Ist Apple das nächste BlackBerry-Fiasko?
Ist Apple (WKN:865985) dabei, dem Beispiel von BlackBerry (WKN:A1W2YK) zu folgen? Ein bekannter Kenner der Mobilbranche glaubt das und denkt, dass Cupertino die nächste alles verändernde Marktrevolution verpasst.
Ergibt das überhaupt Sinn? Lass uns einen Blick darauf werfen.
Zuerst eine Lektion in Geschichte
Es gab einmal eine Zeit, da stand BlackBerry ganz oben. Seine Kunden waren süchtig nach dem „Crackberry“, mit dem man sichere Nachrichten mit einer hochwertigen physischen Tastatur schicken konnte. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens erreichte im Sommer 2008 ihren Höhepunkt bei über 80 Milliarden US-Dollar. Mit der höchsten Marktkapitalisierung auf dem kanadischen Aktienmarkt wurden die Aktien des Unternehmens, welches damals als Research in Motion bekannt war, mit mehr als 140 US-Dollar pro Stück gehandelt.
Heute sind BlackBerrys goldene Zeiten eine schnell verblassende Erinnerung. Investoren sehen nun eine Marktkapitalisierung von 3,6 Milliarden US-Dollar und der Aktienpreis liegt bei unter 7 US-Dollar pro Anteil. Das ist ein Fall um 95 %, der dabei 135 Milliarden US-Dollar an Marktwert ausgelöscht hat.
Apple spielte bei dem Fall BlackBerrys eine große Rolle. Das iPhone transformierte das Konzept eines Smartphones und ließ BlackBerry nichts anderes übrig, als eine immer unwichtiger werdende Marktnische zu verteidigen. Anrufe und SMS erschienen im neuen Zeitalter nicht mehr so wichtig. Es gab immer eine App dafür. Apple ist mittlerweile eines der wertvollsten Unternehmen der Welt – trotz eines Falls um 27 % in den letzten 52 Wochen.
Natürlich kommt Apples jüngster Aktienfall von schwächeren iPhone-Verkäufen. Im jüngsten ersten Quartal musste Apple zusehen, wie der Umsatz seines Flagship-Smartphones im Vorjahresvergleich zum ersten Mal fiel. Investoren und Experten wundern sich, ob das ein temporäres Phänomen in Apples fantastischer Unternehmensgeschichte ist – oder ein frühes Anzeichen für größere und gefährlichere Probleme.
Und hier kommt Marco Arment ins Spiel.
Arments Analyse
Marco Arment ist ein bekannter Apple-Analyst, App-Entwickler und Entrepreneur. Er war der Hauptentwickler der Mikroblogging-Plattform Tumblr und hat eine lange Geschichte in der Welt der Mobil-Entwicklung hinter sich. Seine Ansichten über Apple sollte man sich mit Sicherheit genauer anschauen.
In einem Blogpost am Samstag sagte Arment, dass Apple vielleicht den gleichen unglücklichen Weg wie BlackBerry gehen könnte. Die Mobil-Branche geht in Richtung künstliche Intelligenz, was die Kundenerwartungen an Smartphones und Tablets erneut verändern könnte. Und Apple steht dieses Mal nicht ganz vorne.
Eine Schar von Tech-Schwergewichten „setzt im großen Stil auf fortgeschrittene künstliche Intelligenz, allgegenwärtige Assistenten und Sprach-Schnittstellen – in der Hoffnung, dass sie das nächste große Ding für unsere Geräte werden“, schrieb Arment. „Sollten sie recht haben – und das ist nicht gewiss – mache ich mir Sorgen um Apple“.
Nach Ansicht des selbsternannten Apple-Analysten ist Cupertino sehr gut in dem, was es heute tut. Aber Apps mit hoher Qualität auf Bildschirmen in der Hand zu liefern, ist vielleicht nicht länger genug, da die Welle künstlicher Intelligenz einsetzt. Hier sieht die Google-Abteilung von Alphabet (WKN:A14Y6H) eher wie eine dominierende Kraft aus, die länger als ein Jahrzehnt damit verbrachte, die notwendigen Daten zu sammeln und zu analysieren, die für den nächsten Schritt notwendig sind.
Ja, Apple versucht sich auch an künstlicher Intelligenz und Siri ist dafür das beste Beispiel. Siri ist gut darin, einfache Aufgaben zu erfüllen, versagt aber häufig bei schwierigeren Fragen. Die tieferen Sprachanalysen und Werkzeuge zum Teilen von Wissen, die du bald benutzen wirst, sind nicht Apples Stärke.
