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Meine Prognose für MorphoSys 2018: Klinische Programme und Wettbewerb im Brennpunkt

Foto: Getty Images

Das Jahr 2017 lief für MorphoSys (WKN:663200) sowohl für die Aktie als auch für die Entwicklung der Pipeline hervorragend. Das Mehrjahreshoch ist zum Greifen nahe, zu aktuellen Projekten gibt es gute Nachrichten und die Aussichten sind generell gut. Doch gibt es Gefahren wie Wettbewerber, Patentstreitigkeiten oder neue Therapieansätze, die unserem deutschen Vorzeige-Biotech noch in die Parade fahren könnten?

Kurz erklärt: was macht MorphoSys eigentlich?

MorphoSys entwickelt Antikörper gegen verschiedene Krankheiten und hat von diesen unglaubliche 29 in der klinischen Entwicklung: 13 davon in Phase II und drei in entscheidender Phase III. Viele von diesen sind verpartnert, aber manche sind auch unter Eigenregie.

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Dabei sind Antikörper spezielle Proteine, die natürlicherweise als Teil unserer Immunabwehr z. B. Viren abwehren. Nach einer überstandenen Infektion bleiben Immunzellen als „biologisches Gedächtnis“ zurück, die bei einer wiederholten Infektion mit demselben Virusstamm sofort Antikörper ausschütten, die sich an das Virus binden und dessen Zerstörung einleiten.

Therapeutische Antikörper richten sich zumeist gegen spezielle Zielmoleküle, die z. B. bei Krebs charakteristisch für einen Tumortyp sind. Indem solche Antikörper zumindest vorwiegend Tumorzellen erkennen und an sie binden, werden diese zerstört.

Was hat sich 2017 für MorphoSys getan?

Das Jahr 2017 bescherte MorphoSys die erste Zulassung nach 25 Jahren und somit einen wichtigen Meilenstein und Ritterschlag für die Pipeline. Diese erste Zulassung für Guselkumab bedeutet für MorphoSys Meilensteinzahlungen und Umsatzbeteiligungen von Johnson & Johnson (WKN:853260) in beträchtlicher Höhe.

Das wirklich Spannende bei MorphoSys sind die Antikörper, die in eigener Regie vermarktet werden sollen. Ohne Partner wird z. B. MOR208 derzeit in Phase II/III zur Behandlung des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) entwickelt, das die häufigste Form des Non-Hodgkin-Lymphoms darstellt.

Am 11.12.2017 wurden folgende Neuigkeiten bekannt: 52 % der Patienten sprechen auf die Behandlung mit MOR208 an (engl. objective response), 32 % zeigen eine vollständige Remission (engl. complete remission). Es wurden Patienten mit wiederkehrendem bzw. therapieresistentem diffusen DLBCL behandelt.

Basierend auf den jetzt präsentierten Daten hat die US-Zulassungsbehörde FDA kürzlich den Status eines Therapiedurchbruchs (engl. Breakthrough Therapy Designation) für MOR208 in der Kombinationsbehandlung mit dem Krebsmedikament Revlimid von Celgene (WKN:881244) erteilt.

MorphoSys prüft dazu MOR208 in Kombination mit dem Immunmodulator Revlimid im Vergleich zum Chemotherapeutikum Bendamustin in Kombination mit Rituximab von Roche (WKN:855167) in einer Klinischen Phase III. Zudem finden weitere Phase III-Studien bei chronischer lymphatischer Leukämie statt.

Von malignen Erkrankungen der B-Zellen sind in den sieben größten Märkten jährlich mehr als 150.000 Patienten betroffen. Damit ergibt sich ein Marktpotenzial von mehreren Milliarden US-Dollar, von dem MorphoSys ein großes Stück haben möchte.

Ein weiterer Antikörper namens MOR202 wird in einer Phase I/IIa-Studie gegen Blutkrebs entwickelt. Das multiple Myelom ist nur selten heilbar und die Mehrzahl der Patienten erleidet nach ersten Behandlungserfolgen mit den verfügbaren Therapien einen Rückfall.

Spannend ist zudem, dass die Kombination mit dem Wirkstoff Bortezomib von Johnson & Johnson das Absterben der Krebszellen verstärkte. Die Kombination mit Revlimid von Celgene entfaltete eine synergistische Wirkung mit MOR202 durch verschiedene Mechanismen. Zusammenfassend ist die Anwendung von MOR202 vor allem in Kombination mit bereits zugelassenen Medikamenten extrem vielversprechend.

Wird MorphoSys konkurrenzfähig sein?

Für MOR208 gibt es starke Wettbewerber wie Novartis mit seiner CAR-T-Zelltherapie Kymriah für 475.000 US-Dollar pro Behandlung, die T-Zell-Immuntherapie von Kiadis Pharma (WKN:A14VE3) sowie die T-Zelltherapie von Adaptimmune (WKN:A14SUX).

Um MOR202 gibt es zudem Streit mit Genmab (WKN:565131) und deren bereits zugelassenen Antikörper Daratumumab, der an dasselbe Zielmolekül CD38 bindet wie MOR202. Das Produkt wird als Darzalex in den USA von Janssen, einer Tochter von Johnson & Johnson, vertrieben. Solche Streitigkeiten können lange dauern, aber im Falle des Sieges in diesem Rechtsstreit würde MorphoSys sehr stark profitieren.

Über längere Sicht bin ich etwas besorgt, dass die Antikörper-Bibliothek von MorphoSys schon etwas in die Jahre gekommen ist, und neue Wettbewerber mit neuen Technologien aufziehen. So beispielsweise Ablynx (WKN:A0M7H2) mit sogenannten Nanobodies, die vereinfacht gesagt verkürzte und damit deutlich kleinere Antikörper darstellen. Neben voller Funktionalität vergleichbar mit herkömmlichen Antikörpern ergeben sich weitere Vorteile wie höhere Stabilität, bessere Tumordurchdringung aufgrund kleinerer Größe, gleichzeitige Bindung mehrerer Zielstrukturen, einfachere Produktion etc.

Dann kommen  noch die ganzen Zelltherapie-Projekte verschiedener Unternehmen dazu, in denen man oft dieselben Zielstrukturen angreift, nur dass man statt Antikörper Zellen verwendet. Medigene (WKN:A1X3W0) arbeitet dabei mit natürlichen T-Zellrezeptoren (TCR), während Novartis (WKN:904278) und Gilead Sciences (WKN:885823) Chimäre T-Zellrezeptoren (CAR-T) bevorzugen.

Gerade die Zelltherapie-Projekte stehen meist noch am Anfang und haben noch mit technischen und logistischen Hürden zu kämpfen. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass die Medikamentenentwicklung immer schneller geht, und sich Unternehmen dem Markt daher schneller anpassen müssen als je zuvor.

Wettbewerb gibt es also wie Sand am Meer und immer wieder mal wird auch ein Antikörper von MorphoSys in Klinischen Phasen floppen. Dennoch ist das Unternehmen sehr gut im Markt aufgestellt und sollte aufgrund der soliden und weit fortgeschrittenen Pipeline auch wegen der zahlreichen Partnerschaften mit großen Pharmaunternehmen weiter wachsen.

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Stefan Graupner besitzt Aktien von Ablynx und Kiadis Pharma. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Celgene, Gilead Sciences und Johnson & Johnson.



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