Die richtigen Investmentziele
Du musst mir nicht sagen, dass der Januar der Monat der guten Vorsätze, Ziele und der allgemeinen Selbstverbesserung ist. Abgesehen davon muss man sich auch noch jeder Menge ungewünschter Geschenke entledigen, sobald man auf einer Party genug Leute dafür findet. (Tut mir leid, Mom. Es tut mir aber nicht besonders leid, denn nicht einmal die Leute auf der Party wollen deine „amüsanten“ Socken, die du mir anstatt einer Flasche Wein geschenkt hast.)
Vielleicht hast du inzwischen doch schon wieder was getrunken, oder eine Zigarette geraucht, einen Zumba-Kurs verpasst oder vielleicht hast du auch schon wieder vor deinen Kindern geflucht, als das Auto wieder mal nicht anspringen wollte.
Ich kann nicht sagen, ob du 2017 ein paar Kilos verlieren solltest oder ob du zu leicht aufgegeben hast. Jedoch ich kann dir ein paar Tipps anbieten, wie du andere Ziele angehen solltest. Insbesondere, wenn es darum geht, deinen Wohlstand durch Aktien aufzubauen. Ich möchte hierbei einen wichtigen Unterschied zwischen zwei Arten von Zielen aufzeigen, die sich die Investoren immer wieder selbst setzen.
Oberflächlich mag das lobenswert oder sogar harmlos erscheinen. Aber in Wahrheit kann eine bestimmte Art von Ziel deinen Chancen Schaden, da hin zu kommen, wo du hin möchtest.
Es war der Markt
Ich unterscheide hier zwischen Zielen, wo du etwas Kontrolle über den Ausgang hast im Vergleich zu solchen, wo du keine Kontrolle darüber hast. Nehmen wir einmal an, du beschließt deine Ersparnisse, die du in Aktien anlegst, von 500 auf 1000 GBP pro Monat zu erhöhen. Nehmen wir an, du hast dein Budget richtig aufgestellt und dieser Anstieg sieht vernünftig aus. Das ist also ein Ziel, das du Verfolgung möchtest.
Ein großartiges Ziel, wie ich finde. Nur sehr wenige von uns sparen genug Geld. Aber was, wenn du dir das Ziel gesetzt hättest, 2017 eine Portfoliorendite von mindestens 10 % zu schaffen? Oder deinen Portfoliowert in fünf Jahren zu verdoppeln? Oder 250.000 GBP in Aktien investiert zu haben, bist du 40 bist?
Auch diese Ziele scheinen lobenswert, aber meiner Meinung nach sind sie nicht sehr hilfreich. Diese Dinge zu erreichen liegt nämlich teilweise außerhalb deines Einflussbereichs. Aber es kommt noch schlimmer. Deinen Fortschritt in Richtung dieser Ziele zu beobachten, bedeutet permanent als Sparer und Investor deinem größten Feind ausgeliefert zu sein, der die Volatilität an der Börse ist.
Sagen wir, die Börse würde noch einmal so einbrechen wie den Jahren 2008 und 2009. Du könntest der beste Investor auf diesem Planeten sein, aber dein Portfolio würde immer noch einbrechen. Und damit lösen sich deine Ziele in Rauch auf. Selbst in einem durchschnittlichen Jahr wird viel von deiner Rendite auf die Marktbedingungen zurückzuführen sein. Profi-Investors nennen diesen Teil der Rendite ‘Beta’. Das ist das Ergebnis, das du bekommst, wenn du einfach nur einen Indexfonds kaufst.
Du machst dir selbst etwas vor, wenn du nicht zugibst, dass Beta viel von deinen Gewinnen (oder Verlusten) jedes Jahr ausmacht. Jeder Wert, den du durch die Auswahl von Aktien hinzufügst, wird ‘Alpha’ genannt. Wenn du aktive Fonds nutzt und diese den Markt nach Gebühren schlagen, dann wird das auch Alpha genannt.
