Übernahme voraus! Infineon ist scharf auf Cypress: Das sollten Investoren jetzt wissen
Es gibt Neuigkeiten bei einem unserer DAX-Werte. Und zwar gab Chiphersteller Infineon (WKN:623100) am 03.06.2019 den größten Übernahmeversuch in seiner Unternehmensgeschichte bekannt. Aber diese Meldung kam bei den Börsianern anscheinend gar nicht gut an. Denn sie schickten die Infineon-Aktie erst einmal auf Talfahrt.
Und während der DAX noch mit einem leichten Plus aus dem Handel ging, verloren die Infineon-Papiere über 8 % an Wert und waren somit heute das Schlusslicht in unserem Leitindex. Werfen wir also einmal einen Blick auf Infineon und die aktuelle Nachrichtenlage und versuchen herauszufinden, was den Investoren hier eventuell sauer aufstößt.
Worum geht es im Einzelnen?
Auf jeden Fall muss Infineon viel Geld in die Hand nehmen. Ganze 9 Mrd. Euro will das Unternehmen hinblättern, um den US-Konkurrenten Cypress Semiconductor (WKN:871117) zu übernehmen. Der größte Teil der Kaufsumme soll durch Kredite aufgebracht werden sowie aus eigenen Barmitteln. Doch rund 2,7 Mrd. Euro will das Management später durch neues Eigenkapital ersetzen. Denn dadurch würde Infineon seine gute Bonitätsnote bei den Ratingagenturen behalten.
Infineon bietet den Cypress-Aktionären 23,85 US-Dollar je Anteil. Dies ist immerhin ein Aufschlag von 34 % gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag. Und nimmt man den Durchschnittskurs der Cypress-Aktie der vergangenen 30 Handelstage, entspricht es sogar einem Aufschlag von 46 %. Infineon-Chef Reinhard Ploss räumte dann auch ein: „Es ist ein stolzer Preis, da ist kein Zweifel.“ Man hätte aber den Vorteil im Vergleich zu den Wettbewerbern, die Summe trotz des Abschwungs in der Branche finanzieren zu können.
Aber warum ist Infineon bereit, so tief in die Tasche zu greifen? Ganz einfach. Durch diese Übernahme würde der Konzern zur Nummer acht bei den weltweiten Chipherstellern. Und bei den Herstellern von Chips für die Autoindustrie wäre man dann die Nummer eins. Man setzt hier große Hoffnungen auf die sogenannten „Connectivity“-Komponenten für vernetzte Geräte.
Infineon begründet den Schritt außerdem damit, dass sich die Technologieportfolios beider Unternehmen ergänzen, und sich so großes Potenzial in wachstumsstarken Zielmärkten wie Industrie, Automotive und Internet der Dinge eröffnen. Große Chancen sieht man gerade im Bereich der „Instant on“-Speicher, die zum Beispiel in autonom fahrenden Autos zum Einsatz kommen. Konzernlenker Ploss sagte dazu: „Die geplante Übernahme von Cypress ist ein großer und richtungsweisender Schritt bei der strategischen Weiterentwicklung von Infineon.“
Die Aktie von Infineon wirkt angeschlagen
Allgemein hält man den Deal am Markt für zu teuer. Und das drückt auf die Infineon-Aktie. Analyst Florian Treisch von der Commerzbank (WKN:CBK100) lobt zwar den strategischen Sinn der Cypress-Übernahme, hält den Kaufpreis allerdings für recht hoch.
Unsicher macht die Anleger auch, wie sich Infineon das Eigenkapital für den Kauf besorgen will. Finanzchef Sven Schneider hielt sich dies erst einmal offen. Und so könnte es etwa auf eine Kapitalerhöhung mit oder ohne Bezugsrecht oder auch auf eine Pflichtwandelanleihe hinauslaufen.
Obwohl Infineon davon ausgeht, dass die geplante Transaktion schon nach dem ersten vollen Jahr nach Abschluss wertsteigernd wirkt, und langfristig mehr als 1,5 Mrd. Euro per annum an Umsatzsynergien erwartet, reagierte die Börse negativ. Die Infineon-Aktie gab stark nach und markierte im Tagesverlauf sogar ein neues 52-Wochen-Tief. Ihr Xetra-Schlusskurs lag dann aber mit 14,79 Euro (03.06.2019) leicht darüber.
Die geplante Übernahme birgt erst einmal Unsicherheiten, und ob sich die Synergien wirklich so wie erwartet für Infineon auszahlen, wird sich erst später zeigen können. Die Infineon-Aktie ist meiner Meinung nach im Moment eher etwas für mutige Anleger.
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Andre Kulpa besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Cypress Semiconductor.