Die Deutsche Börse AG – zum heutigen Preis ein attraktiver Dividendentitel für dein Depot
Wir Fools lieben Aktien und halten sie für einen wichtigen Teil unserer Geldanlage. In unserer September-Artikelserie über die 30 DAX-Aktien schauen wir uns heute die Deutsche Börse AG (WKN: 581 005) an, die es erst möglich macht, dass wir Aktien (und viele andere Finanzprodukte) kaufen und verkaufen können. Wie in den anderen Artikeln unserer Serie wollen wir dir hier das Unternehmen vorstellen, Gründe zeigen, die für und gegen einen Kauf sprechen und erklären, warum wir die Aktie für attraktiv halten.
Die Gruppe Deutsche Börse
Die Gruppe Deutsche Börse ist eine der größten Börsenorganisationen der Welt. Sie organisiert den Handel über die Börse Frankfurt, XETRA und Tradegate und erreicht damit einen Marktanteil von über 99 %. Zusätzlich wird die Terminbörse EUREX betrieben und die Tochter Clearstream verwahrt, und verwaltet Wertpapiere im Volumen von über 13 Billionen Euro. Schließlich verdient das Unternehmen noch an der Vermarktung der Indizes wie dem DAX.
Die Börse hat praktisch ein Monopol
Ich hatte den Marktanteil von 99 % beim Wertpapierhandel schon erwähnt. Wer sein Geld in Deutschland in Aktien oder Anleihen anlegen möchte, kommt an der Gruppe Deutsche Börse praktisch nicht vorbei.
Value-Investoren sprechen hier von einer „Mautbrücke“, weil die Weiterreise (oder hier: der Kauf oder Verkauf) nur unter Zahlung einer Maut, also einer Gebühr, möglich ist. Diese Situation nennt Warren Buffett auch gerne einen „Moat“, eine Art Burggraben, der das Unternehmen vor Konkurrenz schützt.
Burggraben deswegen, weil es für einen möglichen Mitbewerber sehr schwer bis unmöglich ist, diesen Graben zu überwinden. Es gibt regulatorische Anforderungen, die zu erfüllen sind. Man benötigt jede Menge Technik für den Börsenhandel. Und letztlich funktioniert das Ganze natürlich nur, wenn ein gewisses Volumen zum Handeln da ist, d.h. es ausreichend Käufer und Verkäufer gibt – viele Hürden, die die Deutsche Börse schützen.
Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen: 2014 erzielte die Börse eine EBIT-Marge von 49 %, d.h. nahezu jeder zweite umgesetzte Euro blieb als operativer Gewinn übrig. Das ist eine Quote, von der andere Unternehmen nur träumen können und im DAX der mit Abstand höchste Wert vor SAP.
In diesem Jahr treiben volatile Börsen das Geschäft
Das Börsenjahr 2015 ist bisher geprägt von einem sehr volatilen Handel, das heißt, dass die Kurse an der Börse stark schwanken. Dies führt zu deutlich mehr Umsätzen; die Deutsche Börse AG berichtete per 30. Juni 2015 über ein um etwa 30 % gestiegenes Handelsvolumen – und da sind die „heißen“ Tage aus dem August noch gar nicht enthalten. Diese höheren Umsätze können bei der Börse zu steigenden Gewinnen führen, die der Markt derzeit noch nicht eingepreist hat.
Nun hast du zwei Argumente gehört, weshalb die Deutsche Börse heute ein guter Kauf sein kann. Aber es gibt für mich auch eine wichtiges Argument, das gegen die Aktie spricht.
Risiko Regulatorische Maßnahmen
Unternehmen, die in gesetzlich stark regulierten Bereichen tätig sind, unterliegen immer dem Risiko, dass der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen ändert. RWE und e.on haben das 2011 bitter erfahren müssen, als die Bundesregierung innerhalb weniger Tage ihr gesamtes Energiekonzept über den Haufen geworfen hat.
Die gesamte Finanzbranche ist eines der Hauptaugenmerke der Politiker, um den Sektor zu stabilisieren und zukünftig Krisen wie 1929 oder 2008/2009 zu verhindern. Dabei ist es immer möglich, dass Regelungen erlassen werden, deren Umsetzung viel Geld kostet und möglicherweise das Geschäft einschränkt.
Besonders möchte ich hier die von Börsianern gefürchtete Finanztransaktionssteuer nennen. Hier soll bei jedem Börsengeschäft ein gewisser Prozentsatz des Kurswertes als Steuer abgeführt werden. Das könnte dazu führen, dass es generell weniger Handel gibt, da die Marktteilnehmer die Kosten scheuen. Grosse institutionelle Kunden wie Versicherungen oder Investmentfonds könnten ihre Handelsaktivitäten an nicht besteuerte Börsenplätze wie z. B. London verlegen.
Auf der anderen Seite sieht die Börse hier aber auch Chancen, wenn etwa zusätzliche Bedingungen für die Abwicklung von Geschäften eingeführt werden, für deren Umsetzung die Marktteilnehmer zahlen müssen.
Dennoch sehe ich in den regulatorischen Maßnahmen mehr Risiken als Chancen für die Deutsche Börse.
Eine Aktie für dein Dividendendepot
Große Kursgewinne sind bei der Deutsche Börse AG eher nicht zu erwarten, da der Konzern nur noch gering wächst. Die Nettoerlöse der Gruppe schwanken seit Jahren konstant um 2 Mrd. EUR – mal etwas mehr, mal etwas weniger.
Aus der Prognose des Vorstands im Halbjahresbericht lässt sich ein Gewinn pro Aktie für 2015 von etwa 3,50 bis 4 EUR hochrechnen. Bei einem Kurs von 79,06 EUR (07.09.2015) ergibt sich ein KGV – die gängigste und einfachste Art, eine Aktie zu bewerten – von ca. 21, was ich als angemessen ansehe. Eine gewisse Kursfantasie ergibt sich aus den oben von mir erwähnten höheren Umsätzen aufgrund der volatilen Märkte.
Obwohl die Aktie kein Schnäppchen ist, halte ich sie dennoch für attraktiv: Durch die hohen Margen kommt viel Cash rein, das sichert hohe Ausschüttungen und macht die Börse zu einer interessanten Dividendenaktie. Für 2013 und 2014 wurden jeweils 2,10 Euro je Aktie gezahlt. Das ergibt eine Dividendenrendite von 2,7 %, die deutlich besser ist als die jedes Tagesgeldkontos und jeder Bundesanleihe.
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Peter Roegner besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der genannten Aktien.