Drei Gründe, warum ich die Finger von ETFs lasse

Es klingt so verlockend: Man investiert einmal im Monat in einen ETF-Sparplan, streut sein Kapital in einen weltweiten Index und muss sich um nichts mehr kümmern. Das Vermögen wächst quasi von selbst. Doch wie bei allen Dingen im Leben gibt es auch bei ETFs nicht nur Vorteile.
Hier meine Argumente, warum eine aktive Anlage in Einzelaktien langfristig die viel bessere Strategie sein kann.
1.) Zu hohe Erwartungen an ETFs
Leider haben viele Investoren vollkommen falsche Vorstellungen davon, was ein ETF eigentlich ist. Oftmals halten Anleger Indexfonds für eine Art eierlegende Wollmilchsau.
Einerseits spart man sich die anhaltend hohen, an der Rendite zehrenden Kosten für einen aktiv gemanagten Fonds, während man sich gleichzeitig bequem zurücklegen kann und – orientiert am DAX, S&P 500 oder MSCI World – Renditen einfährt, als würde man selbst aktiv an der Börse anlegen.
So einfach ist es aber nicht. Wer an den Finanzmärkten langfristig überdurchschnittlichen Erfolg sucht, kommt meiner Meinung nach um ein aktives Management seiner Anlagen überhaupt nicht herum.
Wer mit Know-how und Zeit bereit ist, sich darum selbst zu kümmern, kann am Ende mehr davon haben. Wer das nicht möchte, kann diese Aufgabe jemand anderem übertragen. Das kostet logischerweise Geld und eine Erfolgsgarantie gibt es nicht.
Zusammengefasst: Sich verantwortungsbewusst und aktiv mit der Anlage des eigenen Geldes zu beschäftigen, ist, zumindest meiner Ansicht nach, immer noch die beste und kosteneffizienteste Strategie. Das geht nur mit Einzelaktien. In ETFs investieren halte ich vor diesem Hintergrund nicht für den optimalen Ansatz.
2.) Streuung des Index
Der Hauptgrund, warum viele Anleger überhaupt in einen ETF investieren, ist der Umstand, dass sie ihr Kapital möglichst breit streuen wollen. Der Gedanke ist verständlich, denn je mehr Einzelaktien ein Portfolio enthält, desto schwieriger wird der Überblick und auch die Kosten für Transaktionen steigen. Ganz zu schweigen vom persönlichen Aufwand, um die Performance des Investments stets im Blick zu haben.
Ein globaler Index wie der MSCI World verspricht dieses Problem auf elegante Art und Weise zu lösen. Man investiert sozusagen mit einem Kauf in eine breite Streuung von Werten in der ganzen Welt. In der Realität läuft das bei zahlreichen ETFs allerdings ganz anders.
Zwar bildet der MSCI World 1.600 Unternehmen aus 23 Ländern ab, entscheidend ist jedoch die Frage der Gewichtung. Stand Ende Mai bilden 60,26 Prozent des Index (das entspricht 631 Unternehmen) US-Unternehmen ab.
Es ist zwar grundsätzlich richtig, dass die USA der größte Aktienmarkt der Welt sind. Doch kann man bei einem ETF, der über 60 Prozent US-Aktien enthält, wirklich noch von einem global gestreuten Index sprechen?
Ich habe da so meine Zweifel. Wer ohnehin hauptsächlich in US-Aktien investieren will, könnte dann ebenso auf einen Index wie den S&P 500 zurückgreifen, der ausschließlich auf US-Aktien basiert.
3.) Keine Chance, den Markt zu schlagen
Wenn man sein (schwer verdientes) Kapital an der Börse anlegt, verfolgt man in der Regel das Ziel, ein absolutes Maximum an Kapitalerträgen zu erwirtschaften. Konkret gesagt, die eigenen Werte im Depot sollten idealerweise eine bessere Performance als der Vergleichsindex erwirtschaften.
Die Frage ist nur: Wie soll diese bessere Wertentwicklung überhaupt möglich sein, wenn die Aktien den Vergleichsindex abbilden?
Wenn man einen bestimmten ETF kauft, erwirbt man den kompletten Index, also natürlich auch die Underperformer. Das Problem ist nun, dass man diese nicht aus dem eigenen Portfolio nehmen und durch besser performende Werte ersetzen kann. Kurzum: Man hat als Investor keinerlei Möglichkeiten, den Markt zu schlagen, sondern muss sich vollständig auf die Wertentwicklung des Index verlassen.
Fazit: Einzelaktien haben Vorteile
Der größte Vorteil des Anlegens in einzelne Aktientitel ist meiner Ansicht nach ganz klar die individuelle Streuung. Jeder Anleger entscheidet selbst, in wie viele Aktien, in welchen Ländern und an welchen Börsen investiert wird. Man hat die Möglichkeit, Underperformer aus dem Depot zu nehmen, spart sich gegebenenfalls laufende Kosten und, ganz besonders wichtig, kümmert sich aktiv um sein eigenes Vermögen.
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