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Das Absurde wird alltäglich werden

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Ich wünschte, dass diese Schlagzeile von mir wäre: „Das Absurde wird alltäglich werden“. Leider aber stammt sie aber von The Wall Street Journal. Zumindest die englische Version: „The absurd is becoming an everyday occurance“.

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Warum ist diese Überschrift so großartig? Weil sie wahr ist.

Denn am 16.April erhält man die folgenden Renditen:

  • -0,13 % für deutsche fünf-Jahres Bonds
  • -0,46 % für Schweizer fünf-Jahres Staatsanliehen

In der Tat haben Schweizer 10-Jahres Staatsanleihen bereits negative Renditen in der Höhe von -0,19 %. Deutschland ist nicht weit dahinter, mit 10-Jahres Renditen von nur 0,10 %. Diese Länder sind damit nicht allein. Den Niederlanden geht es ähnlich, denn ihre 10-Jahres Bonds sind bei 0,23 %. Sogar Spanien, das als Vorzeigekind der europäischen Finanzkrise galt, hat eine 10-Jahres-Rendite von 1,25 %.

Was bedeutet das alles? Nun ja, für die Schweiz und Deutschland bedeutet das, dass Anleger diese Staaten bezahlen, und zwar für das „Privileg“, diesen Ländern Geld zu leihen.

Ist das nicht verrückt? Oder, wie WSJ es ganz richtig formuliert, absurd.

Die erste Frage

Die erste Frage, die die meisten von uns wohl im Kopf haben, ist: „Wer ist denn dann so bescheuert, dass er mit negativer Rendite Anleihen kaufen würde?“

Diese Anleihen mit ihrem Pay-to-Play machen für Anleger wie uns keinen Sinn, die wir nicht Milliarden von Euro zum Investieren haben. Aber es ist eine andere Geschichte für Anleger wie Versicherungen und andere große Unternehmen, Regierungen und dergleichen. Sie können nicht einfach ein Bankkonto öffnen und sagen: „Hmmm, ja, wir wollen bitte drei Milliarden Euro hier verstecken.“ Für sie sind Staatsanleihen normalerweise eine gute Wahl. In der Tat machen Versicherungsunternehmen viel Gewinn (normalerweise) mit dieser Art von Investition.

Kurz gesagt gibt es einen etablierten Markt für Staatsanleihen, und zwar einen Markt, der ziemlich unelastisch sein kann.

Macht es dann Sinn, Anleihen mit negativer Rendite zu kaufen? Vielleicht noch nicht, aber wir können zumindest nachvollziehen, wer diese Anleihen kaufen würde – und wieso.

Gründe für Sorgen?

Wenn etwas auf den Finanzmärkten keinen Sinn ergibt – wie eben Anleihen mit negativer Rendite, dann würde ich sagen, dass, ja, es durchaus Anlass zu Sorgen gibt. Oft suggeriert dies, dass etwas nicht in der Bilanz ist.

Und ich glaube, dass das die Situation ist in der wir uns heute befinden. Seltsamerweise befinden wir uns in einer Zeit, in der die bisher sicherste Investition mittlerweile mit zu den gefährlichsten zählt.

Was meine ich damit genau? Wir brauchen nur zurück an den Anfang der Nuller Jahre denken. Der Aktienmarkt war heiß, und alle wollten ein Stück davon abbekommen. Aktienkurse standen sehr hoch, von einer maßlosen Begeisterung  befeuert. Und viele Leute dachten, dass obwohl die Kurse so hoch waren, es nicht ratsam wäre, die Aktien zu kaufen.

Es gab sicher viele Dinge, die in dieser Zeit war richtig waren – zum Beispiel, dass viele großartige Unternehmen mithilfe des Internets entstehen würden und auch dass die Deutsche Telekom ein sehr wichtiges Unternehmen in Deutschland bleiben würde. Aber das war kein Schutz gegen die viel zu hohen Kurse.

Heute kennen wir natürlich den Ausgang der Geschichte.

Es ist heute gewiss ein bisschen anders, denn normalerweise sind Staatsanleihen – insbesondere die von Deutschland – einige der sichersten Investitionsmöglichkeiten. Aber die Tatsache, dass die Renditen so niedrig sind (weil die Kurse so hoch sind, aber mehr darüber in einem Moment), wirft Fragen auf, ob sie noch immer die beste langfristige Investition für Anleger sind.

Eine interessante Rechnung

Wie ich bereits erwähnt habe, sind die Renditen der Staatsanleihen – und eigentlich aller Anleihen – so niedrig, weil die Kurse sehr hoch sind. Ähnlich wie alle Investitionen, stehen die Renditen der Anleihen und die Kurse in inverser Relation. Wenn die Kurse steigen, fallen die Renditen.

Als Anleger sprechen wir oft über das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) einer Aktie oder des Markts. Aber wenn wir wollen, könnten wir auch über das quasi-KGV einer Anleihe reden, und das bekommt man durch die Berechnung des Kehrwerts der Rendite heruas. Also, eine Rendite in der hohe von 5 % ist ein „KGV“ von 20, während eine Rendite von 1 % uns ein „KGV“ von 100 gibt.

