Papiergeld: Was es ist und warum es besser als der Goldstandard ist
Der Goldstandard oder eine Fiatwährung? Diese Debatte wird noch in Jahren geführt werden.
“In God we trust. All others pay cash.” (Wir vertrauen auf Gott. Alle anderen zahlen bar.)
Das Wichtigste beim Geld ist folgendes: Die Leute müssen den Wert irgendwie zählen können und dieser Wert muss im Laufe der Zeit stabil bleiben. Aus diesem Grund haben viele Länder während der letzten hundert Jahre ein Papiergeldsystem eingeführt.
Aber was ist das genau und warum ist das die bessere Alternative?
Der Wert des Geldes
Eine Fiatwährung ist ein gesetzliches Zahlungsmittel, das von der ausgebenden Regierung gestützt wird. Der amerikanische Dollar ist so eine Fiatwährung, genau wie der Euro und viele andere Währungen.
Dieses Konzept unterscheidet sich von einer Währung, deren Wert durch ein physisches Gut wie Gold oder Silber bestimmt ist. Dabei spricht man auch von Warengeld. Die USA haben beispielsweise den Goldstandard während des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts genutzt. Man konnte die Währung – genau wie öffentliche und auch einige private Schulden – bis in die 30er Jahre in Gold umtauschen lassen.
Der Wert einer Fiatwährung wird dagegen von der ausgebenden Regierung gestützt, nicht durch ihren Wert in Gold oder Silber.
Warum eine Fiatwährung die bessere Wirtschaftspolitik ist
Werfen wir einen Blick auf die Inflation in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Das Wichtigste bei einer Währung ist die relative Wertstabilität. Es sind natürlich mehr Aspekte bei der Inflation zu beachten als nur die Standardwährung, aber sie ist ein wichtiger Faktor in der Geldpolitik und bei der Kontrolle der Geldmenge durch die Regierung.
Der amerikanische Dollar – genau wie die öffentlichen und privaten Schulden – konnten bis in die 30er Jahre in Gold umgetauscht werden. Der Dollar war bis Anfang der 70er Jahre an den Goldstandard gebunden, bis Präsident Nixon diese Bindung komplett aufhob. Mit Ausnahme der Ölkrise und der Rezession der späten 70er und frühen 80er Jahre ist die Inflation weniger volatil geworden. Deflation war bis dahin kein Problem.
Ein wichtiger Grund dafür ist die US-Geldpolitik. Seit die Federal Reserve mehr Flexibilität hat, um die Geldmenge zu bestimmen, kann sie auch die Auswirkungen von größeren wirtschaftlichen Schocks, wie der Finanzkrise 2008-2009, besser begrenzen. Viele Experten erkennen an, dass dies einer der Hauptgründe war, warum die schlimmste Krise seit 80 Jahren nicht noch mehr Schaden in der Weltwirtschaft angerichtet hat.
Was die Goldbefürworter ignorieren
Die Befürworter von Gold oder einem ähnlichen Standard argumentieren oft, dass Fiatwährungen keinen wirklichen Wert haben, da es keinen reellen Wert gibt, der sie stützt. Das ist keine wirklich akkurate Beschreibung einer Fiatwährung im Vergleich zum Goldstandard. Einfach gesprochen ist der Wert jeder Währung oder jedes Rohstoffs nur das wert, was die Leute glauben, dass er wert ist.
Und Gold war die letzten Jahre alles andere als stabil und zuverlässig:
Was sagt uns diese Grafik? In Zeiten der Unsicherheit horten die Leute Gold. Man sieht es bei der Ölkrise und der Rezession Anfang der 80er. Ein aktuelleres Beispiel wäre die letzte Finanzkrise, als die Goldpreise durch die Decke gingen, nur um dann wieder zu fallen, als sich das wirtschaftliche Umfeld wieder verbesserte.
Diese Situation ist der Grund, warum Franklin D. Roosevelt den Umtausch von Dollar und Schulden in Gold während der Großen Depression beendete. Unter dem Goldstandard hatte das Horten von Gold einen direkten Einfluss auf den Geldfluss, was dem Handel schadete und die Rezession verschlimmerte. Durch die Trennung der Goldreserven von der Währung kann die Federal Reserve größere wirtschaftliche Schocks besser abfangen.
Du glaubst also, Gold wäre eine gute Investition? Historisch gesehen trifft das nicht wirklich zu:
Die amerikanische Börse war eine deutlich bessere Anlageform seit Nixon den Dollar in den 70ern vom Goldstandard getrennt hat. Seit dem September 2012 ist Gold um 40 % gefallen, während der S&P 500 um mehr als 50 % gestiegen ist.
Es geht um Stabilität
Man kann natürlich argumentieren, dass die Bemühungen der Federal Reserve, die Auswirkungen von Finanzkrisen einzudämmen, unvorhergesehene langfristige Folgen haben könnten. Es wurde ja zusätzliches Geld in Umlauf gebracht. Ein Gold- oder Silberstandard würde dagegen die Geldmenge begrenzen. Das Problem geht auf größere Wirtschaftskrisen zurück: Wenn die Regierung Werkzeuge braucht, um den Schaden abzuwenden oder einzudämmen, dann hat ein Rohstoffstandard historisch gesehen den gegenteiligen Effekt bewirkt, da die Leute diesen Rohstoff dann horten.
Durch die Trennung des Rohstoffs vom Wert und der Menge im Umlauf, ist eine Fiatwährung die bessere Alternative, aber nur so lange diejenigen, die sie kontrollieren, auch die Balance zwischen Angebot und Nachfrage stabil halten.
Unterm Strich
Unterm Strich bedeutet das, dass eine Währung ein Werkzeug ist. Die Leute haben die Neigung, Gold und Silber zu horten, wenn die Zeiten unsicher sind und das ist schädlich, wenn dadurch der Geldfluss in großem Maße begrenzt wird. Wenn man die Bindung zwischen einer Währung und dem Rohstoff aufhebt, dann bedeutet das nicht, dass das Geld dadurch wertlos wird. Es verhindert nur, dass die Panik größeren wirtschaftlichen Schaden in Krisenzeiten verursacht, wenn die Leute den Rohstoff horten und damit den Handel stoppen.
Das macht das Papiergeld vielleicht nicht besser, aber es macht es zumindest weniger schlecht.
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Dieser Artikel wurde von Jason Hall auf Englisch verfasst und wurde am 06.12.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.