Wie eine zu hohe Dividende den Aktionären dieses Unternehmens geschadet hat
Für viele Anleger gehören Dividendenaktien zu den absoluten Favoriten. Auch wenn ich persönlich keine Dividendenstrategie verfolge, kann ich diese Investoren sehr gut verstehen. Dividendenaktien bieten einen verlässlichen Cashflow. Und wenn die Kurse mal wieder in den Keller rauschen, darf man sich zumindest einmal im Jahr über eine ordentliche Ausschüttung freuen.
Allerdings sollte man dabei nicht nur auf eine hohe Dividendenrendite achten, das kann richtig in die Hose gehen. Ein Beispiel hierfür ist Telefónica Deutschland (WKN:A1J5RX), besser bekannt als O2. Warum die hohe Dividendenrendite den Aktionären in diesem Fall schadet und was wir daraus lernen können, erfährst du, wenn du weiterliest.
Hohe Dividendenrendite, hoher Kursverlust
Auf den ersten Blick sieht die Dividendenhistorie der Telefónica Deutschland-Aktie gar nicht so schlecht aus. Der Deutsche Telekom (WKN:555750)-Konkurrent sorgt Jahr für Jahr für außergewöhnlich hohe Dividendenrenditen.
2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | |
Dividende je Aktie | 0,45 € | 0,47 € | 0,24 € | 0,24 € | 0,25 € |
Dividendenrendite Jahresschlusskurs | 9,2 % | 9,8 % | 4,4 % | 5,3 % | 5,8 % |
Quelle: finanzen.net, Dividendenrendite am Tag der Hauptversammlung
Das erste Problem: 2014 wurde die Dividende fast halbiert. Für Anleger, die ein oder zwei Jahre zuvor eingestiegen sind, bedeutete das logischerweise eine nur noch halb so hohe Dividendenrendite. Nun gut, das ist ja trotzdem noch eine mehr als ordentliche Dividende, könnte man argumentieren.
Allerdings lässt diese Betrachtung eine Tatsache außen vor: Den desaströsen Kursverlauf der Telefónica Deutschland-Aktie! So verlor sie in den letzten fünf Jahren 20 % an Wert. Ein Zeitraum, in dem die Deutsche Telekom-Aktie mehr als 60 % zulegen konnte (alle Kursentwicklungen Stand 01.04.2018).
Trotz der hohen Dividendenrendite müssen wir also festhalten, dass die Telefónica Deutschland-Aktie in den letzten fünf Jahren ein wirklich schlechtes Investment gewesen ist. Und in meinen Augen hatten die hohen Dividenden sogar einen nicht unerheblichen Anteil an der miesen Performance der Aktie.
Warum die hohe Dividende dem Aktienkurs geschadet hat
Denn anstatt Milliarden von Euros in den Rachen der Aktionäre, allen voran des spanischen Mutterkonzerns Telefónica, der 69,2 % der Telefónica Deutschland-Anteile besitzt, zu werfen, hätte man lieber in den Ausbau des Mobilfunknetzes investieren sollen.
Laut connect.de hinkt O2 der Telekom und Vodafone (WKN:A1XA83) hier nämlich immer noch hinterher (Testbericht 2018).
O2-Kunden müssen auf Überlandfahrten mit geringeren Erfolgsquoten beim Surfen, bei Datentransfers und Streaming-Abrufen sowie mit langsameren Übertragungen rechnen. Unsere Testergebnisse machen recht deutlich: Für gute Konnektivität auf Autobahnen und Landstraßen führt derzeit kaum ein Weg an Telekom und Vodafone vorbeiâ.
Dieser Bericht bestätigt die verbreitete Meinung, dass das O2-Netz das schlechteste in Deutschland ist. Die Folge: Kunden gehen lieber zur Telekom oder zu Vodafone, weil sie dort eine flächendeckend bessere Empfangsqualität haben, sowohl was das Telefonieren betrifft als auch das erwähnte mobile Surfen. In Zahlen: Im jüngst veröffentlichten 2017er Geschäftsbericht meldete Telefónica Deutschland 1,1 Millionen weniger Mobilfunkkunden als im Vorjahr.
Dieser Kundenschwund wiederum macht sich auch beim Gewinn bemerkbar. So steckt O2 seit einschließlich 2014 in den roten Zahlen, 2017 musste man ein Minus von 381 Millionen Euro ausweisen. Und hier schließt sich der Kreis: Es wird trotzdem weiter an der hohen Dividende festgehalten, anstatt endlich in ein konkurrenzfähiges Mobilfunknetz zu investieren!
Dass solch eine auf den ersten Blick aktionärsfreundliche Dividendenpolitik langfristig denkenden Investoren mehr schadet, als dass sie ihnen nützt, zeigt die oben erwähnte miese Kursentwicklung der Telefónica Deutschland-Aktie.
Was wir daraus lernen können
Wenn du in Dividendenaktien investieren willst, solltest du nicht nur auf die Dividendenrendite achten. Viel wichtiger als ein halbes Prozent mehr oder weniger ist nämlich, ob die ausbezahlte Dividende nachhaltig ist. Niemals sollte der ausgeschüttete Betrag dauerhaft höher sein als der erwirtschaftete Gewinn, wie dies bei Telefónica Deutschland der Fall ist.
Auch wenn ein Unternehmen 80 % bis 100 % des Gewinns ausschüttet, solltest du skeptisch sein. Ist der Investitionsbedarf wirklich so niedrig, dass eine derart hohe Ausschüttung dauerhaft sinnvoll ist? Im Fall O2 war klar, dass der Investitionsbedarf durch den Ausbau der Mobilfunknetze hoch sein wird. Da sollte die Ausschüttungsquote lieber mal ein bisschen niedriger sein, als dass zu wenig investiert wird!
Mein Fazit: Die Telefónica Deutschland-Aktie zeigt, dass eine hohe Dividendenrendite niemals der alleinige Grund für eine Investition sein sollte. Egal auf welche Strategie man setzt.
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Thomas Brantl besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.