Ist Intels jüngste Übernahme-Serie für Investoren Fluch oder Segen?
Intel (WKN:855681) hat vor kurzem angekündigt, dass es das israelische Unternehmen Mobileye (WKN:A119ES), das in den Bereichen Computer Vision und Maschinenlernen tätig ist, für 15,3 Mrd. US-Dollar übernehmen wird. Im Dezember 2015 zahlte Intel beachtliche 16,7 Mrd. US-Dollar für den Chiphersteller Altera Corp, der für seine feldprogrammierbare Gate-Arrays (FPGAs) bekannt war. Diese waren die größten Übernahmen in der Geschichte des Unternehmens und rundeten eine ganze Reihe jüngster Akquisitionen ab, die Intel getätigt hat, um sich im aufstrebenden Markt der künstlichen Intelligenz zu positionieren.
Der Bernstein-Analyst Stacy Rasgon schätzt, dass Intel in den vergangenen Jahren mehr als 30 Mrd. US-Dollar für Übernahmen in die Hände genommen hat. Leider hat das Unternehmen eine durchwachsene Erfolgsbilanz bei Übernahmen; und einige der jüngsten Shopping-Ausflüge endeten sogar in einer völligen Katastrophe mit massiven Abschreibungen. 2010 ging die Tech-Webseite TechCrunch sogar so weit und schrieb: „Dies ist eine beeindruckend schlechte Erfolgsbilanz, die Intel wohl zum schlechtesten Übernehmer in der Tech-Geschichte macht.“
Intel gibt seine alles andere als atemberaubende Bilanz offen zu. Im Dezember 2015 sagte Intel-Vizepräsident Wendell Brooks in einem Interview mit Bloomberg News: „ Vorstand und Management teilen die allgemeine Ansicht, dass vergangene Akquisitionen unter unserer Erwartungen lagen.“
Den Wandel in den Mobilsektor verpasst
Aufgrund einer unzureichenden Innovationsfähigkeit verlor Intel den Anschluss, als Handys und andere mobile Geräte ihren unaufhaltsamen Vormarsch begannen. Zwischen 1999 und 2003 wendete das Unternehmen über 11 Mrd. US-Dollar auf, um Unternehmen im Mobiltelefon- und Kommunikations-Chipmarkt zu übernehmen. Trotzdem konnte Intel in einem der größten Wandel der Tech-Geschichte niemals Fuß fassen. Schließlich verkaufte Intel im Jahr 2006 seine Mobiltelefon-Chipsparte für mickrige 600 Mio. US-Dollar und verpasste somit die Smartphone-Revolution, die nur ein Jahr darauf begann.
Eine weitere dubiose Akquisition war die Übernahme des Antivirus-Software-Unternehmens McAfee im Jahr 2010 für 7,68 Mrd. US-Dollar. Diese Akquisition half, Sicherheitsfeatures auf Intels Hardware zu übertragen und dessen Reichweite in Märkte über das traditionelle Chipgeschäft hinaus zu erweitern. Viele hielten diesen Schachzug für unvernünftig. Forbes schrieb Folgendes, bevor der Deal abgeschlossen wurde: „Es gibt keine Synergien, keine Vertriebsvorzüge, nur eine marginale Umsatzsteigerung (in Relation zum Kaufpreis), keine neue Märkte und keine sinnvolle Strategie.“ Letzten Endes verkaufte Intel 51 % seiner Beteiligung am Unternehmen für 4,2 Mrd. US-Dollar.
Auf neue Trends setzen
Die Bilanz von fragwürdigen Akquisitionen hat die Bemühungen des Unternehmens, über den Core-Prozessor-Markt hinaus zu expandieren, nicht verlangsamt. Das Marktforschungsunternehmen CB Insights schrieb vor kurzem, dass Intel über die vergangenen fünf Jahre betrachtet bei Übernahmen von Startups im aufstrebenden Markt der künstlichen Intelligenz den dritten Platz belegt. Alleine im Jahr 2016 tätigte der Chiphersteller in diesem Bereich drei neue Übernahmen. Nervana, eine der drei Übernahmen, fokussiert sich auf „tiefes Lernen“, eine Unterkategorie von künstlicher Intelligenz, die die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns nachahmt, um zu lernen. Das Unternehmen erhofft sich, eine Software für auf das Internet der Dinge stützenden Anwendungen, Drohnen, Kameras und autonome Fahrzeuge zu entwickeln. Movidius, ein weiteres Übernahmeziel, spezialisiert sich auf Hardware im Bereich des Computer-Sehvermögens, das bei Drohnen und Kameras zum Einsatz kommt. Zudem hat das Unternehmen ein System-on-a-Chip (SoC) entwickelt, das Computer-Vision und tiefes Lernen beschleunigen kann.
Hat Intel nun dazugelernt oder droht ein weiterer Rückschlag?
Die Frage bleibt, ob es dieses Mal wieder genauso laufen wird. CNET schreibt, dass Intel sich in einigen Fällen aus vielversprechenden Geschäftsfeldern zurückzog, bevor sie ihr Potenzial voll entfalten konnten. In anderen Fällen driftete das Unternehmen zu weit von seinem Kerngeschäft ab und bemerkte es zu spät. Und schließlich gab es auch viele Fälle, in denen Intels Unternehmenskultur es verhinderte, dass man sich Produkten außerhalb des Kerngeschäfts des Core-Prozessor-Markts annahm.
Intels derzeitiger CEO Brian Krzanich scheint mit den jüngsten Akquisitionen einen anderen Weg zu gehen. Eine für Intel untypische Maßnahme, die sich in Zukunft auszahlen könnte, war es, sich von Mobileyes Führungsteam in Israel zu trennen und es mit Intels bestehendem Personal zu ersetzen. Dieser Einstellungswandel – insbesondere, wenn er von oben nach unten kommuniziert wird – könnte Intels Serie von gescheiterten Akquisitionen und verpassten Chancen ein Ende setzen und dem Unternehmen einen neuen Pfad jenseits der Prozessoren ebnen.
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Dieser Artikel wurde von Danny Vena auf Englisch verfasst und am 7.4.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.