Besserer Kauf: Volkswagen oder Tesla?

Die Automobilbranche steht vor großen Herausforderungen und Veränderungen. Elektromobilität, autonomes Fahren und das mögliche Verbot für Verbrennungsmotoren sind nur drei Schlagwörter, die mir dazu einfallen. Was liegt also näher, als sich einen klassischen Autobauer wie die Volkswagen AG (WKN: 766403) anzusehen und im Vergleich dazu mit Tesla (WKN: A1CX3T) das Unternehmen, das das Autofahren revolutionieren will.
Was sagen die Zahlen?
Am besten ist es, zunächst die nackten Zahlen gegenüberzustellen. Für 2016 ergeben sich folgende Werte:
VW | Tesla | |
verkaufte Autos (Stück) | 10.391.113 | 76.230 |
Umsatz in Mrd. EUR/USD | 217,0 | 7,0 |
Gewinn in Mrd. EUR/USD | 5,4 | -0,7 |
Quelle: Geschäftsberichte 2016 der Unternehmen
Im ersten Halbjahr 2017 berichteten VW und Tesla wie folgt:
VW | Tesla | |
verkaufte Autos (Stück) | 5.270.000 | 47.100 |
Umsatz in Mrd. EUR/USD | 116,0 | 5,5 |
Gewinn in Mrd. EUR/USD | 6,6 | -0,8 |
Quelle: Q2-Berichte 2017 der Unternehmen
Dazu gibt es noch die Börsendaten:
VW | Tesla | |
Anzahl Stammaktien | 295.089.818 | 166.863.000 |
Anzahl Vorzugsaktien | 206.205.445 | n/a |
Kurs Stammaktien in Euro | 131,05 | 292,51 |
Kurs Vorzugsaktien in Euro | 126,50 | n/a |
Marktkapitalisierung per 01.09.2017 in Mrd. Euro | 64,76 | 49,88 |
Quelle: IR-Seiten der Gesellschaften, eigene Berechnungen
Auf den ersten Blick ist das ein klarer Fall. Wir haben auf der einen Seite einen Vertreter der „Old Economy“, der klassischen Automobilindustrie. VW verkauft mehr als 10 Millionen Fahrzeuge im Jahr, Tesla schafft nicht mal ein Prozent davon. Entsprechend sieht es bei Umsatz und Gewinn aus: Tesla setzt nur einen Bruchteil im Vergleich zu VW um und macht dabei hohe Verluste, während VW profitabel arbeitet.
Dazu will allerdings die Bewertung an der Börse nicht recht passen, wo die Marktkapitalisierung Teslas (also der gesamte Börsenwert aller Aktien) 77 % von VW erreicht. „New Economy“ eben – völlig überbewertet. Oder?
Ein zweiter Blick lohnt sich
Aber Foolische Anleger schauen gerne hinter die Kulissen. Was die Zahlen oben schon andeuten, zeigt sich in den Halbjahresberichten: VW ist in den ersten sechs Monaten 2017 beim Umsatz um rund 7 % im Vergleich zum Vorjahr gewachsen – bei Tesla waren es 128 %. Klarer kann der Gegensatz zwischen Alt und Neu kaum sein.
Schauen wir uns die Unternehmen mal näher an. Auf der einen Seite ist VW. Die Wolfsburger kämpfen nach wie vor mit dem Dieselskandal, der seine Wurzeln auch in dem jahrelangen Bemühen hat, Toyota als größten Autobauer der Welt abzulösen. Da wurde dann mal weniger auf Qualität und Ertrag geachtet, sondern nur auf Stückzahlen.
Und damit sind wir beim Großaktionär, dem Land Niedersachsen, der andere Interessen als Kleinanleger hat. Denn den Politikern ist der Erhalt der Arbeitsplätze im Zweifelsfall wichtiger als die Ertragszahlen.
Tesla tickt völlig anders
Wie groß ist da doch der Unterschied zum Autobauer aus dem Silicon Valley. An der Spitze mit Elon Musk ein umstrittener, aber zweifellos charismatischer Konzernchef, für den es keine Grenzen zu geben scheint.
Das gilt auch für Teslas Produkte, zu denen nicht nur Autos gehören, sondern auch Batterien für den heimischen Strombedarf (Powerwall). Ich halte Tesla in der jetzigen Form eher für eine Software- und Batteriefirma als für einen Autobauer.
Die Videos über selbstfahrende Autos sind faszinierend, und mittlerweile erinnert mich Tesla immer mehr an Apple, die für ihre Produkte einen erheblichen Preisaufschlag verlangen können und unter Fans schon fast eine religiöse Verehrung erfahren.
Ich denke dabei nur an den Verkaufsstart des Model 3, als Kunden in langen Schlangen anstanden, um für ein Auto 1.000 US-Dollar oder Euro anzuzahlen, das sie erst in zwei Jahren in Empfang nehmen können. Bei einer neuen Golf-Generation könnte ich mir so etwas nicht vorstellen.
Welche Aktie ist die bessere?
Unter diesen Aspekten relativiert sich die scheinbare Überbewertung der Tesla-Aktie etwas. Trotzdem gibt es Risiken, auf die sich eventuelle Aktionäre einstellen müssen. Tesla ist nach wie vor nicht profitabel und daher auf regelmäßige Kapitalzufuhr von außen angewiesen. Es tauchen immer mal wieder Spekulationen auf, dass diese Zufuhr fraglich sei, was dann den Aktienkurs belastet.
Insgesamt aber ist Tesla zukunftsfähig aufgestellt und daher für risikofreudige Anleger mit langem Zeithorizont geeignet, die mit den starken Schwankungen des Kurses leben können.
Wer das nicht kann, sollte sich eher VW ansehen – oder noch besser Daimler (WKN: 710000) oder BMW (WKN: 519000), denen ich mehr zutraue als den Wolfsburgern, die noch lange an ihrem Dieselgate zu knabbern haben werden.
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Peter Roegner besitzt Aktien von Apple. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple und Tesla. The Motley Fool empfiehlt BMW und Daimler.