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Ist das hier ein verrückter Bullenmarkt? Alles eine Frage des Blickwinkels

Die große Börsenmeldung der ersten Märzwoche war, dass der Nasdaq die 5.000-Punkte-Marke erreicht hat.

Der Technologieindex ist auf und davon und um mehr als 300 % seit 2002 gestiegen. Das ist unglaublich.

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Oder, je nachdem von welcher Seite man es betrachtet, ist er seit 2000 unverändert. Das wiederum ist fürchterlich.

Oder, wenn dir das lieber ist, kann man auch sagen, der Nasdaq hat seit 1990 ca. 10 % zugelegt. Das ist ziemlich durchschnittlich.

Es kommt wirklich nur auf deinen Blickwinkel an. Und deinen Blickwinkel kannst du dir selbst aussuchen.

Der S&P 500 hat sich seit 2009 mehr als verdreifacht. Viele sehen das so, als säße man unbesorgt in einer träumerischen Seifenblase. Ganz ohne Frage reiht sich der Zeitraum von März 2009 bis März 2015 in die Top 5 % aller rollierenden sechs-Jahres-Zeiträume – und das gesehen auf die Zeit seit dem 19. Jahrhundert.

Aber seit 2007 hat der S&P 500 nach der Inflation nur ca. 3 % jährlich zurückgegeben. Das zählt zu dem unteren Drittel aller rollierenden acht-Jahres-Zeiträume seit dem 19. Jahrhundert.

Also suchs dir aus: Entweder befinden wir uns in einer historisch großen, glühenden sechs-Jahres-Markterholung oder in einer historisch schlimmen, lethargischen sieben-Jahres-Krise.

Der Wert des Euros ist gegenüber dem Dollar über die letzten sieben Jahre abgestürzt. Aber es hat auch wiederum gegenüber dem Dollar an Wert gewonnen – im Laufe der letzten 12 Jahre.

Japans Aktienmarkt hat sich seit 2002 um 8 % gesteigert. Das ist fantastisch! Aber er ist immer noch ca. 50 % unter seinem Stand vom Jahr 1990. Das ist vernichtend. Auf der anderen Seite ist er seit 1980 um 3 % gestiegen, plus Dividenden. Bedenkt man noch die Demographie des Landes ist das gar nicht schlecht.

Am Morgen des 10.03. sind Aktien um 200 Punkte gefallen, was unschön war und allerlei Negativschlagzeilen verursachte. Aber am Tag zuvor waren sie erst um 200 Punkte gestiegen. Ist also überhaupt etwas passiert?

Man kann den ganzen Tag so weitermachen.

Eine der wichtigsten Lektionen im Finanzbereich ist, dass jeder seinen Blickwinkel hat und dass alle diese verschiedenen Blickwinkel nicht vollständig sind – das ist eine Frage deiner Sicht der Dinge. Und jeder kann sich seinen Blickwinkel selbst heraussuchen.

Es gibt da eine Folge bei Seinfeld, in der sich Jerry einen Kampfhahn anschafft. Er trainiert ihn und erzählt George:„Du wirst es nicht glauben – Little Jerry ist von hier bis zu Newman in weniger als 30 Sekunden gerannt!“

George fragt:„Ist das gut?“

„Weiß ich nicht“, antwortet Jerry.

Ich glaube, dass wir genau dieser Art Probleme im Anlagebereich ständig gegenüberstehen. Wir sehen Daten ohne Kontext, ohne zu verstehen, was gut oder schlecht ist. Und so haben wir auch keine Ahnung wie wir diesen Daten auslegen sollen. Also passen wir die Daten unserer vorgefassten Meinung zum Thema Anlage an. Diese Voreingenommenheit ist gefährlich, wenn du dir dessen nicht bewusst bist.

Es ist gefährlich, weil jeder Anleger gerne davon ausgeht, dass er oder sie rational an die Sache ran geht. Wie man rational wird? Du verwendest Daten. Zahlen. Geschichte. Mathematik. So lange Fakten verwendet werden, geht jeder davon aus, die ganze und unvoreingenommene Story zu bekommen.

Das Problem ist, dass wenn du noch den Blinkwinkel dazu gibst, eine Sache zwar technisch richtig aber zur selben Zeit gefährlich lückenhaft sein kann.

Du kannst deine Fakten hernehmen um zu zeigen, dass der Markt überbewertet ist. Ich kann meine verwenden und genau das Gegenteil argumentieren. Keiner von uns hat Recht. Oder aber, vielleicht haben wir beide Recht, kommen aber zu unterschiedlichen Rückschlüssen.

Meine Lösung, sofern es eine gibt, ist diese hier:

Tausche dich mit so vielen Anlegern wie möglich aus. So lernst du verschiedene Blickwinkel kennen. Tausche dich mit Leuten aus, die anders denken als du und auch andere Aussichten haben als du. Lerne, dies unvoreingenommen zu tun und du wirst mehr dazu lernen als du jemals für möglich gehalten hast.

Begreife deine eigene Zeitachse. Wenn ich in 30 Jahren in den Ruhestand gehe, du aber bereits in fünf Jahren, sind wir zwei grundverschiedene Anleger, die Dinge wie Risiko und Schwankungsanfälligkeiten auf ganz unterschiedliche Art und Weise sehen. Was für dich relevant und wichtig ist, könnte für mich vielleicht nicht belangloser sein.

Erkenne, wie unvollkommen und wie anfällig für Beeinflussung du bist. Jeder liest von der Behavioral Finance und denkt, sie lesen die Geschichte von jemand anderen. Aber ich meine schon dich. Jap, dich (und mich). Du bist voreingenommen. Du hast einen Standpunkt, von dem du denkst, dass er den Fakten entspricht – aber er ist bestimmt ganz willkürlich und unvollständig. Je früher du dich damit anfreunden kannst, desto schneller wirst du die besseren Entscheidungen treffen.

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Dieser Artikel wurde von Morgan Housel auf Englisch verfasst und am 11.03.2014 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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