Wirecard-Aktie: „Unter Braun nicht die Qualität eines DAX-Konzerns erlangt“
Die Kritik an Wirecard (WKN: 747206) wächst und wächst. Nachdem der Zahlungsdienstleister vor ca. anderthalb Wochen einen sehr durchwachsenen und inhaltlich teilweise wenig aussagekräftigen Sonderbericht der Wirtschaftsprüfer der KPMG vorgelegt hat, ist einiges an Vertrauen weg. Insbesondere zum Drittpartnergeschäft konnten keine validen Erkenntnisse erzielt werden.
Das hat inzwischen dazu geführt, dass der Ruf nach personellen Konsequenzen lauter geworden ist. Der Aufsichtsrat hat sich bislang jedoch demonstrativ hinter seine Führungsetage gestellt. Wobei der Druck größer wird.
Nachdem Union Investment bereits vor einigen Tagen offen und vor allem innerhalb der „Financial Times“ personelle Konsequenzen gefordert hat, legt jetzt ein weiterer Vermögensverwalter nach. Das sollten Investoren daher jetzt wissen.
Deka greift Braun offen an
Genauer gesagt ist es jetzt die Deka beziehungsweise ein Fondsverwalter aus dem Hause, der ganz offen Markus Braun, den CEO von Wirecard, attackiert. Wie Ingo Speich, der Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit und Corporate Governance, es sehr direkt formulierte, fordere man den Rücktritt von Braun an der Spitze des DAX-Unternehmens.
Braun sei demnach der Hauptverantwortliche für den Vertrauensverlust am Kapitalmarkt. Dieser lasse sich bloß reparieren, wenn man einen Wechsel des Chefpostens anstrebe, so sinngemäß der Fondsmanager. Allerdings geht die Kritik noch bedeutend weiter.
Braun sei demnach nicht in der Lage gewesen, Wirecard auf die nächste Stufe zu heben. Unter seiner Ädige hätte das Unternehmens nicht die Qualität eines DAX-Konzerns erlangt. Durchaus harte Worte in Anbetracht des aktuellen gigantischen Vertrauensverlustes.
Gleichzeitig gab es jedoch auch einige lobende Worte, was die Kompetenz von Braun angeht. So sei er zwar ein Visionär und es ginge viel Wissen durch seinen Weggang verloren. Die Quintessenz bleibt jedoch die gleiche. Und es riecht ein wenig so, als wollte man die Kritik vonseiten der Deka noch mit ein wenig Lobpreisung aufpeppen, um objektiver zu wirken.
Wie auch immer: Der Druck steigt!
Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen, aber mit Union Investment und der Deka sind es jetzt bereits zwei große Vermögensverwalter, die ihrem Unmut offen Luft machen. Wobei es auch andere kritische Stimmen gegeben hat, die einen Wechsel an der Spitze des Unternehmens forderten.
Das führt vor allem zu einem: zu Druck. Sollten solche Nachrichten weitergehen, wird dieser zwangsläufig auch auf den Aufsichtsrat übergehen, der sich womöglich zu Handlungen veranlasst sieht. Selbst wenn man bislang demonstrativ hinter Braun gestandet hat.
Es bleibt abzuwarten, welche Dynamik die aktuelle Causa Wirecard daher noch nach sich zieht. Auch die Hauptversammlung im Sommer könnte entsprechend heiß werden und weitere Kritik nach sich ziehen. Vielleicht wird dieser Termin die personelle Debatte ein weiteres Mal anheizen.
Der Schaden ist jedenfalls da und es scheint sich herauszukristallisieren, dass personelle Konsequenzen den Vertrauensverlust beheben sollen. Wobei es fraglich erscheint, ob Großaktionär und CEO Braun seinen Posten tatsächlich räumen muss.
Keine einfache Ausgangslage
Letztlich ist es daher alles andere als eine einfache Ausgangslage, in der sich Unternehmen und Management befinden. Zweifellos: Braun hat mit seinen Äußerungen im Vorfeld falsche Signale gesendet, die das Prüfwerk nicht bestätigen konnten. Dennoch ist er seit über 18 Jahren der Lenker des DAX-Konzerns und ein Visionär seiner Branche. Die aktuelle Causa könnte sich daher noch zu einer spannenden Personaldebatte entwickeln.
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Vincent besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.