Hat Tesla echt so viel Mut wie alle annehmen?
Wenn es ein Bild von Tesla (WKN:A1CX3T) gibt, dann das von Mut und Andersmachen. Das Unternehmen hat eine ganze uralte Branche herausgefordert, hat schon recht früh und mit viel Risiken verbunden SolarCity übernommen und sogar die eigenen Patente öffentlich zugänglich gemacht, damit verstärkt E-Fahrzeuge Verbreitung finden. Tesla-Gründer und CEO Elon Musk hat einst sein letztes Hemd für das Unternehmen gegeben, hofft, dass der Hyperloop zustande kommt, beschäftigt sich währenddessen noch mit SpaceX mit der Besiedlung des Mars. Die Tagesgeschäfte bei Tesla sind geprägt von einem irrsinnigen Deadline-Druck – das Unternehmen kennt also keine Herausforderung, die zu groß wäre.
Und doch ist es ein bisschen verwunderlich, dass man sich weigert, seine Daten mit J.D. Powers Initial Quality Study zu teilen, eine Studie, die als Messlatte in Sachen Fahrzeugqualität gilt.
Erfolgreiche Vergangenheit
Tesla ist in der Vergangenheit sehr gut bewertet worden: Consumer Reports hat einst das Model S in der Version mit 85 kWh so gut bewertet wie noch nie ein Fahrzeug zuvor: 99 von 100 möglichen Punkten. Dieses Ranking sollte dann später von dem Modell P85D übertroffen werden, und zwar mit 103 von 100 Punkten, wie auch immer das möglich sein soll. Auch bei der Kundenzufriedenheit lag das Model S ganz vorne, darüber hinaus heimste das Model X fünf von fünf Sternen der National Highway Traffic Safety Administration ein – und zwar in allen getesteten Kategorien. Das ist das höchste Rating, das jemals für einen SUV ausgegeben wurde. Tesla stellt also alles andere als minderwertige Autos her.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die was zu verbergen haben. Sie wollen einfach nur nicht teilnehmen“, sagt Dave Sargent von J.D. Power gegenüber Automotive News. „Es ist ja nicht so, dass deren Autos einfach so auseinanderfallen würden.“
„Das ist nicht ihre Art“, sagt er weiterhin. „Wir hoffen, dass sie doch noch dazustoßen. Denn wir bekommen immer häufiger Fragen zu denen.“
Warum vermeiden die die Studie?
Auch wenn man in der Vergangenheit stets in der Lage war, die Erwartungen des Kunden zu erfüllen und sogar zu übertreffen, verweigert Tesla den Zugang zu Kundeninformationen. IQS funktioniert folgendermaßen: J.D. Power sammelt Anmeldungen von Kunden aus allen Bundesstaaten und schickt dann eine Umfrage an diese, wo die Kunden dann ihre Zufriedenheit bewerten können. Allerdings sagt die Gesetzgebung in Kalifornien, wo Tesla seinen Sitz hat, dass Autohersteller grünes Licht geben müssen, bevor bestimmte Daten rausgegeben werden. Tesla ist der einzige Hersteller, der sich dagegen geweigert hat und ist damit nicht im Ranking von J.D. Power vertreten, da nicht genügend Daten vorliegen.
Ein Grund dafür könnte sein, dass Tesla in der Regel seine Technologien recht früh an den Markt bringt und verbaut. Also schon bevor jeder einzelne Bug beseitigt wurde. Außerdem sind in den Autos riesige Konsolen mit großen Bildschirmen verbaut, und schon ein kleiner Fehler beim Infotainment-System hat andere Unternehmen wie Ford (WKN:502391) in den vergangenen Jahren tief reingeritten. Auch, weil andere Komponenten in letzter Zeit in der Kritik standen, darunter die Flügeltüren oder der Autopilot, der aufgrund einiger Unfälle ein bisschen in Verruf geriet. Tesla kann sich also angenehmere Sachen vorstellen, zumindest bis mehr Daten vorliegen, die man dann an J.D. Power senden kann.
Tesla ist ein sogenannter „Story Stock“. Auch wenn schon viele Anleger ihr Vermögen vergrößern konnten, indem man Tesla die Story, die Geschichte abgenommen hat, muss das Unternehmen doch beweisen, dass es mit der Produktion von Fahrzeugen überhaupt einen Profit erwirtschaften kann. Bald muss das Management zeigen, dass man die ehrgeizigen Produktionsziele verwirklichen kann, Profite erwirtschaftet und dieselben Qualitätsstandards einhält, die auch für die Konkurrenz schon seit Jahren gelten. Sonst droht Tesla, dass Anleger mit geringer Risikobereitschaft die Finger von der Aktie lassen. Man muss sich schon die Frage stellen: Wenn der Hersteller traditionell derart risikofreudig ist, wovor hat er diesmal Angst?
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Ford und Tesla.
Dieser Artikel von Daniel Miller erschien am 1.7.2017 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.