Italien-Referendum: Der wahre Schrecken für Anleger
Diesen Sonntag ist es wieder soweit. Wir haben das nächste politische Event vor uns, dass die internationalen Märkte in Unruhe versetzen könnte.
Hier erfährst du das Wichtigste zum italienischen Referendum und wieso das wirkliche Problem schon lange vor der Wahl begonnen hat.
Italien hat die Chance auf echte Reformen
Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi hat den Italienern ein umfangreiches Reformpaket vorgestellt, über das sie diesen Sonntag abstimmen können. Das passt auch zu seinem Image als frischer Wind in der italienischen Politik.
Er will mit den geplanten Reformen vor allem Italiens Bürokratie vereinfachen und die Anzahl der Politiker verringern. Damit könnten endlich klare Verhältnisse in Italiens kompliziertem politischen System geschaffen werden, das sich stets gegen die meisten Veränderungen stemmt.
Wenn sich Italien gegen das Referendum entscheidet, hat Renzi versprochen zurückzutreten und damit würde eine neue Phase politischer Instabilität beginnen. Genau das besorgt auch die Märkte. Italiens Banken sind bereits angeschlagen und in keiner guten Position, um anhaltende wirtschaftliche Probleme zu überstehen. Noch schlimmer könnte eine sich formierende Gegenbewegung sein, die Italien aus dem Euro austreten lassen will.
Das hat natürlich alles das Potential, die Märkte in Unruhe zu versetzen, aber spätestens seit dem Sieg von Donald Trump muss jeder Marktanalyst mit Demut zugeben, dass wirklich niemand weiß, was am Tag nach so einer Wahl an den Börsen passiert. Über Politik sollte man sich als langfristiger Anleger aber trotzdem Gedanken machen, denn wie Italien zeigt, kann sie dir langfristig deine komplette Rendite vermiesen.
Der italienische Aktienmarkt leidet unter der Wirtschaftspolitik
Das wirkliche Problem Italiens ist, dass die Wirtschaft schon seit der Jahrtausendwende nicht mehr wächst und es nicht schafft, sich aus der Strukturkrise zu befreien. Die nötigen Reformen werden immer wieder auf die lange Bank geschoben.
Der Aktienmarkt leidet dabei mit und die meisten Anleger hatten schon lange keine Freude mehr mit italienischen Aktien. Man hat hier mittlerweile zwei verlorene Jahrzehnte zu vermelden. Laut dem Datenunternehmen MSCI betrug der Gesamtwert von italienischen Aktien Ende Oktober gerade einmal 255 Milliarden Euro. Die Marktkapitalisierung von Apple beträgt dagegen über 550 Milliarden Euro. Italienische Unternehmen wachsen einfach nicht und das macht sich in den Aktienkursen bemerkbar.
Der Index besteht mittlerweile in erster Linie aus Banken und Versorgern, was kein Erfolgsrezept für die Zukunft ist. Die mangelnde wirtschaftliche Dynamik und die fehlenden Reformen sollten Anlegern wirklich Sorge bereiten, aber diese Probleme haben schon vor vielen Jahren angefangen.
Die Erfolgsgeschichten flüchten ins Ausland
Man könnte jetzt einwenden, dass die Unternehmen die Probleme auch selbst verursacht haben, da sie es versäumt haben, in die Zukunft zu investieren. Daran mag etwas dran sein, allerdings gibt es durchaus großartige italienische Unternehmen. Diese versuchen ihr Glück aber in erster Linie im Ausland, wo ihnen die Politik weniger Hürden in den Weg stellt.
Deswegen ist Prada 2011 in Hong Kong und nicht in Mailand an die Börse gegangen. Letztes Jahr hat sich Ferrari für die New Yorker Börse entschieden, wie zuvor auch Fiat Chrysler Automobiles. Das ist ein trauriges Zeugnis für ein Land wie Italien, das noch immer viele exzellente Unternehmen hat, aber sich nicht darum bemüht, diese zu unterstützen.
Genau solche Trends sind es, die Anleger anstatt der Wahlergebnisse wirklich beschäftigen sollten. Wenn in einem Land langsam aber stetig die Strukturen verloren gehen, um als Unternehmen Erfolg zu haben, sollte man sich fragen, ob nicht irgendwann auch die Unternehmen im eigenen Portfolio darunter leiden werden.
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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Apple. The Motley Fool hat die folgenden Optionen: long Januar 2018 $90 Calls auf Apple und short Januar 2018 $95 Calls auf Apple.