Ist die Nintendo-Aktie zu gut, um nicht einzusteigen?
Der japanische Videospielehersteller Nintendo (WKN: 864009) hat gerade einen starken Jahresbericht veröffentlicht. Das Unternehmen, das hinter der erfolgreichen Konsole Switch steht, konnte seinen Umsatz und Gewinn in den letzten zwölf Monaten steigern. Aber die Aktie gab nach dem Bericht aufgrund der schwachen Prognose für die Hardware- und Softwareverkäufe im laufenden Jahr leicht nach.
Auch wenn eine schwache Prognose nie gut ist, macht Nintendo langfristigen Investoren ein Geschenk, da die Aktie im bisherigen Jahresverlauf um über 11% gefallen ist. Betrachten wir die Zahlen doch einmal etwas näher.
Anhaltende Switch-Verkäufe
Die große Sorge bei Nintendo ist, dass sie in der Vergangenheit neue Hardware auf den Markt brachten, die nach ein paar Jahren keine Faszination mehr ausübte (wie die Wii oder der Gamecube). Vier Jahre nach der Markteinführung sieht es so aus, als hätte Nintendo mit der Switch die Trendwende geschafft. Im letzten Jahr wurden 231 Millionen Games verkauft, gegenüber 169 Millionen im Jahr zuvor. Anhaltende Softwareverkäufe sind ein wichtiger Indikator dafür, dass Switch-Kunden das System immer noch regelmäßig nutzen.
Aus finanzieller Sicht tragen Software-Verkäufe zum Großteil des Gewinns von Nintendo bei, da sie im Vergleich zur Switch-Hardware selbst extrem hohe Margen aufweisen. Darüber hinaus ist der Anteil der digitalen Verkäufe an den Software-Verkäufen im letzten Jahr um fast neun Prozentpunkte auf 42,8 % gestiegen, was einen großen Beitrag dazu geleistet hat, dass Nintendos operative Marge von 26,9 auf 36,4 % gestiegen ist.
Nintendo prognostiziert für das laufende Geschäftsjahr einen Absatz von 26 Millionen Switch-Einheiten und 190 Millionen Software-Einheiten. Beides ist ein Rückgang gegenüber den 29 Millionen und 231 Millionen verkauften Einheiten im letzten Jahr. Aber Investoren sollten bedenken, dass Nintendo immer sehr konservativ mit seinen Prognosen ist. Zum Beispiel im letzten Mai in der Pandemie: Damals wusste Nintendo bereits, dass es vom Lockdown profitieren würde. Trotzdem rechnete man nur mit 19 Millionen Hardware-Einheiten und 140 Millionen Software-Einheiten, was mit Leichtigkeit übertroffen wurde.
Wenn Nintendo in diesem Jahr also einen Rückgang bei Umsatz, Gewinn und verkauften Einheiten erwartet, sollte jeder Investor verstehen, dass das Unternehmen historisch gesehen versucht, zu wenig zu versprechen und zu viel zu liefern.
Abseits der Switch
Abseits der Switch, die derzeit den Großteil von Nintendos Umsatz und Gewinn ausmacht, hat das Unternehmen einige andere Initiativen, die bald Früchte tragen sollten. Zum einen steigt Nintendo durch eine Partnerschaft mit Universal in das Freizeitparkgeschäft ein. Die beiden planen, in den nächsten Jahren vier Nintendo-basierte Themenparks auf der ganzen Welt zu eröffnen – in Japan, Singapur, Kalifornien und Florida. Der Standort in Japan ist bereits eröffnet, hat aber aufgrund der Pandemie mit kurzfristigem Gegenwind zu kämpfen.
Nintendo steigt auch in Animationsfilme ein, und zwar in einer Partnerschaft mit Illumination Studios. Ein Mario-Film kommt 2022 heraus, weitere Titel sind für die Zukunft geplant. Der CEO von Illumination, Chris Meladandri, wurde gerade in den Vorstand von Nintendo berufen. Es sieht also so aus, als würde sich die Partnerschaft mit neuen Möglichkeiten für das Spieleunternehmen in der Zukunft vertiefen.
Zu guter Letzt hat Nintendo gerade eine neue Partnerschaft mit Niantic angekündigt, um Augmented-Reality-fokussierte mobile Anwendungen mit Nintendo-Charakteren zu entwickeln. Die erste App wird mit der weniger bekannten Pikmin-Franchise sein, aber man kann erwarten, dass in den nächsten fünf Jahren Apps von populäreren Nintendo-Charakteren auf den Markt kommen werden.
Bewertung
Nintendo hat derzeit eine Marktkapitalisierung von 69 Milliarden USD, aber wenn man die 18 Milliarden Dollar an Bargeld, Wertpapieren und Investitionen in der Bilanz abzieht, sinkt der Unternehmenswert auf 53 Milliarden USD, und das, bevor man die Beteiligung an der Pokemon Company und die Serie-A-Investition in Niantic berücksichtigt.
Bei dieser aktuellen Bewertung wird die Aktie nur zum 12-Fachen des Betriebsgewinns des letzten Jahres und dem 15-Fachen der Betriebsgewinnprognose des Managements für dieses Jahr (die regelmäßig übertroffen wird) gehandelt. Außerdem hat Nintendo seine Dividendenausschüttung kontinuierlich erhöht, die nun 2,7 % beträgt.
Wer glaubt, dass Nintendo seinen Gewinn in den nächsten Jahren halten oder sogar steigern kann, für den ist die Aktie ein attraktiver Kauf. Es besteht zwar das Risiko, dass die Switch bei den Gamern in Ungnade fällt, wie es die Wii vor einem Jahrzehnt tat. Aber bisher hat das Unternehmen gezeigt, dass es aus früheren Konsolenzyklen gelernt hat. Wenn man all diese Faktoren in Betracht zieht, ist Nintendo zu den aktuellen Preisen für einen valueorientierten Investor mit Geduld eine enorme Chance.
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The Motley empfiehlt Aktien von Nintendo. Brett Schafer besitzt Aktien von Nintendo. Dieser Artikel erschien am 12.5.2021 auf Fool.com und wurde für unsere deutschen Leser übersetzt.