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Wie Siemens mit 2 strategischen Maßnahmen den Wandel vom Technologiekonglomerat zum Techgiganten weiter vorantreibt

Im Bild: Joe Kaeser, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG.
Quelle: www.siemens.com/presse

Der traditionell für seine Elektrotechnik bekannte Siemens (WKN: 723610)-Konzern befindet sich im kontinuierlichen Umbaumodus. Dazu gehört, sich von klassischen Aktivitäten zu verabschieden und die Softwarekompetenz beschleunigt auszubauen.

Das hat natürlich auch Folgen für die Bilanz und den Gewinnausblick. Möglicherweise wird es bald Zeit, neue Bewertungsmaßstäbe für die Siemens-Aktie anzulegen.

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Schluss mit schwerer Hardware

Die Züge sollten bei Alstom (WKN: A0F7BK) untergebracht werden und für die ähnlich tonnenschweren Turbinen und Kompressoren ist für das kommende Jahr eine Abspaltung geplant. Des Weiteren wurde die weniger bekannte Beteiligung an Primetals Technologies, einem Anlagenbauer für die Metallindustrie, jetzt an den Joint-Venture-Partner Mitsubishi Heavy Industries (WKN: 853314) (MHI) abgegeben. Damit endet eine Episode, die 2005 mit der Übernahme der österreichischen VA Tech begann.

Es gab eine Zeit, da war Stahl eine Boombranche mit prall gefüllten Auftragsbüchern bei den wenigen spezialisierten Anlagenbauern und ArcelorMittal (WKN: A0M6U2) war einer der höchstangesehenen Konzerne der Welt. Doch dann kamen die chinesischen Überkapazitäten, der Preisverfall und die Stahlkrise, die bis heute nachwirkt. An größeres Wachstum ist kaum zu denken.

Kein Wunder, hat auch in der Münchener Konzernzentrale das Interesse an dieser Beteiligung stark nachgelassen. Es ist schon längst nur noch eine kleine Randnotiz in den Geschäftsberichten wert. Auch aus einem anderen Grund erscheint es sinnvoll, hier auszusteigen: MHI ist im Bereich der Offshore-Windkraft der schärfste Rivale von Siemens Gamesa (WKN: A0B5Z8) und bei der konventionellen Kraftwerkstechnik von Power & Gas. Dass man beim Anlagenbau gemeinsame Sache macht, passt da eigentlich nicht richtig.

Was Primetals jetzt noch bringt

Die Primetals-Beteiligung ist im Berichtssegment „Portfolio Companies“ untergebracht und hat zuletzt wohl nicht zum Gewinn beitragen können. Immerhin scheint es aktuell wieder etwas aufwärts zu gehen. Zuletzt wurden einige schöne Aufträge gemeldet, SMS wähnt sich seit Juni wieder auf Wachstumskurs und bei Danieli stiegen die Umsätze im Vorjahresvergleich um 13 %.

Das etwas größere italienische Unternehmen wurde am 4. Oktober mit knapp 1 Mrd. Euro bewertet, sodass Siemens geschätzt gut 300 Mio. Euro zufließen könnten, jedenfalls deutlich weniger als die 800 Mio. Euro, mit denen der Siemens-Teil damals in das Joint Venture einging. Aber Siemens ist es gewohnt, einmalige Verluste in Kauf zu nehmen, um dafür dauerhaft die Wettbewerbsfähigkeit und die Eigenkapitalrendite zu steigern.

Gas geben mit skalierbarer Software

Das nicht strategische Beteiligungsportfolio wird also ein weiteres Stück eingedampft. Ganz anders sieht es im Digitalbereich aus, wo alle Zeichen auf Expansion stehen. Die 2018 übernommene Mendix, die die Entwicklung von Geschäftsanwendungen ohne Programmierkenntnisse erlaubt, ist wahrscheinlich eines der am schnellsten wachsenden Softwareunternehmen Europas.

Zum einen wurde vor wenigen Monaten die „SAP Cloud Platform Rapid Application Development by Mendix“ sowie eine tiefe Integration mit der HANA-Datenbank von SAP (WKN: 716460) vorgestellt, was die immense strategische Bedeutung der Technologie des aufstrebenden Unternehmens belegt. Zum anderen setzt natürlich auch Siemens selbst intensiv auf Mendix, um die eigene Cloudplattform MindSphere voranzubringen.

Zuletzt wurde mit Xcelerator eine integrierte Softwaresuite vorgestellt, die das bestehende Industriesoftwareportfolio (Planung, Simulation, Automatisierung etc.), MindSphere und Mendix zusammenbringt. Somit können nun technikaffine Mitarbeiter aus allen Bereichen ihre Ideen in Software gießen und somit maßgeschneiderte Informationen aus Produktions-, Planungs-, Geschäfts- und Fabrikdaten generieren. Denn Mendix nimmt dem Programmierer aus der Cloud heraus fast jegliche Komplexität ab, sodass dieser sich allein auf die spezifische Logik seiner Anwendung konzentrieren kann.

Viele Unternehmen wollen ihre Digitalisierung beschleunigt vorantreiben, aber es fehlt oft das Know-how – und externe Expertise ist knapp und teuer. Mit Xcelerator kann Siemens eine Alternative bieten, indem die Mitarbeiter der Kunden in die Lage versetzt werden, zu einem guten Teil den Wandel selbst in die Hand zu nehmen.

Wo heute noch beispielsweise studentische Mitarbeiter damit beauftragt werden, aufwendig Excel-Tabellen auszufüllen, werden sie zukünftig leistungsfähige Tools zusammenklicken, die alles automatisch, in Echtzeit und visuell ansprechend aufbereitet erledigen. Darin steckt ein unheimlich großes Potenzial, das sich nun zu entfalten beginnt.

Es wird Zeit für eine Neubewertung

Was nicht wächst und schwerfällig ist, fliegt bei Siemens konsequent aus dem Portfolio. Dynamisch wachsende Bereiche werden hingegen beherzt ausgebaut. Von daher bin ich recht zuversichtlich, dass die in der Umbauphase der letzten Jahre stagnierenden Gewinne mittelfristig wieder in einen sichtbaren Wachstumskurs einschwenken werden. Noch wird Siemens jedoch eher wie ein zwar hochprofitabler, aber schwerfälliger Konzern bewertet. Wie lange noch?

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens und Siemens Gamesa. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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