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Besserer Kauf: Morphosys vs. Ablynx

Foto: Getty Images

Morphosys ist eine der Top-Biotech-Adressen Deutschlands und war nach der ersten Zulassung kürzlich in Feierlaune. Nun jedoch floppte ein Antikörper, der für Bayer entwickelt wurde, in klinischer Phase 2, sodass der Kurs unter Druck geriet. Der belgische Mitbewerber Ablynx hingegen hat zwar noch keine Zulassung für ein Produkt erlangt, verfügt aber über eine bärenstarke Pipeline und Technologie. Welche Aktie verspricht mehr Potenzial für uns Investoren, und warum?

Antikörper bestimmen derzeit die Medikamentenentwicklung

Wie in einem vorherigen Artikel über Pharma und Biotech beschrieben, werden mehr und mehr neu zugelassene Medikamente nicht mehr chemisch, sondern biologisch hergestellt. Unter diesen sind Antikörper die am meisten vorkommende Produktgruppe, da sie einerseits sehr gezielt wirken und andererseits jahrzehntelange Erfahrung auf diesem Gebiet in Forschung und Entwicklung vorliegt.

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Antikörper sind spezielle Proteine, die natürlicherweise als Teil unserer Immunabwehr z. B. Viren abwehren. Nach einer überstandenen Infektion bleiben Immunzellen als „biologisches Gedächtnis“ zurück, die bei einer wiederholten Infektion mit demselben Virusstamm sofort Antikörper ausschütten, diese an das Virus binden und dessen Zerstörung einleiten.

Therapeutische Antikörper richten sich zumeist gegen spezielle Zielmoleküle, die z. B. bei Krebs charakteristisch für einen Tumortyp sind. Indem solche Antikörper zumindest vorwiegend Tumorzellen erkennen und an sie binden, werden diese zerstört. So zumindest die Theorie, die leider aus verschiedenen Gründen nicht immer aufgeht.

Die nächste Welle noch effizienterer Therapien wird aufgrund hervorragender Ansprechraten höchstwahrscheinlich die Zelltherapie sein, für die die erste Zulassung für ein sogenanntes “CAR-T” in diesem Jahr erwartet wird. In der Kombination von Zelltherapie und Personalisierter Medizin werden wir Krebs wahrscheinlich deutlich besser als bisher in den Griff bekommen.

Das Besondere an Morphosys

Morphosys (WKN:663200) gelang kürzlich die erste Zulassung nach 25 Jahren Firmengeschichte, das allein ein Beweis für die Werthaltigkeit des Unternehmens darstellt.

Der zugelassene Antikörper mit dem Namen Guselkumab richtet sich gegen Schuppenflechte und führte in den Studien bei 70-80 % der Patienten zu deutlichen Verbesserungen. Berenberg-Analysten erwarten, dass Guselkumab in den USA einen Marktanteil von 15 % und Umsätze von bis zu 3,5 Milliarden US-Dollar erreichen kann.

Mit der außergewöhnlich hohen Anzahl von 29 Antikörpern in der klinischen Entwicklung ist Morphosys damit in der komfortablen Situation, auf einen großen Pool an Medikamentenkandidaten zurückgreifen zu können und damit eventuelle Flops besser zu verdauen.

Das Beste aber ist, dass Morphosys auch eigene Antikörper in der Entwicklung hat, die nicht an Partner auslizenziert wurden. Das führt zwar zu sehr hohen Entwicklungskosten, aber im Fall der Zulassung auch zu exorbitanten Erlösen. Dieser Fall wird allerdings nicht vor 2020 eintreten, da die klinischen Studien viel Zeit brauchen.

Der eigene MOR208-Antikörper richtet sich gegen eine Zielstruktur krebsartiger B-Zellen (Lymphdrüsenkrebs), von denen in den sieben größten Märkten jährlich mehr als 150.000 Patienten betroffen sind. In klinischer Phase 2 zeigte das Mittel eine vorläufige Ansprechrate von 56 % bei einem vollständigen Ansprechen von 32 %, und würde damit eine signifikante Verbesserung gegenüber heutigen Medikamenten bedeuten.

