Jetzt mit Put-Optionsscheinen Depot absichern? Darum ist es so teuflisch schwer
Es klingt so einfach: Kaufe die richtige Anzahl an Put-Optionsscheinen und du kannst in unruhigen Zeiten wie diesen ruhig schlafen, ohne dein Depot auflösen zu müssen. Gerade jetzt, wo die US-Technologiebörse NASDAQ wieder in Richtung Rekordstände strebt, könnte es Sinn haben, etwas Risiko herauszunehmen. Allerdings sind dabei einige Stolperfallen zu umgehen.
Der Währungsfaktor
Angenommen, du gehst davon aus, dass es in den USA krachen wird. Politisches Chaos, Überschuldung, Handelskrieg – Gründe sind schnell gefunden. „Krachen“ kann jedoch zwei Dinge bedeuten, die nicht unbedingt gemeinsam auftreten müssen: ein Absturz der Börsen oder ein Absturz der Währung.
Bei Letzterem sind unterschiedliche Effekte denkbar. Zunächst einmal würde es die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Industrie stärken. Zudem würde es die Inflation antreiben, wodurch über nominell steigende Löhne und Preise letztlich in vielen Fällen auch Umsatz und Gewinn optisch größer aussähen.
Die Folge: Obwohl eintritt, was du befürchtet hast, nämlich wirtschaftliche Probleme der USA, wird sich dein Put-Optionsschein auf einen US-Index kaum in die gewünschte Richtung bewegen – oder zumindest nicht so stark, wie es das eingesetzte Risiko verdient hätte. Abmildern lässt sich das Problem über Optionsscheine mit Währungsabsicherung, im Fachjargon „Quanto“ genannt.
In dem Fall profitierst du fast 1:1 (bzw. entsprechend des Hebels) von einem Rückgang des Index, egal was die Währung macht. Trotzdem könnte dir die vorgenannte Inflation auch dann noch einen Strich durch die Rechnung machen. Quanto-Papiere würde ich daher eher in Situationen wählen, wo ich gleichzeitig eine Abschwächung der Währung und steigende Börsenkurse erwarte.
Der tückische Discount
Es gibt noch eine weitere Variante von Optionsscheinen, und zwar diejenigen mit Discount. Das hört sich erst mal gut an, denn es klingt nach einem Schnäppchen. Und tatsächlich bieten diese sich an, wenn wir eine Aktie oder einen Index für besonders günstig halten und daher mit einer begrenzten Aufwärtskorrektur rechnen dürfen. Begrenzt deshalb, weil auch Discount-Optionsscheine eine Grenze haben.
Durch ihre Konstruktion aus einer Kaufoption und einer verkauften Kaufoption mit höherem Basiswert ist bei Discount-Calls oft schon nach wenigen Prozent Steigerung des zugrunde liegenden Wertpapiers das Maximum erreicht. Allerdings lassen sich so aus kleinen Bewegungen hohe zweistellige Gewinne einfahren, ohne übermäßiges Risiko einzugehen (beispielsweise im Vergleich zu Knock-out-Zertifikaten).
Aber wie kann es sein, dass ich Discount-Calls interessant finde und Discount-Puts ablehne? Der Grund liegt darin, dass wir nicht auf einen kleinen Kursrückgang spekulieren, sondern unser Depot gegen große Rückgänge absichern wollen. Genau diese Funktion erfüllen diese Papiere jedoch völlig unzureichend.
Noch schlimmer ist die Situation erneut, wenn wir auf in Fremdwährung notierende Indices setzen. Angenommen, du kaufst einen Discount-Put für 4 US-Dollar (entsprechend 3,50 Euro) und das Maximum liegt bei 5 US-Dollar. Jetzt kann der zugrunde liegende Index so viel fallen, wie er will, zum Laufzeitende wirst du nicht mehr als den Gegenwert von 5 US-Dollar bekommen – und der kann bis dahin gut und gerne geringer als die eingesetzten 3,50 Euro sein.
Die Sache mit dem Timing
An der Börse sollte man günstig kaufen und teuer verkaufen, aber das ist leichter gesagt, als getan. Den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg zu finden ist genauso eine Kunst wie die, geduldig auf den optimalen Absprung zu warten. Es wäre allerdings auch illusorisch, hier immer richtig liegen zu wollen, das kann niemand.
Was bei Aktien allerdings gar nicht so kritisch ist, wenn man wirklich langfristig investiert, sieht bei gehebelten Put-Optionsscheinen ganz anders aus. Die Absicherung betrifft lediglich einen einzigen Tag, nämlich zum Laufzeitende. In der Zwischenzeit kann das Papier wilde Sprünge in beide Richtungen machen. War es gestern noch 40 % im Plus, kann es morgen schon wieder 10 % im Minus sein.
Es ist ein Dilemma, auf das man sich mental vorbereiten muss. Meistens arbeitet die Zeit gegen dich. Mit jedem Tag, wo es nicht nach unten geht, sinkt die Wahrscheinlichkeit, noch einen guten Schnitt zu machen. Das gilt zumindest bei breiten Indices, wo sich tagtäglich Gewinne der enthaltenen Unternehmen akkumulieren.
Von daher bietet sich ein Mittelweg an: Man sollte auf der einen Seite auf keinen Fall zu schnell verkaufen: 50 bis 100 % Gewinn würde ich bei einem Put-Optionsschein mindestens anstreben. Auf der anderen Seite darf man aber auch nicht zu gierig sein und versuchen, das Allerletzte herauszuholen. Sobald der zugrunde liegende Index wieder einigermaßen fair wirkt, könnte es ein guter Zeitpunkt sein, seine Gewinne mitzunehmen.
Auf deine fundamentale Überzeugung kommt es an
Es ist also wichtig, dass du eine klare Meinung zum Aktienmarkt hast. Nur weil die Kurse 10 Tage gestiegen sind, heißt das noch lange nicht, dass ein großer Rückschlag kommen muss. Das wäre spekulatives Timen, was wir grundsätzlich ablehnen. Eine Absicherung mit Put-Optionsscheinen kommt jedoch beispielsweise infrage, wenn du zur Einschätzung kommst, dass die Kurse fundamental 30 % zu teuer sind.
In dem Fall könntest du mit einem Put-Optionsschein darauf setzen, dass zumindest die Hälfte dieser vermuteten Überbewertung über die kommenden Monate abgebaut wird (falls nicht, wirft wahrscheinlich dein restliches Depot Gewinne ab). Das Gute daran ist, dass du dann eine Dreifachchance hast: Entweder gewinnst du zufällig aufgrund eines guten Timings oder es kommt zu einem allgemeinen Abschwung oder aber das gewählte zugrunde liegende Wertpapier bekommt Probleme.
Wenn eine davon eintritt, dann kannst du mit Gewinn verkaufen – und falls es danach doch noch weiter runtergeht, brauchst du dich nicht zu ärgern: Zumindest hast du dann eine Menge freier Mittel, um einige der wieder besonders günstigen Aktien einzusammeln.
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