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Ist die 300-%-Aktie der Thomas Cook Group die neue Steinhoff?

Achterbahnfahrt
Foto: Getty Images

Hast du genug vom Drama rund um Steinhoff International (WKN:A14XB9)? Während sich die Sanierung des Möbelkonzerns hinzieht, ist mit Thomas Cook (WKN:A0MR3W) eine neue spannende Turnaround-Story entstanden. Der Pennystock hat das Potenzial, sich aus seiner misslichen Situation herauszuarbeiten. Aber wo es große Chancen gibt, lauern auch große Risiken. Hier ist alles, was du dazu wissen musst.

Darum sind Turnaround-Storys nicht nur für Zocker

Die Trader lieben Aktien wie Steinhoff und Thomas Cook. Dort gibt es eine Menge Action und wenn es gelingt, Ein- und Ausstiegszeitpunkte günstig zu treffen, lassen sich innerhalb kürzester Zeit zwei- oder gar dreistellige Gewinne realisieren. Vom 20. bis zum 28. Mai ging der Kurs des Reisekonzerns zum Beispiel um rund 50 % nach oben. Solche Volltreffer basieren aber in der Regel auf Glück. Wer am 15. Mai darauf gesetzt hat, dass der Kurs nach oben drehen würde, der befindet sich trotz des Anstiegs noch deutlich im Minus.

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Statt auf das schnelle Geld zu hoffen, können wir jedoch auch versuchen, uns ein Bild vom möglichen Wert des Konzerns zu verschaffen. Vor allem zwei Szenarien sind dafür entscheidend:

  1. Alles wird noch viel schlimmer.
  2. Die Probleme können ohne größere Schäden gelöst werden.

Im ersten Fall verlieren Aktionäre einen Großteil ihres Einsatzes, im zweiten Fall würde die langfristige Bewertung wieder die Größe des Unternehmens widerspiegeln. Es herrscht Nervosität und kleinste Effekte könnten den Unterschied ausmachen. Nachdem wir uns ein Gefühl für Wert und Wahrscheinlichkeiten erarbeitet haben, sollten wir entscheiden können, ob Thomas Cook ein chancenreiches Investment ist oder eben doch zu risikoreich.

So schlimm könnte es kommen

Bei Thomas Cook spielen zwar dunkle Machenschaften nicht die Hauptrolle, aber auch der Reisekonzern hat eine turbulente Geschichte hinter sich. Mehrere frühere Eigentümer sind in der Folge implodiert, darunter die WestLB und die frühere KarstadtQuelle-Holding Arcandor. Es wirkt fast wie ein Fluch für den Erfinder der Pauschalreise. Auch der unbändige Drang nach Größe, wie er sich etwa im Zusammengehen mit der MyTravel Group 2007 ausdrückt, erinnert etwas an Steinhoff.

Den Aktionären wurde damals das Blaue vom Himmel versprochen, doch die Folgen sind bekannt. Zwölf Jahre später führte der Deal zu einer Sonderabschreibung in Höhe von 1,1 Mrd. Britischen Pfund. Über den Expansionskurs wurden Schulden angehäuft, die bereits 2011 zu einer existenzbedrohenden Situation führten. Statt steigender Gewinne fielen Verluste in dreistelliger Millionenhöhe an. 2012 gewährten Geldgeber nach dem Verkauf einiger Unternehmensteile dann eine Finanzspritze, die zunächst scheinbar die Trendwende einleitete.

Der intensive Wettbewerb, Managementfehler und die erhöhten Finanzierungskosten haben jedoch eine nachhaltige Rückkehr zur Profitabilität nicht erlaubt. Eine bis 2023 laufende Anleihe des Konzerns ist in den letzten Tagen auf 33 % des Nennwerts abgestürzt, was einer Jahresrendite von über 35 % entspricht – wenn eine volle Tilgung erfolgt.

Die Unsicherheit ist also riesig und das wirkt sich auch auf potenzielle Kunden aus, die an der Leistungsfähigkeit des Reiseanbieters zweifeln. Das BREXIT-Chaos, Konflikte in Urlaubsregionen und die aktuelle Klimaschutzwelle scheinen die Reiselust auch nicht gerade zu beflügeln. Hinzu kommen höhere Kosten für Kraftstoffe und Hotels. Hier droht also ganz klar eine Abwärtsspirale, die im schlimmsten Fall zum Totalverlust für Aktionäre führt.

Warum der Turnaround gelingen könnte

Aber auch wenn manche Analysten bereits den Tod herbeireden und der eine oder andere Kreditgeber kalte Füße bekommen hat, ist der Ausgang dieser Geschichte aus meiner Sicht noch völlig offen. Thomas Cook ist ein 9-Milliarden-Pfund-Gorilla. Eine Nettoverschuldung von 1,25 Mrd. Britischen Pfund sollte von der Größenordnung her im aktuellen Nullzinsumfeld eigentlich beherrschbar sein.

Dafür müssten allerdings zwei Dinge passieren: Erstens sollte beim Verkauf der Group Airline (inkl. Condor) ein guter Preis erzielt werden, um die angespannten Finanzen aufzupolstern und Kunden genauso wie Geschäftspartner zu beruhigen. Zweitens muss ein Konzept her, um die Margen wieder nach oben zu bringen. Kostensenkungsprogramme laufen ja auch bereits, aber offenbar ist das noch nicht genug. Zudem braucht es auch Wachstum in profitablen Bereichen. Mehr Hotels unter eigener Marke sollen ein Baustein davon sein, eine digitale „Mobile-first“-Strategie ein anderer.

Eigentlich ist es schwer vorstellbar, dass es für diese große Marke keinen Platz in der Tourismusbranche geben soll. Nur wenige Rivalen können derart von Skaleneffekten profitieren. Bevor Thomas Cook pleitegeht, müssten daher auch kleinere Rivalen Probleme bekommen – und genau das passiert aktuell auch: H&H Touristik, Germania und WOW Air sind nur drei Beispiele.

Insgesamt ist festzustellen: Das Management hat noch einen letzten Trumpf in der Hinterhand und wenn der sticht, dann kann es wieder steil nach oben gehen mit der Aktie von Thomas Cook.

Damit ist zu rechnen

Der große Konkurrent TUI (WKN:TUAG00) wird nach eigenen Kursverlusten derzeit mit 5 Mrd. Euro bei über 19 Mrd. Euro Umsatz bewertet. Gelingt Thomas Cook der Verkauf der Group Airline, dann reduziert sich der Umsatz voraussichtlich auf etwa 7 Mrd. Pfund. Da Thomas Cook aktuell mit lebensbedrohlichen Problemen zu kämpfen hat, würde ich mittelfristig nicht mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 1 Mrd. Pfund rechnen.

Das wäre aber natürlich immer noch etwa viermal so viel wie heute (28.05). Wenn wir der Chance für einen operativen Turnaround ohne starke Verwässerung der Aktienanteile eine Wahrscheinlichkeit von 25 % beimessen, wäre es vielleicht bereits vernünftig, sich einen Einstieg zu überlegen. Dabei kommt es sehr auf das Vertrauen an, das wir dem Management entgegenbringen. Ich werde die Aktie jedenfalls oben auf meiner Watchlist lassen und wenn ich etwas Positives sehe, das der Markt ignoriert, dann schlage ich möglicherweise zu.

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Ralf Anders besitzt Aktien von Steinhoff International. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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