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Das große Verlangen nach SaaS-Aktien führt zu irrwitzigen Preisen

Cloud Computing
Foto: Getty Images

Es scheint, als ob die weltweiten Finanzmärkte derzeit keine größere Liebe kennen als die Liebe zu Software-as-a-Service-Aktien, kurz SaaS-Aktien. Diese Liebe führt zu astronomischen Bewertungen. Für eine Gruppe von 25 ausgewählten SaaS-Unternehmen musste man laut EquityZen kürzlich durchschnittlich das 18-Fache des Jahresumsatzes bezahlen – darunter klingende Namen wie Slack (WKN:A2PGZL), Okta (WKN:A2DNKR), Atlassian (WKN:A2ABYA) und viele mehr.

Das teuerste Unternehmen dieser Gruppe war zu diesem Zeitpunkt Zoom Video Communications (WKN:A2PGJ2). Auch wenn das Verlangen der Marktteilnehmer zu irrwitzigen Preisen führt, gibt es einige Argumente, welche gar die Bewertung der Zoom-Aktie rechtfertigen könnten. Ganz besonders im Vergleich zu Domo (WKN:A2JPBT), der günstigsten SaaS-Aktie laut EquityZen.

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Angebliche Weltklasse gegen ordentlichen Durchschnitt

Nehmen wir die nach den Börsengängen üppigen Nettoliquiditätsbestände hinzu, erhalten wir einen Zoom-Unternehmenswert von rund 17,4 Mrd. US-Dollar und einen Domo-Unternehmenswert von knapp 400 Mio. US-Dollar. Bei einem erwarteten Jahresumsatz von 169 Mio. US-Dollar macht das für Domo ein Umsatzmultipel von 2,4. Bei Zoom, die für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz von bis zu 590 Mio. US-Dollar erwarten, ist der Markt hingegen bereit, das 29-Fache des Umsatzes zu bezahlen.

Der Vergleich der Domo- mit der Zoom-Aktie gleicht dem Marktwertvergleich eines ordentlichen Bundesligaspielers mit den teuersten Fußballern der Welt. Bei beiden Vergleichen stellt sich natürlich die große Preisfrage: Sind die Fähigkeiten von Neymar, Messi oder Cristiano Ronaldo so viel mehr wert als die Fähigkeiten der unzähligen ordentlichen Bundesligaspieler? Und ist Zoom ein wirklich so viel besseres Unternehmen als Domo?

Glücklicherweise lässt sich genau diese Frage bei Unternehmen deutlich objektiver betrachten als bei Fußballspielern. Hier werden mir wohl unzählige Fußballexperten widersprechen. Lassen wir zunächst also die Fußballvergleiche und konzentrieren uns auf die beiden Unternehmen.

Der Markt und das Wachstum

Zoom beziffert seinen Kommunikations- und Kooperationsmarkt, der alle Anwendungen von Sprache, Chat und dem Teilen von anderen Inhalten umfasst, auf 43 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021. Domo will mit seinen Anwendungen die riesigen im Unternehmen vorhandenen Datenmengen aus allen Abteilungen zusammenführen und dann alle Mitarbeiter mit Echtzeitdateneinblicken versorgen, die auf jedem Gerät zugänglich sind und zum Handeln einladen. Dieses Angebot soll bereits im Jahr 2018 einen Markt von bis zu 45 Mrd. US-Dollar adressieren.

An den Marktchancen können die Bewertungsunterschiede also nicht liegen. Ganz offensichtlich macht Zoom auf seinem Markt aber sehr viel mehr richtig, als es Domo derzeit tut. Im letzten Quartal steigerte Zoom seine Umsätze im Jahresvergleich um wahnsinnige 97 %. Während Domo im gleichen Zeitraum „nur“ – wenn man dieses Wort bei diesen Zahlen tatsächlich verwenden möchte – um 22 % zulegen konnte.

Aber selbst wenn Zoom dieses schnellere Wachstum noch für einige Jahre aufrechterhalten könnte, erklärt das bei Weitem nicht den ganzen Bewertungsunterschied. Es muss also noch etwas anderes geben. Eine Geheimzutat sozusagen. Beim Vergleich von Domo und Zoom könnte diese Geheimzutat die Profitabilität sein.

Die Geheimzutat bei Zoom

Das wirklich Faszinierende an Zoom ist für mich, mit wie wenig Marketing und Vertriebsaufwand das irrwitzige Umsatzwachstum erreicht werden kann – zumindest im Vergleich zu Domo.

Im letzten abgeschlossenen Geschäftsquartal gönnte sich Zoom ein Marketing- und Vertriebsbudget von 80 Mio. US-Dollar – stolze 55 % des Quartalsumsatzes. Blickt man auf die Umsatzentwicklung vom vorletzten zum letzten Quartal, konnte der Umsatz um 24 Mio. US-Dollar gesteigert werden. Nach nur dreieinhalb Quartale haben sich die Marketinganstrengungen also mehr als ausbezahlt – zumindest, wenn die Umsätze für diese Zeit gehalten werden können. Das liegt natürlich auch daran, dass ein noch immer großer Teil des Umsatzwachstums von bestehenden Kunden kommt.

Ganz anders sehen diese Zahlen bei Domo aus. Den Marketing- und Vertriebsausgaben von 34 Mio. US-Dollar – mehr als 80 % des Quartalsumsatzes – steht ein absolutes Umsatzwachstum von Quartal zu Quartal von nicht einmal 1 Mio. US-Dollar gegenüber.

Genau dieser Unterschied ist der Grund, wieso bei Zoom nach Abzug aller Aufwendungen unterm Strich ein kleiner Gewinn verbleibt, bei Domo hingegen im letzten Quartal unterm Strich ein Minus in Höhe von 31 Mio. US-Dollar zu sehen ist. Bei einem Umsatz von 41 Mio. US-Dollar wohlgemerkt.

Ich kann das Verlangen nach Qualität verstehen

Müsste ich mich heute zwischen Domo und Zoom entscheiden, würde ich mich wohl immer für Zoom entscheiden. Trotz der scheinbar irrwitzigen Bewertung, die wir heute als Resultat des ebenso irrwitzig erscheinenden Verlangens nach schnell wachsenden SaaS-Aktien bestaunen.

Glücklicherweise muss ich mich heute weder für noch ein für alle Mal gegen Zoom entscheiden. Denn trotz der wahnsinnigen Qualität des Unternehmens ist mir der Preis heute doch zu teuer. Ich würde Zoom aktuell daher genauso wenig kaufen, wie ich mir als Fußballmanager zu den aufgerufenen Preisen einen Neymar oder Messi in meine Mannschaft holen würde.

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Offenlegung: Sven besitzt Aktien von Atlassian. The Motley Fool empfiehlt Atlassian, Okta, Slack Technologies und Zoom Video Communications.



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