Wirecard, Dialog Semiconductor und 8 weitere Unternehmen, die schneller und profitabler wachsen als alle anderen
Es gibt zwei Eigenschaften, die wahrscheinlich jeder Investor bei seinen Unternehmen sehen möchte:
- Schnelles Wachstum
- Hohe Profitabilität
Wenn ein Unternehmen beides aufweist, dann könnte es eine richtig gute Investition sein. Es könnte sich also ein Blick auf diejenigen Unternehmen lohnen, die das in der Vergangenheit geschafft haben. Gleich zeige ich dir eine Liste der am schnellsten wachsenden, sehr profitablen deutschen Unternehmen. Allerdings nenne ich dir auch Gründe, warum eine Investition in diese heute nicht unbedingt sinnvoll sein muss – und worauf du vor einer Investition noch schauen solltest.
Die Liste habe ich mit Hilfe des Stock Screeners der Financial Times erstellt, über den ich nach deutschen Unternehmen mit folgenden Merkmalen gesucht habe:
- Marktkapitalisierung von mindestens 250 Mio. EUR
- Durchschnittliche Eigenkapitalrendite in den letzten fünf Jahren von mindestens 12 %.
Punkt 1 nur, um zu kleine Unternehmen zu vermeiden. Und die 12 % Eigenkapitalrendite ist für mich eine attraktive Marke, bei der ich gerne investiere – wenn alles andere ebenfalls passt. Den Durchschnitt über fünf Jahre habe ich gewählt, damit Einmaleffekte keine große Rolle spielen.
Alle Unternehmen, die also diese beiden Kriterien erfüllten, habe ich anhand ihres Umsatzwachstums über die letzten fünf Jahre sortiert. Hier sind die Top 10, mit dem am schnellsten wachsenden Unternehmen ganz oben.
Umatzwachstum* | Eigenkapitalrendite* | Marktkapitalisierung (in Mio. EUR) | Industrie | |
Grand City Properties (ETR:GYC)(FRA:GYC) | 160 % | 39.2 % | 1870 | Immobilien |
Adler Real Estate (ETR:ADL)(FRA:ADL) | 80 % | 47.6 % | 424 | Immobilien |
Dialog Semiconductor (ETR:DLG)(FRA:DLG) | 40 % | 21.3 % | 3800 | Halbleiter |
Westgrund (ETR:WEG1)(FRA:WEG1) | 29 % | 28.3 % | 405 | Immobilien |
Wirecard (ETR:WDI)(FRA:WDI) | 21 % | 15.5 % | 4470 | Finanzdienstleistungen |
OHB (ETR: OHB)(FRA: OHB) | 20 % | 15.4 % | 328 | Luftfahrt und Verteidigung |
Duerr (ETR:DUE)(FRA:DUE) | 19 % | 22.6 % | 2970 | Maschinen- und Anlagenbau |
Deutsche Wohnen (ETR:DWNI)(FRA:DWNI) | 18.66% | 12.7 % | 8410 | Immobilien |
Kuka (ETR:KU2)(FRA:KU2) | 18 % | 13.9 % | 2650 | Maschinen- und Anlagenbau |
ElringKlinger (ETR:ZIL2)(FRA:ZIL2) | 18 % | 15.8 % | 1590 | Automobilzulieferer |
Datenquelle: Financial Times Equity Screener
*Durchschnitt der letzten fünf Jahre
Zunächst haben mich einige Zahlen vom Hocker gehauen. Ein Wert von 100 % in der zweiten Spalte würde bedeuten, dass das Unternehmen seinen Umsatz in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt jedes Jahr verdoppelte. Wir finden ein Unternehmen, dass weit darüber liegt und noch eines, das die Marke fast erreicht. Aber auch die Wachstumsrate von ElringKlinger am Ende der Liste würde noch eine Umsatzverdopplung alle vier Jahre bedeuten. Das sind alles Werte zwischen sehr toll und phänomenal!
Heißt das jetzt, dass ich mir all diese Unternehmen ins Portfolio lege? Auf keinen Fall nur auf Basis dieser Zahlen. Auch wenn sie teilweise sehr beeindruckend sind, sie stammen aus der Vergangenheit. Die große Frage ist, wie nachhaltig sie sind, also ob die Zukunft genauso weitergehen kann. Hier sind die zwei Dinge, auf die ich bei jedem einzelnen Unternehmen schauen würde, um das herauszufinden.
