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Wie man den Markt schlägt

Quelle: pixabay, user Peggy_Marco

Es gibt diese Weisheit, nach der bei einem Geschäft immer jemand am anderen Ende ist – und dass der vielleicht ein kleines bisschen mehr weiß als du. Daran musste ich vergangene Woche denken, als ich die Biographie von Joseph Kennedy gelesen habe.

Kennedys Vermögen war das Resultat aus Genie und völligem Fehlen moralischer Werte. Beispiel: Als 1933 die Prohibition in den USA aufgehoben wurde, bedeutete das potenziell einen Aufschwung für jene Unternehmen, die Gerätschaften herstellten, die man zur Destillation von Alkohol benötigte. Ein solches Unternehmen war ein Flaschenhersteller namens Owens-Illinois. Anstatt direkt sein Geld in Owens-Illinois zu stecken, investierte Kennedy in ein Unternehmen namens Libbey-Owens-Ford. „Dabei handelte es sich um ein völlig anderes Unternehmen, eines, das Glas für Automobile herstellte, keine Flaschen. Aber der Name klang eben ähnlich genug, dass manche Investoren nicht genau genug hinschauten“, heißt es in der von David Nasaw verfassten Biographie. Als die Aufhebung vorgenommen wurde, haben Kennedy und seine Partner die Aktie untereinander hin und her verkauft, damit das Volumen aufgebläht und Aufmerksamkeit generiert wurde. Andere Investoren kauften die Aktie, „weil sie annahmen, dass es sich dabei um Aktien von Owens-Illinois, den Flaschenhersteller, handelte.“ Nach dem zwangsläufigen Anstieg der Aktie von Libbey-Owens-Ford stieß Kennedy sie ab, machte einen Gewinn von einer Millionen Dollar (inflationsbereinigt) und nutzte diesen Profit, um ihn in sein eigentliches Ziel zu stecken: besagten Flaschenhersteller Owens-Illinois.

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Fast die Hälfte der „Generation Y“ – Menschen zwischen 20 und 32 Jahren – behaupten, dass sie sich „mit einem Investment am Aktienmarkt niemals wohlfühlen“ würden. Das hat eine Studie von MFS Investment Management im Jahr 2012 herausgefunden. Die Befragten benutzten Wörter wie „Casino“, „Würfeltisch“ und „gezinkt“, um den Markt zu beschreiben. Sie verstehen, dass bei jedem Geschäft ein anderer auf der anderen Seite steht, und dass jemand – wie eben Joseph Kennedy – sehr wahrscheinlich etwas mehr Wissen hat.

Und doch gibt es etwas, was jeder Wald-und-Wiesen-Investor im Gepäck hat, womit er einen Vorteil gegenüber dem Menschen auf der anderen Seite bekommt: Warten. Und warten. Und – nun – warten.

Das ist alles. Nur wenige Sachen sind beim Investieren von ähnlicher Relevanz wie die Tatsache, dass am Ende meist derjenige das meiste Geld rausholt, der eben in der Lage ist am längsten zu warten. Hättest du vor 20 Jahren in einen Indexfonds investiert und seitdem heute Morgen zum ersten Mal auf deinen Kontoauszug geschielt, dann dürftest du dich ohne Übertreibung wohl als einer der besten und erfolgreichsten Investoren der Welt fühlen. Denn damit hättest du drei Viertel der professionellen Fonds-Manager geschlagen. Und das kannst du dann nur behaupten, weil du einfach willens warst, länger als diejenigen zu warten, die hin und her verkaufen und damit nicht richtig in den Genuss vom Zinseszins kommen.

Wenn man den Markt schlägt, tut man das in der Regel nicht, weil man so durchtrieben ist wie Joseph Kennedy, sondern von einer Sache, die sich zeitliche Arbitrage nennt. Die nämlich nutzt den kleinen Zeitunterschied zwischen dir und mir. Wenn du dir Sorgen um die nächsten sechs Monate machst, ich aber locker in die nächsten sechs Jahre gehen kann, dann bin ich dir gegenüber im Vorteil. Du bist willens, heute deine Aktien abzustoßen, weil du dir keinen weiteren Monat mit schlechten Ergebnissen leisten kannst, ich aber freue mich, sie dir abzunehmen, weil ich mein nächstes Erfolgsjahrzehnt plane. Das versteht man unter zeitlicher Arbitrage. Und wenn man ein Portfolio hat, das divers genug bestückt

ist, weil Geduld eben keine Insider-Informationen benötigt, komplexe mathematische Strategien oder Hochfrequenz-Trading. Du musst nur warten. Das geht übrigens am besten, wenn man sich über kurzfristige Volatilität keinen allzu großen Kopf macht – also am besten gar keinen.

Bis in die Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts haben Unternehmen in der Regel nicht allzu viel öffentlich gemacht. Aber Dokumente aus den Archiven zeigen, dass Libbey-Owens-Ford im Jahr 1933 etwa 1,1 Millionen Dollar Gewinn gemacht haben. Im Jahr 1985 waren es über 70 Millionen. Wenn man also lange genug gewartet hat, war es gar nicht so schlimm, dass man einst von Kennedy übers Ohr gehauen wurde.

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The Motley Fool hält keine der angegebenen Aktien. Dieser Artikel von Morgan Housel erschien am 6.5.2014 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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