Spektakuläres Rekordhoch des DAX Kursindex: Auf was Anleger jetzt achten sollten
Kaum beachtet ist in diesen Tagen etwas Großartiges passiert: Der wenig bekannte DAX Kursindex hat neue Höchststände erklommen! Beim üblicherweise beobachteten Performance-Index ist das keine Besonderheit, weil die kalkulatorisch reinvestierten Dividenden früher oder später fast zwangsläufig zu immer weiter steigenden Kursen führen. Aber dass die reinen Kurse heute im Schnitt höher sind, als je zuvor, das lässt aufhorchen und für Investoren stellt sich nun die Frage, ob das so weitergehen kann. Ich denke, wir befinden uns nun an einem Scheideweg.
Besser als 2000 und 2007
Der DAX Kursindex berechnet sich im Wesentlichen aus den aktuellen Börsenkursen der 30 wichtigsten in Frankfurt gehandelten Konzerne. Es ist ein Index, der ausschließlich nach vorne schaut, denn der Wert sagt etwas darüber aus, wie alle erwarteten zukünftigen Dividenden auf heute heruntergerechnet bewertet werden. Dividenden und Eigenkapitalerhöhungen der Vergangenheit spielen keine Rolle.
Ein neuer Rekordstand bedeutet also, dass die Erwartungen heute größer sind, als damals im Jahr 2000, als für die Deutsche Telekom (WKN:555750) die Bäume in den Himmel zu wachsen schienen oder auch größer als im Jahr 2007, als E.ON (WKN:ENAG99) einer der weltgrößten Energiekonzerne werden wollte und die Deutsche Bank (WKN:514000) sich endlich im globalen Finanzolymp wähnte.
In beiden früheren Fällen hielt sich der Kurs nicht besonders lange oberhalb der Marke von 5.000 Punkten und es folgte ein dicker, fetter Crash. Jetzt sind wir — wie auch bereits vor dem Mini-Crash 2015 — in den Bereich von 6.400 vorgestoßen. Das muss man erst mal sacken lassen.
Aber so einfach ist die Sache nicht
Die Kernfrage, die wir uns nun stellen sollten, besteht darin, ob die Perspektiven heute wirklich noch ein Stück besser sind als in den früheren Boom-Zeiten. Ich finde, das ist derzeit richtig schwierig zu beantworten. So schnell könnte sich alles zum Besseren oder Schlechteren wenden.
Bekommt Trump auf seiner Asienreise irgendetwas gebacken, das die Welt sicherer macht, oder schießt er den nächsten Bock? Bekommen die Zentralbanken den Weg zur geldpolitischen Normalität geordnet hin oder wird es dabei zu Verwerfungen kommen? Kann ISIS besiegt und die Syrienregion befriedet werden oder brechen die Konflikte zwischen den lokalen Mächten jetzt erst richtig aus, wie kürzlich in Der Welt spekuliert wurde?
Wenn die Bedrohungslage sich verbessert und die allgemeine Unsicherheit schwindet, dann könnte das einen erheblich positiven Effekt auf die Aktienkurse haben. Zum einen, weil sich dadurch das Geschäftsumfeld für international aktive Unternehmen verbessert und zum anderen, weil die Risikoprämie der Anleger sinkt.
Damit hätten wir erhöhte Gewinnerwartungen, die auch noch zusätzlich mit einem geringeren Faktor abgezinst werden — ein massiver weiterer allgemeiner Kursanstieg von 50 % oder mehr wäre so problemlos möglich. Denn konstant 1 Mrd. Euro Jahresgewinn sind auf heute heruntergerechnet 10 Mrd. Euro wert, wenn man als Abzinsungsfaktor anspruchsvolle 10 % ansetzt, aber doppelt (!) so viel, wenn man sich mit 5 % zufriedengibt.
Das ist die eine Seite. Genauso wahrscheinlich ist aber meiner Ansicht nach, dass die Weltkonjunktur eine schwere Breitseite abbekommt. Früher oder später muss vermutlich der dysfunktionalen und konfliktiven Administration der USA Tribut gezollt werden.
Ich habe mir mal angeschaut, wie es in Italien lief. Unsere südlichen Freunde haben mit Silvio Berlusconi den vielleicht am besten mit Donald Trump vergleichbaren Regierungschef mehrfach gewählt. Ein Blick auf den passenden FTSE MIB Kursindex zeigt, dass die Wirtschaft darunter bis heute leidet. Rekordstände sind völlig außer Reichweite. Trotz einer zuletzt guten Performance liegt der Kurs noch rund 50 % unterhalb der Höchststände von 2000 und 2007.
Noch ist das Ergebnis offen
So wie Italien heute unter einer schweren Schuldenlast ächzt, könnte es schon in naher Zukunft den USA gehen. Anzeichen dafür gibt es genug. Aber das ist wie gesagt nur eine Möglichkeit.
Im Idealfall erfolgt in den USA genauso wie auch Deutschland bald eine vernünftige neue Regierungsbildung, macht Europa weiter Fortschritte, wird der Brext abgesagt, können geopolitische Konflikte eingedämmt werden und bleibt Asien in der Wachstumsspur. Wenn zumindest ein Teil davon eintrifft, dann könnte der aktuelle Schwung in das Jahr 2018 mitgenommen werden, sodass wir noch viele weitere Rekordstände im DAX Kursindex sehen würden.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.