1. Woher kommt das Umsatzwachstum
Als erstes würde ich versuchen herauszufinden, ob das Wachstum auf steigenden Preisen oder steigenden Absatzzahlen beruht. Ist ersteres der Fall, dann kannst du abschätzen, ob die heute verfügbaren und die sich in der Entwicklung befindlichen Produkte des Unternehmens weiter steigende Preise erlauben – das würde die Beantwortung der Frage nach dem berühmten „Moat“, wie Warren Buffett einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil nennt, beinhalten.
Sind steigende Absatzzahlen der Grund des Umsatzwachstums, dann würde ich schauen, ob dieser durch organisches Wachstum oder durch Zukäufe erreicht wurde. Ein Zukauf bringt immer gewisse Risiken mit sich, weshalb organisches Wachstum oft nachhaltiger ist. Natürlich kommt es auf den Einzelfall an. Ein Zukauf kann sich durchaus lohnen, wenn man dadurch gezielt neue Technologien akquiriert oder sich den Zugang zu einem attraktiven Markt schafft.
Außerdem kann man besonders hohes Wachstum auch bei Unternehmen in zyklischen Industrien beobachten – in der Zeit zwischen dem Erreichen des Tiefpunkts und vor Erreichen des Höhepunkts. In einem solchen Fall kann die Einschätzung trügen und man sollte eine größere Zeitspanne betrachten, die den gesamten Zyklus beinhaltet.
2. Wie nachhaltig ist die Eigenkapitalrendite
Die Eigenkapitalrenditen der Unternehmen aus der Liste sind alle hoch bis sehr hoch. Um herauszufinden, wie nachhaltig diese sind, würde ich mir zunächst die Eigenkapitalquote anschauen (den Anteil von Eigenkapital am Gesamtkapital der Unternehmen). Denn ein Unternehmen kann seine Eigenkapitalrendite relativ einfach steigern, indem es die Eigenkapitalquote durch die Aufnahme von mehr Fremdkapital senkt.
Allerdings bedeutet mehr Fremdkapital ein höheres Insolvenzrisiko. Ich persönlich erachte eine Eigenkapitalquote von 30 % als ausreichend. Diesen Wert sollte ein Unternehmen aus der obigen Liste nicht unterschreiten, damit ich es als potentielle Investition noch in Betracht ziehe.
Als zweites ist wichtig, dass der Gewinn nicht nur als Buchgewinn in der Gewinn-und-Verlustrechnung steht, sondern auch in Form von Cash in das Unternehmen fließt. Ein einfacher Vergleich erlaubt eine erste Einschätzung: Das Verhältnis von operativem Cashflow (den findest du in der Kapitalflussrechnung) zu Nettogewinn. Ist dieses kontinuierlich nahe 100%, dann stehen die Chancen gut, dass der Gewinn auch nachhaltig ist.
Auf Dialog Semiconductor und Duerr würde ich als erstes schauen
Diese beiden Unternehmen finde ich aus der Liste am interessantesten. Jetzt fragst du dich bestimmt warum, denn es gibt deutlich schneller wachsende Unternehmen, die gleichzeitig auch noch höhere Eigenkapitalrenditen erzielten.
Allerdings kommen diese allesamt aus der Immobilienbranche. Und ich habe die Vermutung, dass der Großteil des Umsatzwachstums ein Resultat der stark steigenden Immobilienpreise der letzten Jahre ist. Und ich persönlich wage im Moment nicht einzuschätzen, wie das langfristig weitergeht. Kannst du das besser, dann könnte sich ein genauer Blick auf diese Unternehmen eher lohnen.
Von allen anderen Unternehmen zeigen Dialog Semiconductor und Duerr die höchsten Eigenkapitalrenditen auf. Beide liegen noch über der hervorragenden Marke von über 20 %. Ich bin gespannt, was die Analyse bringt – in einem meiner nächsten Artikel werde ich diese beiden Unternehmen daher gegeneinander antreten lassen.
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Bernd Schmid besitzt Aktien der Kuka AG. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.