Auf diese Weise können wir die Aktien mit den Anleihen vergleichen. (Übrigens: Man könnte etwas ganz ähnliches auch mit Immobilien tun, aber das heben wir uns am besten für ein anderes Mal auf.) Wir könnten entweder die KGVs der Anliehen berechnen, oder die Rendite der Aktien finden, und zwar durch einen ähnlichen Prozess, nämlich einfach den Kehrwert des KGVs.

Und wenn wir das machen, was bekommen wir da heraus?

Wenn wir die deutsche 10-Jahres Staatsanleihen nehmen (erinnere dich: mit einer Rendite von nur 0,10 %), bekommen wir ein KGV von…1.000! Die damaligen Internet-Aktien scheinen dazu billig im Vergleich! Sogar wenn wir amerikanische Staatsanleihen-Renditen (1,88 %) nehmen, bekommen wir ein „KGV“ von über 50.

Nehmen wir dazu im Vergleich ein paar DAX-Aktien, die derzeit besonders hohe KGVs haben. Zum Beispiel ist der KGV der Deutschen Lufthansa laut S&P Capital IQ am 16. April 108. Und der von der Commerzbank ist 56. Beides ein Ergebnis von besonders niedrigen Gewinnen. Aber der Durchschnitts-KGV der DAX-Aktien ist 25 – nicht besonders niedrig, aber fast ein richtiges Schnäppchen im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen. Und einige der DAX-Aktien haben tatsächlich niedrige KGVs. Volkswagen, zum Beispiel, hat ein KGV von nur 11.

Und wenn du bislang noch nicht völlig überzeugt bist, können wir auch die Dividenden vergleichen. Und wenn wir den Vergleich anstellen, finde ich dabei heraus, dass Aktien einen noch größeren Vorteil haben. Hättest du lieber die 2,78 % jährliche Dividende von K+S AG, oder die 0,10 % Rendite von deutschen Staatsanliehen? Und was mit der 3,81 % Dividende-Rendite von Münchener Rück – hättest du lieber die, oder die 0,34 % Rendite der 10-Jahre französischen Staatsanleihen?

Nicht ganz dasselbe

Es ist nicht leider nicht ganz so einfach. Zumindest sollten wir nicht sagen: „Ok, wir können also bessere Renditen von Aktien bekommen, also stecken wir alles in Aktien.“

Erst einmal, wie immer, müssen wir den individuellen Bedarf ermitteln. Brauchst du dieses Geld nächste Woche? Dann machen Aktien derzeit keinen Sinn für dich. Brauchst du das Geld nicht bis mindestens 20 Jahre in der Zukunft? Aktien könnten gewiss viel Sinn machen. Aber nur vier Jahren? Eine schwierige Frage, deren Antwort von persönlichen Vorlieben und Risikobereitschaft abhängt.

Wir sollten auch die Sicherheitsunterschiede betrachten. Sicherlich sind die Staatsanleihen von Deutschland sicherer als die Aktien von der Commerzbank. Deswegen sollte die Rendite von Aktien fast immer höher als die von Staatsanleihen sein. Aber wie viel sicherer sind die Anleihen? Und wie viel Wert genau hält dieser Sicherheitsvorteil für dich?

Und wir könnten auch die Wachstumsüberlegung hinzufügen. Es gibt auf jeden Fall ein Risiko mit den Renditen von Aktien – eine Dividende beispielsweise ist nicht garantiert. Aber mit den meisten der Anleihen gibt es keine Chance auf zukünftiges Wachstum, nicht so, wie wir es bei Aktien sehen.

Doch durch diese Art von Vergleichen können wir die riesigen Unterschiede zwischen dem sehen, was wir heute von Anleihen bekommen können und was mit Aktien möglich ist.

Deine einfache Lösung

Leider habe ich keine einfache Lösung.

Eine Anlagemöglichkeit, die wir heute im Finanzmarkt haben, ist zwar absurd. Doch es ist bei weitem nicht alles absurd. Aktien sind heute nicht besonders billig, aber ich erachte das „Bubble“-Gerede als übertrieben. Und in der Tat glaube ich, dass wir heute sehr gute Investitionschancen unter die vielen börsennotierten Unternehmen in Deutschland und weltweit finden können.

Für die Leser, die schon eine Zeitlang bei Bilanz Ziehen dabei sind, werden von meinem Schluss nicht überrascht sein. Auch heute gilt für uns langfristige, Foolishe Anleger nach wie vor: Lass uns großartige Unternehmen finden, und, wenn wir können, sie zu guten Kursen kaufen und dann langfristig halten.

Klingt das absurd? Vielleicht. Aber in eine Welt, die randvoll mit Absurdem ist, könnte dies einfach absurd genug sein, um tatsächlich zu funktionieren.

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Matt besitzt keine der erwähnte Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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