Commerzbank oder Deutsche Bank: Welche Aktie ist nach den Quartalszahlen der bessere Kauf?
Es ist eine Schlacht zwischen Ungeheuern: Deutsche Bank (WKN:514000) gegen Commerzbank (WKN:CBK100). Die Q2 Ergebnisse sind draußen und…
Zunächst einmal sollten wir sagen, dass sich in einem Unternehmen zwischen zwei Quartalen sehr wenig ändert; wenig ist wirklich neu und anders, besonders bei zwei so großen Unternehmen wie diesen beiden Banken. Also ist es im Allgemeinen besser für Investoren sich trotz der Aufregung und den Sorgen rund um jede Berichtssaison auf längere Zeiträume zu fokussieren, zum Beispiel auf die Jahresergebnisse.
Trotzdem denke ich, dass es gute Gründe für uns gibt, in diesem Quartal einen genaueren Blick auf den Vergleich dieser beiden Banken zu werfen.
Ein kurzer Blick auf die Zahlen
Quartalsberichte beinhalten eine Menge Zahlen, die sich Investoren anschauen können. Also lass uns schauen, wie die Deutsche Bank und die Commerzbank im zweiten Quartal bei einigen Schlüsselkennzahlen abschnitten.
Kennzahl | Deutsche Bank | Commerzbank |
Eigenkapitalrendite | 4,3 % | 4,3 % |
Verhältnis Ausgaben / Einnahmen | 85 % | 82% |
Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahresquartal | 18,6 % | 3,5 % |
Eigenkapital / Gesamtkapital | 4,47 % | 5,31 % |
Quelle: Capital IQ, Quartals- und Halbjahresberichte der Unternehmen.
Wie wir sehen können bieten sich die beiden Banken ein Kopf an Kopf Rennen, wenn es darum geht eine enttäuschende Eigenkapitalrendite für ihre Aktionäre zu erwirtschaften. Genauso weisen beide Banken ein glanzloses Verhältnis von Ausgaben zu Einnahmen auf, was eine Schlüsselkennzahl der Kostenstruktur und Effizienz einer Bank ist. Die Commerzbank liegt zwar leicht vorn, aber mit einem Wert von 82 % gibt es keinen Grund übermütig zu werden.
Du wirst zwar bemerken, dass sich die meisten Banken auf Bilanzkennzahlen wie das CET1 (“Common Equity Tier 1”) oder den Verschuldungsgrad fokussieren. Ich bevorzuge hingegen die einfache Rechnung bei der ich das Eigenkapital durch das Gesamtkapital teile. Damit vermeidet man die Komplexität der anderen Kennzahlen und man hätte damit historisch gesehen einen guten Job beim Finden von allzu-risikoreichen Banken gemacht. Auf Basis dieser Kennzahl hat die Commerzbank die solidere Bilanz.
Interessanter wird es beim Umsatzwachstum. Die Deutsche Bank steigerte ihren Umsatz um 1,4 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal. Allerdings kam über die Hälfte dieses Umsatzsprungs aus dem Segment Corporate Banking and Securities. Der Umsatzsprung aus diesem Segment wiederum kann zum größten Teil auf Bewertungs-Anpassungen der bankeigenen Schulden (diese Anpassungen werden aus verrückten Buchhaltungsgründen in das operative Ergebnis geschmissen) und den Handel und Verkauf von Schuldtiteln zurückgeführt werden.
Ich würde das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr zwar nicht komplett als gutes Zeichen ausblenden, aber der berichtete 19 % Sprung ist etwas irreführend.
Am Ende glaube ich nicht, dass uns die Zahlen sehr dabei helfen, die eine oder die andere Bank als besseres Investment zu identifizieren. In beiden Fällen zeichnet sich ein Bild von großen Banken mit dürftigen Zahlen ab.
Abseits der Zahlen
Sobald wir die Zahlenwelt verlassen sehe ich Gründe, die Commerzbank gegenüber der Deutschen Bank zu bevorzugen.
Wie ich in meinem Artikel zu den Quartalszahlend der Deutschen Bank erwähnt habe, mache ich mir eher Sorgen darum, dass die Deutsche Bank zu viel Tumulte und Fluktuation an der Spitze hinter sich hat und am Ende ohne eine klare Richtung dasteht. Der „neue“ Plan von co-CEO John Cryan fokussiert sich fast exklusiv darauf, defensiv zu spielen — die Kultur neu aufzubauen, Kosten einzusparen, usw. Darin gibt es nur wenig, das eine Gewinn-Strategie für die Bank definiert.
Abhängig davon, wie groß das interne Durcheinander der Deutschen Bank ist, mag das der einzige vernünftige Ansatz sein. In der Zwischenzeit muss die Bank aber immer noch herausfinden, wie sie es mit dem harten Wettbewerb aufnehmen will. Zuhause gibt es die Commerzbank, aber auch eine Reihe weiterer hartnäckiger nationaler und ausländischer Wettbewerber. Global gesehen — inklusive der lukrativen Geschäfte rund um den Handel und die Vermögensverwaltung — wird es sogar noch schwieriger, da es die Bank mit Größen wie Goldman Sachs, JPMorgan und Morgan Stanley aufnehmen muss.
Ein “sparen, sparen, sparen” Ansatz mag sich gut für Investoren anhören. Wahrscheinlich hört sich das aber weniger gut für Kunden oder heutige und zukünftige Mitarbeiter an. Für ein Unternehmen, das häufig auf intellektuelles Kapital und die gesammelten Visitenkarten von hohen Bankern und Tradern angewiesen ist, ist das…hmm…eher ungünstig.
Auf der anderen Seite ist die Commerzbank Story nicht besonders aufregend, aber sie ist konsistent und ansprechend — wenn sie gut umgesetzt wird. Die Bank ist ein Kraftpaket, wenn es darum geht Geld an den vielgepriesenen deutschen Mittelstand zu verleihen und sie hat ein starkes Geschäft rund um das Festgeld von Privatkunden. Der Plan ist, weiterhin auf dieser Stärke aufzubauen und sie sich international zu Nutze zu machen. Wenn sie daran festhält — im Gegensatz zur Zeit vor der Finanzkrise, als man mit unbedachten und unzeitigen Wachstumsinitiativen vorpreschte –, dann gibt es gute Gründe zu glauben, dass die Bank eine Attraktive Bank für Investoren werden kann.
Meine Wahl: Commerzbank
Beide Banken sind im Moment für die Hälfte ihres Buchwerts zu haben. Man kann argumentieren, dass sich der Kauf beider Banken lohnen könnte — im Moment ist es auf der ganzen Welt sehr schwer, Aktien zu finden die „statistisch“ billig sind. Aber zum jetzigen Zeitpunkt glaube ich, dass die Commerzbank im Vergleich zu ihrem größeren Rivalen die Nase vorn hat.
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Matt besitzt Aktien von Goldman Sachs, JPMorgan und Morgan Stanley. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.