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Geely-Einstieg: Die wichtigsten Fragen für Daimler-Aktionäre

Denza 500
Bild: Denza Galerie

Auf der Hauptversammlung am 5. April 2018 in Berlin wird es einiges zu besprechen geben. Zum einen ärgert viele Aktionäre, dass das Dieselthema Daimler (WKN:710000) immer noch nicht loslässt. Zum anderen zwingt der Geely (WKN:A0CACX)-Gründer und neue Großaktionär Li Shufu zum Überdenken der Chinastrategie.

Viele fragen sich jetzt, was daraus für Daimler folgt – ist das gut oder schlecht? Das Thema ist vielschichtig, weshalb ich mal den wichtigsten Fragen nachgegangen bin.

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Was will Li Shufu?

Der Entrepreneur hat Geely aus kleinsten Anfängen zu einem der stärksten privaten Autohersteller aus China entwickelt. Schon vor Jahren hat er sich die Marke Volvo Cars einverleibt, mit der er gerade zusammen die ambitionierte neue Elektroautomarke Lynk & Co aufbaut. Außerdem wurde im letzten Dezember bekannt, dass er Großaktionär des Lastwagenherstellers Volvo (WKN:871229) geworden ist, einer der zwei Hauptkonkurrenten von Daimler Trucks neben der LKW-Sparte von Volkswagen (WKN:766403).

Aber offenbar will er sich nicht alleine auf die Schweden verlassen. Seinen Aussagen zufolge fürchtet er das Eindringen der Silicon-Valley-Größen in den angestammten Markt der Autobauer. Letztere müssten folglich zusammenhalten und ihre Stärken zusammenführen, wenn sie überleben wollten. In diesem Licht ist auch die Übernahme der Mehrheit an den traditionsreichen britischen Marken Lotus Cars und London Taxi Company zu sehen. Geely braucht Größe und ausländisches Know-how, um zu den führenden internationalen Herstellern aufschließen zu können.

Braucht Daimler noch einen weiteren chinesischen Partner?

Daimler hingegen ist technologisch bereits seit über 100 Jahren spitze. Auch was den asiatischen Marktzugang angeht, ist der Konzern gut aufgestellt. Mit dem Staatskonzern BAIC und dessen börsennotierter Tochter BAIC Motor (WKN:A12GNY) wurde 2016 eine Vertiefung der Partnerschaft vereinbart und das gemeinsame Joint Venture Beijing Benz Automotive wird Hunderte Millionen Euro in den Aufbau einer leistungsfähigen Elektrofahrzeugfertigung stecken. Außerdem besteht ein LKW-Joint-Venture mit der Schwestergesellschaft Beijing Foton.

Parallel dazu wird mit der privaten BYD (WKN:A0M4W9) die noch kleine aber feine Elektroautomarke DENZA weiterentwickelt. Aktuell wird das Facelift-Modell 500 auf den Markt gebracht, das sich preislich auf dem Niveau des Model 3 von Tesla (WKN:A1CX3T) bewegt und auch etwa gleich groß ist. Insbesondere in der „Ruhm-Version“ ist es mit vielen hochwertigen Details aus dem Mercedes-Baukasten ausgestattet und bei gemütlicher Fahrt soll das Auto über 600 Kilometer weit pro Aufladung kommen. Nachdem die beiden Partner zuletzt viel in Themen wie die Ladeinfrastruktur investiert haben, könnte nun der Zeitpunkt gekommen sein, um aggressiv höhere Marktanteile anzupeilen.

Daimler hat also bereits enge chinesische Partner an Bord, sodass schwer erkennbar ist, wo es einen Platz für Geely geben könnte, zumal Geely und BYD als erbitterte Rivalen gelten und die Beteiligungen an den beiden Volvos in Stuttgart für Misstrauen sorgen. Die Frage kann man daher mit gutem Gewissen mit Nein beantworten, denke ich.

Wer gehört zu den Gewinnern?

Der klare Gewinner ist für mich ganz eindeutig Li Shufu. Er hat in einer Zeit, in der hochprofitable Autohersteller im Bereich ihres Buchwerts gehandelt werden, große Aktienpakete eingekauft. Selbst wenn sich aus den strategischen Optionen nichts Sinnvolles ergibt, kann er sich aller Voraussicht nach immer noch über solide Rückflüsse aus den Dividendenzahlungen freuen.

Im besten Fall kann er seine Unternehmungen jedoch auf ein neues Niveau heben. Schließlich werden die Verantwortlichen bei Daimler nicht umhinkommen, sich gelegentlich mit ihm an einen Tisch zu setzen und mögliche gemeinsame Projekte auszuloten.

Aber auch für Daimler überwiegt das Positive. Erstens stellt die Beteiligung ein deutliches Signal dafür dar, dass das Ansehen des Daimler-Konzerns und seiner Marken in China weiterhin extrem hoch ist. Zweitens kann das Management frei entscheiden, ob und auf welche Weise eine etwaige Kooperation eingegangen werden sollte. Entweder es ergeben sich neue Chancen oder man lässt es eben und dann hat man nichts verloren.

Die Gefahr, dass Geely sich in den Aufsichtsrat hineindrängt und dort sensible Informationen abgreifen kann, welche den konkurrierenden Marken der eigenen Gruppe zu Gute kommen, kann wohl eingedämmt werden. Bestimmt wird bereits auf der Hauptversammlung darüber entschieden, wie mit dem neuen Großaktionär umgegangen werden soll und dann werden klare Grenzen gezogen.

Und was springt sonst für die Aktionäre heraus?

Der Geely-Boss hat bereits viel Beeindruckendes auf die Beine gestellt. Als neuer Großaktionär von Daimler wird er nun ein erhebliches Interesse daran haben, dass Mercedes und Co. sich weiterhin gut entwickeln und als einer der wichtigsten Branchenteilnehmer aus dem Reich der Mitte verfügt er sicherlich auch über einige Stellhebel, um positiven Einfluss auf den Geschäftserfolg von Daimler auszuüben.

Allerdings wird sein Hauptaugenmerk weiterhin auf der Entwicklung der eigenen Marken Volvo Cars, Geely und Lynk & Co liegen, sodass ich mal davon ausgehe, dass sich mit Daimler höchstens punktuelle Kooperationen ergeben könnten, etwa wenn es um gemeinsam genutzte Basistechnologien oder Standards geht. Der Geely-Konzern kann dann für große Stückzahlen sorgen, wovon Daimler zumindest geringfügig profitieren könnte. Insgesamt würde ich daher sagen, dass die Daimler-Aktie zwar nicht viel, aber vielleicht doch noch ein kleines Stück attraktiver geworden ist.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla. The Motley Fool empfiehlt Daimler.



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