Aktives Investieren, egal ob du es selbst machst oder jemand anderen dafür bezahlst, besteht darin, etwas Alpha zu bekommen. Im Laufe der Zeit wird konsequentes Hinzufügen von Alpha einen riesigen Unterschied beim Endergebnis ausmachen. Aber in einem bestimmten Jahr wird größtenteils der Beta-Wert deine Rendite bestimmen. Und Beta ist laut Definition außerhalb deines Einflussbereiches.
Eigene Ziele
Das Problem ist nicht nur, ein Marktziel zu haben, das außerhalb unserer Kontrolle liegt und nutzlos ist, das Problem ist auch noch, dass es kurzfristig ist. Denn das kann gefährlich sein. Sagen wir, du möchtest eine jährliche Rendite von 10 % erzielen, aber es ist schon Juni und dein Portfolio hat 2 % verloren. Damit bist du 12 % hinter deinem Ziel.
Das Risiko besteht darin, dass du jetzt versucht sein könntest, deine sorgfältig ausgesuchten Aktien zu traden, um die 10 % zu erreichen. Die Qualität deines Portfolios wird sich damit verschlechtern und die Chance besteht, dass du schwache Aktien oder Fonds kaufen wirst, die vielleicht noch weiter einbrechen. Vielleicht kaufst du auch interessante Aktien, jedoch zu spät. In jedem Fall wird deine Portfolio-Performance nicht besonders gut aussehen.
Ein weiteres Risiko besteht darin, das Ziel zu verpassen, und dir damit gleich die Lust am Investieren zu nehmen. Beim letzten großen Crash hatten all die Leute, die 2007 für ihre Rente gespart hatten, nichts falsch gemacht. Investieren war aufgrund des langfristigen Zeithorizonts eine vernünftige Sache. Trotzdem brach der Markt um die Hälfte ein und viele fragten sich, warum sie überhaupt Aktien gekauft hatten. Einige fragen sich das fast zehn Jahre später immer noch.
Vorsätze, die es wert sind
Sage ich, dass du keine Ziele haben solltest? Nein. Ich bin nicht gegen einen langfristigen Plan, der einen bestimmten Zielwert für deinen Ruhestand festlegt und dir sagt, was du brauchst, um das zu erreichen. Aber trotzdem bist du immer noch dem Markt ausgeliefert, und zwar dieses Mal wegen des Einkommens, das du aus deinem Kapital in 20 – 30 Jahren bekommst. Erinnere dich auch an den Einbruch der Renten in den letzten Jahren.
Zumindest gibt dir ein langfristiger Plan jede Menge Möglichkeiten für Korrekturen sowie die Zeit, um Turbulenzen auszusitzen. Kurzfristig glaube ich, dass die Neujahresvorsätze bezüglich Investieren am besten Dinge beinhalten sollten, die du auch kontrollieren kannst. Wir haben jede Menge schlechte Verhaltensweisen, die wir beim Investieren in Zaum halten sollten und gute Angewohnheiten, die wir uns möglichst aneignen sollten.
Du könntest dir zum Beispiel vornehmen:
- Jede Woche Recherche zu einem neuen Unternehmen anstellen.
- Jeden Monat die Aktien mit der schlechtesten Performance neu zu bewerten.
- Weniger häufig handeln.
- Deine Gewinner länger behalten.
- Alle zwei Wochen ein Investmentbuch lesen.
- Keine Websites mehr besuchen, die dir Angst machen.
- Mehr in deinen Pensionsfonds einzahlen.
- Die Performance deines Portfolios alle zwei Jahre neu überprüfen.
Das sind alles Dinge, die du tun kannst, egal ob wir uns in einem Bullenmarkt, einem Bärenmarkt oder in irgendeinem anderen Markt befinden.
Aufgepasst
Große Ziele im Leben können motivierend sein, aber wie das chinesische Sprichwort sagt: Eine lange Reise beginnt mit einem einzelnen Schritt. Konzentriere dich auf die Schritte und das Ziel wird zu dir kommen.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Dieser Artikel wurde von Owain Bennallack auf Englisch verfasst und wurde am 15.01.2017 auf Fool.co.uk veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.