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Wie die Deutsche Post als Spin-off-Konzern à la Bayer oder Siemens abgehen könnte

Ein StreetScooter der Deutschen Post DHL Group faehrt am 29.06.17 durch Berlin.
Foto: Deutsche Post DHL / Oliver Lang

Trotz der Bedrohung des Freihandels durch das neue US-Regime hat sich die Deutsche Post (WKN:555200) sehr ordentlich in den letzten Monaten geschlagen. Die Geschäfte rund um E-Commerce und Logistik laufen gut und vor dem G20-Gipfel hat Europa die Integration mit der restlichen Welt erfreulich vorangetrieben, zuletzt mit dem Abkommen mit Japan.

Es tut sich jetzt aber auch zusätzliches Potenzial auf, das schon schemenhaft zu erkennen ist: Die Post wird meines Erachtens zukünftig regelmäßig Spin-offs erzeugen, ähnlich wie das seit Längerem schon Bayer (WKN:BAY001) und Siemens (WKN:723610) betreiben. Wie das laufen könnte und was Aktionäre davon haben, will ich im Folgenden skizzieren.

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Darum geht es

Bayer hat einen umfangreichen Konzernumbau hinter sich. Die Spezialchemiker von Lanxess (WKN:547040) und die Materialwissenschaftler von Covestro (WKN:606214) stehen schon seit einiger Zeit auf eigenen Beinen. Das Management hatte irgendwann entschieden, dass diese herausgelöst aus den oft als Korsett wahrgenommenen Konzernstrukturen besser dran sind.

Für die Aktionäre ergab sich zudem der Vorteil, dass sie fortan entscheiden konnten, ob sie lieber auf Pflanzenschutz und Aspirin oder aber auf eines der früheren Segmente setzen wollten. Covestro wurde beispielsweise als Cashflow-Maschine entworfen, wodurch andere Anlegergruppen angesprochen wurden als bei Bayer selbst.

Die Strategie hat wunderbar funktioniert, bis das neue Management den Trend praktisch umgedreht hat, und den Versuch startete, sich das Schreckgespenst Monsanto einzuverleiben. Denkbar wäre, dass irgendwann auch die beiden Säulen Pharma und Pflanzenschutz aufgespalten werden, aber darüber hinaus dürfte auf absehbare Zeit erst mal Ruhe sein.

Das sieht bei Siemens ganz anders aus. Die Münchener betreiben den ständigen Umbau seit Jahrzehnten als Sport. Mehrere Dutzend Firmen da draußen tragen das Siemens-Gen in sich, darunter Branchengrößen wie Osram (WKN:LED400) und Infineon (WKN:623100).

Siemens schmiedet aus praktisch jedem wichtigen Technologietrend einen Geschäftsbereich und versucht ihn großzuziehen. Ab einem bestimmten Punkt stellt sich dann das Management die Frage, was es eigentlich damit machen soll. Ist das noch Kernkompetenz oder kann durch ein Spin-off Wert geschöpft werden? Oft genug kommen strategische Optionen in die engere Auswahl.

Das Geschäft rund um die Elektromobilität wurde in ein Joint Venture mit Valeo (WKN:854052) eingebracht und die Windkraft kam bei Gamesa (WKN:A0B5Z8) unter. Die Gesundheitssparte Healthineers geht ebenfalls bald eigene Wege.

Während es in früheren Zeiten auch mal ab und zu üble Pannen gab — ich denke an die Desaster mit den Speicherchips, den Handys und einigen IT-Bereichen — scheint es in den letzten Jahren unter Joe Kaeser ausgezeichnet zu klappen. Siemens kämpft mittlerweile mit SAP (WKN:716460) um die DAX-Krone.

Das kann auch die Deutsche Post

Der führende Logistiker und Briefträger-Konzern hat sich bisher vor allem als Branchenkonsolidierer hervorgetan. Seit der Privatisierung standen regelmäßig Übernahmen an. Lediglich die Postbank wurde abgegeben. Aber in Zukunft ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, um das lukrative Spin-off-Spiel mitzuspielen.

Spin-off Nr. 1: Automobil-Hersteller StreetScooter

Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Post es langfristig mit Daimler (WKN:710000) und Renault (WKN:893113) aufnehmen will. Aktuell ist die Fahrzeugsparte noch vergleichsweise klein, aber mit dem Ausbau des Produktportfolios und der Kapazitäten nimmt auch die Bedeutung im Konzern zu.

Aber ein Logistiker ist eben kein Maschinenbauer. Irgendwie passt es nicht. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass aus der heutigen Tochter in wenigen Jahren eine strategische Beteiligung unter anderer Führung wird. Mir würde ein Börsengang durchaus gefallen.

Spin-off Nr. 2: 3D-Druck-Dienstleister

Eine weitere gute Möglichkeit sehe ich bei der additiven Fertigung. Die Post hat bereits eine Menge Ressourcen in das Thema gesteckt. Mit verteilten kleinen Produktionszentren und der passenden Logistik könnten ortsnah gefertigte Ersatzteile aus den unterschiedlichsten Materialien extrem schnell ausgeliefert werden.

Weitere Dienstleistungen für Verbraucher sind ebenfalls denkbar. Vielleicht gibt es eine Software, mit der jeder zum Produktdesigner werden kann. Schüler in der Maker-Werkstatt könnten sich spezielle Teile für ihre automatisierten Systeme liefern lassen.

Ich bin sicher, dass die Möglichkeiten extrem vielfältig sind und die Post hat das Zeug dazu, ein solches Netzwerk von 3D-Druck-Shops hochzuziehen. Sobald dieses eine kritische Größe erreicht hat: Ab damit an die Börse!

Spin-off Nr. 3: Digital-Sparte

Kürzlich nahm die E-Post Development GmbH in Berlin ihre Arbeit auf. Sie soll in Start-up-Atmosphäre für frischen Wind sorgen und spannende digitale Lösungen entwickeln. So soll beispielsweise rund um den E-Postbrief, also die digitale Version des klassischen Briefs, ein komplettes Ökosystem an Apps und integrierten Funktionalitäten geschaffen werden, an das Partner andocken können.

Ähnlich wie der Schwesterkonzern Deutsche Telekom (WKN:555750) seine frühere Digitaltochter Scout24 (WKN:A12DM8) an die Börse gebracht hat, könnte das in einigen Jahren auch die Post tun. Bis dahin ist aber noch einiges an Aufbauarbeit zu leisten, um den Geschäftsbereich hübsch und attraktiv zu machen.

Da geht noch einiges

Im traditionellen Geschäft müssen die Bonner nach meiner Einschätzung weiterhin mit kräftigem Gegenwind rechnen. Andererseits bin ich zuversichtlich, dass die gute alte Post uns auch in Zukunft noch mit dem ein oder anderen innovativen Neugeschäft überraschen wird.

Wenn das Portfoliomanagement so gut klappt wie bei Siemens unter Joe Kaeser oder bei Bayer unter Marijn Dekkers, dann eröffnen sich für die Post-Aktie völlig neue Potenziale.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Daimler.



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