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Börsen-Überflieger Nemetschek nach den Quartalszahlen: Ist die Aktie ein Kauf?

Foto: Getty Images

Investoren von Nemetschek (WKN: 645290) haben ein wahrlich gutes Jahr hinter sich: Zwischenzeitlich konnte sich der Titel im laufenden Jahr 2018 sogar verdoppeln – Mitte September erreichte die Aktie diese Höchststände. Im allgemeinen Marktrückgang der letzten Wochen musste Nemetschek jedoch stark Federn lassen – trotzdem beläuft sich das Plus seit dem 1. Januar immer noch auf ansehnlichen 52,3 % (Stand: Schlusskurs vom 29. Oktober).

Dieser drastische Kursanstieg war jedoch nicht nur irrational getrieben: Auch operativ hatte Nemetschek bisher ein sehr gutes Jahr und mit den kürzlich vorgelegten Zahlen zum 3. Quartal 2018 konnte das Unternehmen die Erwartungen erfüllen. Wie sind die Zahlen ausgefallen und könnte die Aktie trotz der steilen Kursentwicklung der Vergangenheit immer noch ein Kauf sein?

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Die Zahlen im Detail

Nemetschek ist ein Softwarehersteller, der sich auf die Baubranche spezialisiert hat und hier weltweit führend ist. Die Lösungen des Unternehmens decken alle Lebensphasen von Bauwerken ab – die Planung, den Bau und die Nutzung.

Dass Nemetschek mit seinen innovativen Lösungen einen Nerv trifft und somit ordentlich expandieren konnte, lässt sich an der vergangenen Umsatzentwicklung ablesen: In den letzten fünf Jahren stiegen die Erlöse um insgesamt knapp 126 %, was einer jährlichen Wachstumsrate von 17,7 % entspricht.

Mit den Zahlen zum dritten Quartal konnte Nemetschek diese Umsatzentwicklung aufrechterhalten, wie du in der nachfolgenden Tabelle sehen wirst:

aktuelle PeriodeVorjahresperiodeprozentuale Veränderung
3. Quartal114,9 Mio. Euro95,8 Mio. Euro19,9 %
1.–3. Quartal330,9 Mio. Euro289,8 Mio. Euro14,2 %

Quelle: Quartalsabschluss Q3 2018, eigene Berechnungen

Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von Nemetschek konnte in einer ähnlichen Größenordnung wachsen: Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Kennzahl um 17,8 %.

Wie geht es weiter?

Der Ausblick für das Jahr 2018 wurde vom Vorstand bestätigt. Demzufolge erwartet Nemetschek für das Gesamtjahr einen Umsatz in der Bandbreite von 447 bis 457 Mio. Euro und eine EBITDA-Marge von 25 bis 27 %. Bei beiden Werten befindet sich Nemetschek auch nach meiner Einschätzung auf einem guten Kurs.

Langfristig sieht Nemetschek noch erhebliches Potenzial in seinen Märkten. Das Unternehmen erwirtschaftete zuletzt fast 60 % seiner Umsätze in Europa und nicht einmal 10 % in Asien. Die internationale Expansion sollte hier noch lange steigende Umsätze fördern können. Außerdem ist die Baubranche nach Zahlen von Nemetschek und McKinsey noch unterdurchschnittlich digitalisiert und die Ausgaben für IT halten sich hier auch noch in Grenzen. Bis 2025 wird jedoch ein Wachstum der Ausgaben von 19 % im Jahr prognostiziert – Nemetschek ist bereit zu profitieren!

Und sonst?

Auch abgesehen vom Wachstumspotenzial gibt es einige Gründe für eine Investition: Die extrem hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung (24 % des Umsatzes laut Unternehmensangaben), die Zusammensetzung der Umsätze (knapp 50 % sind wiederkehrender Natur) und der solide freie Cashflow sollten für weiteren Erfolg sorgen. Die Gründerfamilie ist immer noch mit gut 53 % am Unternehmen beteiligt, auch das sehe ich positiv.

Nemetschek ist zu gut 40 % mit Eigenkapital finanziert, was ein ordentlicher Wert ist. Ein wenig Sorgen bereitet mir die aktuelle Liquiditätslage: Die kurzfristigen Verbindlichkeiten sind höher als die kurzfristig verfügbaren Vermögenswerte, was zu finanziellen Problemen führen könnte. Obwohl ich ein geringes Risiko für einen Liquiditätsengpass sehe – Nemetschek sollte im Notfall ohne Probleme frisches Geld am Kapitalmarkt bekommen – sollten Investoren ein Auge auf diesen Sachverhalt haben.

Auch die Bewertung der Aktie bereitet mir etwas Kopfschmerzen: Trotz des deutlichen Rückgangs der letzten Wochen schlägt hier auf Basis der Gewinnschätzungen für 2018 und des Schlusskurses vom 29. Oktober immer noch ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 59,4 zu Buche. Auch das Price-Earnings-Growth-Ratio (PEG), das das KGV durch das Ergebniswachstum teilt, spricht für eine Überbewertung. Wir erhalten hier auf Basis der Analystenerwartungen ein PEG von 3,4 – schon Werte von über 2 gelten als zu teuer.

Was ist nun mit der Aktie?

Hätte ich bereits Nemetschek-Aktien, dann würde ich vermutlich trotz der hohen Bewertung daran festhalten. Zweifelsohne handelt es sich um ein tolles Unternehmen mit guten langfristigen Wachstumsmöglichkeiten.

Ich bin jedoch nicht in Nemetschek investiert und zum aktuellen Kurs ist die Aktie für mich auch wirklich nicht attraktiv und scheint mir überbewertet. Bis ich hier einsteige, muss die Aktie noch einiges an Wert verlieren.

So lange werde ich die Nemetschek-Aktie erst einmal nur in meiner Watchlist behalten und geduldig abwarten.

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Christoph Gössel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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