„Apple kann rudimentäre Versionen all dieser Dinge liefern, aber seine Rivalen – auch hier besonders Google – liegen weit vor ihm und die Kluft wird immer größer“, sagt Arment. Laut dem Analysten tut Apple so, als würde sich nichts ändern und die Erfolgsgeschichte von heute für immer so weitergehen. „Apples augenscheinliches Nichtstun zeigt, dass es mit der Qualität seines Services, dem Management, der Leistung, seinem Fortschritt und dem Anwerben und Halten von Talenten zufrieden ist“, schrieb er. „Und vielleicht haben sie recht – vielleicht sieht alles gut aus“.
Aber falls nicht, wird es keine schnellen Lösungen für tieferliegende Probleme geben und Apple würde tatsächlich BlackBerrys Beispiel folgen und eine Fußnote in der Geschichte der Mobil-Branche werden. Google wird andererseits künstliche Intelligenz neu erfinden.
Hat Arment recht?
Apple hat einige Vorteile, die BlackBerry nie hatte.
Das Unternehmen hat über 200 Milliarden US-Dollar in liquiden Mitteln angehäuft. Das ist genug, um es durch sehr lange schlechte Zeiten zu bringen.
Und die Geschwindigkeit von Apples Geschäften lässt BlackBerry weit hinter sich. An seinem absoluten Höhepunkt hat BlackBerry 13,8 Millionen Geräte im Geschäftsjahr 2008 geliefert, die einen Gesamtumsatz in Höhe von 6,0 Milliarden US-Dollar generierten. Im Vergleich dazu verkaufte Apple im Jahr 2015 231 Millionen iPhones und generierte damit einen jährlichen Umsatz von 234 Milliarden US-Dollar.
Nichts hält für immer und Apples Geschäft ist nicht sicher. Aber es würde einen dramatischen Wandel auf dem Markt erfordern, damit sich die riesige Fanbasis des Unternehmens abwendet, wie sie es einst bei BlackBerry tat.
Vielleicht ist also das Ausmaß von Arments vorgeschlagenem Apple-Fall etwas übertrieben. Aber die Gefahren, auf die er aufmerksam macht, sind real und sie können deinen Anteilen an Apple ordentlich schaden – schneller als du vielleicht denkst.
Meiner Meinung nach arbeitet Apple viel zu hart daran, sein derzeitiges Geschäftsmodel zu verteidigen. Von iPods bis hin zu iPads hat das Unternehmen kleine Veränderungen an einem einzigen Thema angebaut – Apps auf einem Bildschirm. In der Zwischenzeit hat Erzrivale Google Android in Fernsehbildschirme, Autos, Brillen und Laptops eingebaut. Jedes neue Gerät hat eine angepasste Nutzererfahrung für diesen speziellen Nutzen.
Außerdem erforschen Android-Gerätehersteller jeden möglichen Angriffswinkel auf jedem neuen Markt. Apples Versagen darin, ein Partner-Ökosystem aufzubauen, ist ein großer Fehler und wird dafür sorgen, dass das Unternehmen bei der nächsten Markterneuerung angreifbarer ist.
Kurz gesagt: Ich stimme Arment prinzipiell zu. Apple setzt dazu an, die BlackBerry-Katastrophe in größerem Ausmaß nachzuspielen. Ich denke jedoch, dass es noch nicht zu spät ist, einen neuen Kurs einzuschlagen und CEO Tim Cook arbeitet wahrscheinlich im Hintergrund daran. Das ist aufgrund Apples ungeliebtem Mangel an Transparenz schwer zu sagen, aber ich gehe davon aus.
In der Zwischenzeit schlägt Alphabet einen anderen Weg ein und bleibt für lange Zeit ein gesundes Wachstumsspiel. Wenn du nach einer Aktie in der Mobilbranche mit geringen Risiken suchst, die du langfristig halten kannst, passt Alphabet darauf. Apple tut es nicht.
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet (A- und C-Aktien) und Apple. The Motley Fool hält die folgenden Optionen: long January 2018 $90 Calls auf Apple und short January 2018 $95 Calls auf Apple. Suzanne Frey, Führungskraft bei Alphabet, ist Mitglied vom Vorstand von The Motley Fool.
Dieser Artikel wurde von Anders Bylund auf Englisch verfasst und am 24.5.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.