Marie Kondo ist ein Loblied auf den Kapitalismus
Marie Kondo ist ein Phänomen. Zuerst mit Bestsellern und nun mit ihrer eigenen Show auf Netflix ist die Japanerin zur Königin des Ordnens und Aufräumens geworden. Noch die letzte falsch einsortierte Kuchengabel muss sich vor ihren wachsamen Augen fürchten.
Ich finde ihre neue Show hochinteressant, aber nicht wegen ihrer Aufräumtipps (muss ich mich wirklich bei jedem Altkleiderstück vor dem Abschied bedanken?). Für mich ist Aufräumen mit Marie Kondo ein Loblied auf den Kapitalismus.
Es gibt Unmengen an Zeitungsartikeln, Büchern und nicht zuletzt politischen Plakaten, die immer wieder behaupten, dass der Kapitalismus alle außer die Oberschicht in die Armut treibt. Man könnte meinen, Mangel ist in der westlichen Welt ein Dauerzustand für den größten Teil der Bevölkerung, und Schuld daran sind die Unzulänglichkeiten des Kapitalismus.
Marie Kondo offenbart uns aber, dass eigentlich eher das Gegenteil der Fall ist. Die Ottonormalverbraucher in ihrer Show haben einen solchen Überfluss an Zeug, dass jeder Schrank und jede Schublade überquillt. Ein Mangel an Kaufkraft lässt sich nicht diagnostizieren. Viel eher ist es der, durch die Produktivität des Kapitalismus ermöglichte, Überfluss für fast alle, der auffällt.
Eine von Marie Kondos Hausaufgaben ist das Sammeln aller Kleidungsstücke auf einem Stapel, um einen Überblick zu bekommen und zu sehen, wie viel man eigentlich besitzt. Dabei kommen oft Berge über Berge von Kleidungsstücken zutage. Viel mehr, als man wirklich benötigt. Das erinnert mich daran, was mir meine Mutter oft gesagt hat, als sie die Wäsche im Garten zum Trocknen aufgehängt hat: „Selbst Könige hatten früher nicht so viel Kleidung wie wir.“
Besser kann man den Erfolg des Kapitalismus eigentlich nicht zusammenfassen. Dass sich Leute so viel Zeug kaufen, sodass nach dem Kaufrausch der Chaoskater kommt, ist ein Nebenprodukt unseres Wohlstands. Sich an Marie Kondo zu wenden, ist ein bisschen so, wie wenn jemand teuren Whiskey trinkt und am Morgen danach eine Aspirin braucht. Man hätte auch einfach auf beides verzichten können. Der springende Punkt ist aber nicht, wie dumm es ist, sondern dass sich die meisten von uns sowohl Whiskey als auch Aspirin leisten können.
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Offenlegung: Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Netflix.