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Das Wichtigste beim Diversifizieren mit ETFs hat mit STOXX und MSCI nichts zu tun

Foto: Ralf Anders

Bist du einer der vielen Anleger, die mit ihrem mühsam Ersparten einfach nur etwas Rendite erwirtschaften wollen, ohne größere Risiken einzugehen? In diesem Artikel werde ich Probleme typischer Diversifizierungsstrategien mit und ohne ETFs aufzeigen sowie erläutern, wie stabiler Erfolg an der Börse tatsächlich geht.

Diversifizierung geht nicht auf einen Schlag

Wenn man Literatur über das Thema Diversifizierung liest, dann bekommt man den Eindruck, dass es nur darum geht, ein ausbalanciertes Portfolio zusammenzustellen. Wenn deine Risikobereitschaft gering ist, dann werden eher Mischfonds empfohlen, in denen auch Anleihen, Rohstoffe und Immobilien enthalten sind. Bei höherer Risikoneigung wird die Aktienquote erhöht, wobei dann nahegelegt wird, sowohl über Branchen als auch Regionen hinweg zu investieren.

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Doch dieser Ansatz geht eigentlich am Wesentlichen vorbei. Natürlich ist es gut, ein bisschen Abwechslung in sein Depot zu bringen, um keinen zu großen Klumpenrisiken ausgesetzt zu sein. Aber wie wir aus der Vergangenheit wissen, gehen fast alle Aktien nach unten, wenn der Gesamtmarkt crasht, da hilft die beste Streuung nichts. Wer sich also heute mit seinem Anlageberater zusammensetzt und all sein Geld auf einen Schlag anlegen will, der wird sich kaum den Risiken des Aktienmarkts entziehen können, selbst wenn dein Depot aus zehn völlig unterschiedlichen Aktien-ETFs bestehen würde.

Und doch will ich behaupten, dass es nicht richtig ist, Aktien pauschal als besonders risikoreich einzustufen. Kurzfristig natürlich schon, aber längerfristig ergeben sich die Risiken primär aus dem Anlegerverhalten. Lass es mich erklären.

Der Einkauf macht den Gewinn

Typischerweise erwirtschaften Anleger mit einem breit gestreuten Depot Vorsteuerrenditen von rund 7 %. Das ist eine historische Tatsache, selbst jetzt, wo der DAX schon seit vier Jahren seitwärts läuft. Das heißt aber nicht, dass es auf längere Sicht immer gelingt.

Wenn du beispielsweise 2007 beim DAX-Stand von 8.000 Punkten eingestiegen bist, dann hast du über 7,5 Jahre hinweg inklusive all der schönen Dividenden gerade einmal 3 % jährliche Rendite bekommen. Das gab es damals auch für sichere langfristige Zinspapiere. Auch eine stärkere geografische Diversifizierung hätte nicht unbedingt etwas gebracht. Der Eurostoxx 50 Total Return Index kam zum Beispiel über den gleichen Zeitraum (Stand 15.02.) mit einem Plus von 0,1 % praktisch überhaupt nicht voran — beziehungsweise fielen dort inflationsbereinigt sogar Verluste an.

Ganz anders sieht die Situation natürlich aus, wenn das Schicksal dich knapp zwei Jahre später dazu gebracht hätte, deine Ersparnisse in Aktien anzulegen. Der DAX war mit 4.000 Punkten plötzlich nur noch die Hälfte wert und im Anschluss folgte ein bis mindestens Anfang 2018 anhaltender Boom. Obwohl es zuletzt nicht gerade prächtig lief und einige Unternehmen über die letzten zehn Jahre eine katastrophale Performance hinlegtenDeutsche Bank (WKN:514000): -57 %, E.ON (WKN:ENAG99): -58 %, RWE (WKN:703712): -61 % —, könnten wir uns heute über eine stolze Vorsteuerrendite von über 11 % freuen.

Der Clou dabei? Die Mitte von 11 % und 3 % sind eben jene durchschnittlichen 7 %.

So werden Aktien fast so sicher wie zehnjährige Staatsanleihen

Der Trick ist offensichtlich, nicht an einem einzigen Tag zu kaufen und auf das Glück zu hoffen, dass er sich später im Rückblick als ein günstiger erweisen möge. Vielmehr müssen wir schauen, dass wir eine gewisse Regelmäßigkeit in unser Investitionsverhalten hineinbringen. Das muss nicht jeden Monat sein, sondern kann auch einmal im Quartal oder sogar einmal pro Jahr stattfinden.

In diesem Fall hättest du vielleicht deinen ersten Aktien- oder ETF-Kauf in der Euphorie von 2007 getätigt, aber hättest auch zu Tiefstpreisen zwischen Ende 2008 und Mitte 2009 nachgekauft und damit deine Einstiegskurse signifikant verbilligt. Diese zeitliche Streuung deines Einsatzes sorgt dafür, dass deine langfristige Rendite sich immer mehr an die typischen 6 % annähert. Es ist fast ein statistisches Gesetz (ich sage „fast“, weil man aus der Vergangenheit nicht zu 100 % auf die Zukunft schließen kann).

Möglicherweise kann man noch mehr herausholen, wenn man zu Euphoriezeiten sein Pulver trocken hält und in Phasen, wo die Kurse mehr als 20 % von früheren Hochs (wie zum Beispiel jetzt) zurückgehen, etwas stärker investiert. Dafür muss man allerdings ein sehr gutes Gespür entwickeln, um längere Boomphasen wie etwa von 2011 bis 2015 nicht völlig zu verpassen. Aber wenn die Börse komplett zum Zirkus wird, wie ab 1999, ab 2006, Anfang 2015 oder mit Einschränkungen auch zuletzt mit den Allmachtsfantasien der Tech-Giganten, dann kann man schon mal einen Gang zurückschalten.

Was jeder Anleger verinnerlichen sollte

  • Eine Diversifizierung über Branchen und Länder hinweg senkt das Risiko, aber nur zu einem gewissen Grad.
  • Die Hinzunahme von anderen Anlageklassen ist oft nicht zielführend.
  • Erst mit einer zeitlichen Streuung deiner Investitionen und einem langfristigen Anlagehorizont erzielst du mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Rendite im Bereich des historischen Schnitts.

Es ist eigentlich einfach, aber ich habe das Gefühl, dass viele Anleger bei Diversifizierung primär an MSCI World oder Ähnliches denken und dem Konzept der zeitlichen Diversifizierung zu wenig Beachtung schenken. Dabei ist gerade das das wesentliche Element, um die Statistik für sich arbeiten zu lassen und den Depotertrag über die Jahre zu stabilisieren. So sind einträgliche Renditen bei begrenztem Risiko nicht nur möglich, sondern vielmehr sogar sehr wahrscheinlich.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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