig wird, neue Wachstumsfelder zu erschließen.

Die Bewertung der SAP-Aktie: Ist der aktuelle Kurs gerechtfertigt?

Eine der zentralen Fragen für jeden Investor ist, ob der aktuelle Kurs der SAP-Aktie gerechtfertigt ist. Derzeit wird die Aktie bei etwa 195 Euro gehandelt, was angesichts des von mir berechneten fairen Werts von 140 Euro eine klare Überbewertung bedeutet.

Der faire Wert der SAP-Aktie liegt laut DCF-Berechnung um etwa 33 % unter dem aktuellen Marktpreis. Diese Differenz deutet darauf hin, dass die zukünftigen Cashflows von SAP, selbst bei optimistischen Annahmen, den aktuellen Preis nicht vollständig rechtfertigen. Auch im Vergleich zu anderen großen Technologiewerten erscheint SAP teuer. Meine Analysen zeigen, dass SAP im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen um etwa 23 % überbewertet ist.

Diese Überbewertung könnte in einem Marktumfeld, das zunehmend auf solide Fundamentaldaten setzt, problematisch werden.

Die Dividende von SAP: Solide, aber keine Rakete

Wenn du ein Dividendenanleger bist, ist die Dividende von SAP sicherlich ein wichtiger Aspekt für dich. Für das Geschäftsjahr 2023 hat SAP eine Dividende von 2,20 Euro pro Aktie gezahlt. Bei einem Aktienkurs von aktuell rund 195 Euro ergibt das eine Dividendenrendite von 1,11 %. Das ist zwar eine solide Rendite, liegt aber im Vergleich zu anderen großen Dividendenzahlern am Markt eher im unteren Bereich.

Ein Blick auf die Ausschüttungsquote von SAP lässt aufhorchen: Im letzten Geschäftsjahr lag diese bei beachtlichen 99,55 %. Das bedeutet, dass fast der gesamte Gewinn an die Aktionäre ausgeschüttet wurde. Über einen längeren Zeitraum geglättet, liegt die Ausschüttungsquote bei rund 77,82 % über die letzten drei Jahre. Diese hohe Ausschüttungsquote könnte ein Hinweis darauf sein, dass SAP nicht viel Spielraum für zukünftige Erhöhungen hat, es sei denn, das Unternehmen kann seine Gewinne signifikant steigern.

Mein Fazit

Auf der einen Seite steht die starke Marktposition von SAP, das beeindruckende Wachstum im Cloud-Geschäft und die kontinuierliche Integration von Künstlicher Intelligenz in das Produktportfolio. Diese Faktoren machen SAP zu einem interessanten Unternehmen.

Auf der anderen Seite gibt es jedoch Anzeichen dafür, dass die Aktie derzeit überbewertet ist, was potenziell zu einer Korrektur führen könnte. Der hohe Konkurrenzdruck und die Herausforderungen bei der Eigenkapitalrendite sind weitere Aspekte, die du nicht außer Acht lassen solltest.

Für mich steht fest: Zum aktuellen Kurs kann die SAP-Aktie keine marktschlagenden Kursrenditen bieten.

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Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von SAP.



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