Das Besondere an Ablynx

Ablynx (WKN:A0M7H2) hat mehr als 500 Patente auf sogenannte „Nanobodies“, die vereinfacht gesagt verkürzte und damit deutlich kleinere Antikörper darstellen. Gefunden hat man diese in Kamelen und Lamas und staunte, dass sie in deren Immunsystem so funktionierten.

Neben voller Funktionalität vergleichbar mit herkömmlichen Antikörpern ergeben sich weitere Vorteile wie höhere Stabiltät, bessere Tumordurchdringung aufgrund kleinerer Größe, gleichzeitige Bindung mehrerer Zielstrukturen, einfachere Produktion etc.

Interessanterweise sind diese Nanobodies so stabil, dass sie bei bestimmten Erkrankungen sogar inhaliert werden können, um in der Lunge zu wirken. Ebenso besonders ist ihre Eigenschaft, dass man mehrere akive Moleküle an Nanobodies hängen kann, sodass sie multipel wirken können und damit statt einer, gleich mehrere Speerspitzen gegen Krankheiten nutzen können.

Ablynx hat mehr als 45 eigene und verpartnerte Nanobodies in der Entwicklung, von denen bereits acht in klinischen Studien sind. Am weitesten fortgeschritten ist der eigene Nanobody Caplacizumab, der sich gegen die seltene TTP (thrombotisch-thrombozytopenische Purpura) richtet.

TTP ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, bei der blutplättchenreiche Blutgerinnsel entstehen, die Kapillaren besonders von Gehirn und Niere verstopfen, und somit zu schwerwiegenden Organschäden führen. Die Rate der Neuerkrankungen beträgt nur rund 3-7 pro einer Million Menschen.

Bekanntermaßen erreichen Medikamente gegen solch seltene Krankheiten Spitzenpreise. Daten der klinischen Phase 3 werden im zweiten Halbjahr 2017 erwartet, sodass bei einem Erfolg bereits in 2018 mit einer Vermarktung gerechnet werden kann.

Weitere in der Pipeline fortgeschrittene Nanobodies sind Vobarilizumab mit hervorragenden Phase-2-Daten gegen rheumatoide Arthritis sowie die Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes. Interessanterweise schnitt Vobarilizumab deutlich besser ab als der schon auf dem Markt befindliche Interleukin-6-Rezeptor-Inhibitor Tocilizumab von Roche (WKN:855167).

Kürzlich erst erfolgte der Wahnsinns-Deal mit Sanofi (WKN:920657): Für die Entwicklung von acht Nanobody-Kandidaten bekommt Ablynx von Sanofi eine Vorabzahlung von 23 Mio. Euro sowie anfängliche 8 Mio. Euro für Forschungsaufwendungen. Sanofi übernimmt die klinischen Studien, die Produktion sowie Vermarktung, sodass Ablynx im Erfolgsfall 2,4 Milliarden Euro an Meilensteinzahlungen plus Beteiligungen an Nettoverkaufserlösen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich erhalten wird.

Welche Aktie ist auf jetzigem Niveau vielverprechender?

Betrachtet man die Marktkapitalisierung beider Unternehmen, so liegt Morphosys heute mit ca. 1,84 Milliarden Euro vor Ablynx mit ca. 780 Mio. Euro. Das ist durchaus fair, da Morphosys nun ein zugelassenes Präparat hat und in klinischen Studien insgesamt weiter fortgeschritten ist.

Dennoch hebe ich meinen Daumen für Ablynx, die sich mit ihren patentgeschützten Nanobodies deutlich von Mitbewerbern absetzen und das technologische Potenzial haben, sich langfristig durchzusetzen. Mit einer prall gefüllten Pipeline, einer herausragenden Technologie sowie einer möglichen ersten Zulassung eines eigenen Produktes in 2018 hat Ablynx sehr viel Potenzial nach oben.

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Stefan Graupner besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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