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Wenn Wasserstoff boomt, warum sind Elektrolyseaktien dann so billig? – 5 Gründe

Wasserstoff
Foto: Getty Images

Dem Wasserstoff gehört die Zukunft. Manch einer träumt sogar davon, dass die stillgelegten Russland-Pipelines eines Tages für die Lieferung von grünem Wasserstoff genutzt werden können. Industriekonzerne in Europa und anderswo prüfen hektisch, wie sie Erdgas ersetzen können. Elektrolyse an Ort und Stelle könnte ein Teil der Lösung sein.

Gleichzeitig schiebt die Politik in vielen Ländern die Wasserstoffwirtschaft an, schafft bessere Rahmenbedingungen, setzt Ausbauziele und investiert in immer größere Pilotprojekte. Es ist alles angerichtet für einen langjährigen Boom. Doch bei passenden Aktien ist gar nichts Boom.

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Die meisten Kurse von Elektrolyseaktien sind im Keller, egal ob es sich um Nel (WKN: A0B733), ITM Power (WKN: A0B57L) oder McPhy Energy (WKN: A1XFA8) handelt. Nun könnte man den scheinbaren Widerspruch schlicht damit erklären, dass die Höchstkurse einfach übertrieben waren. Das waren sie wahrscheinlich. Aber es kommen noch folgende fünf Gründe hinzu.

Grund 1: Technische Herausforderungen

Die Hersteller von Elektrolyseanlagen müssen in völlig neue Größenordnungen vorstoßen, wenn sie die Anforderungen industrieller Kunden erfüllen wollen. Nur so kann grüner Wasserstoff auch dann noch zu einigermaßen wettbewerbsfähigen Kosten produziert werden, wenn die fossilen Energiepreise sich normalisieren. Wo früher Anlagen im Bereich von einem Megawatt schon als groß galten, sollen es künftig Dutzende oder gar Hunderte sein.

Dafür müssen neue Produktgenerationen mit größeren Dimensionen und höherer Komplexität entwickelt werden. Dabei stoßen die Ingenieure offenbar immer mal wieder auf unvorhergesehene Fallstricke. Bei der dänischen Green Hydrogen Systems (WKN: A3CS32) musste dieses Jahr beispielsweise der gesamte Fertigungsplan nach hinten geschoben werden, um einen Konstruktionsfehler bei der aktuellen A-Serie zu beheben.

ITM Power hat im wichtigen Leuna-Projekt einen ähnlichen Lernprozess durchgemacht und will sich künftig auf den Vertrieb von völlig ausgetesteten Systemen beschränken. Solche Verzögerungen kosten bares Geld und erschweren Elektrolyseaktien den Weg in die Profitabilität.

Grund 2: Chinesische Hersteller drohen die Margen von Elektrolyseaktien zu drücken

Ungünstig ist dabei auch, wenn Konkurrenten als Preisbrecher auftreten und so kaum Luft zum Atmen lassen. Das könnte der Fall sein, wenn China ernst macht. Kürzlich kam bei HydrogenPro (WKN: A2QD5A) in Norwegen der laut eigenen Aussage weltgrößte Elektrolyse-Stack an. Gefertigt wurde er in China bei einem 75:25-Joint-Venture mit Tianjin Mainland Hydrogen Equipment (THE).

THE zählt zu den internationalen Marktführern und bietet ein recht breites Produktspektrum. Sollte die chinesische Regierung nun entscheiden, die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft weiter zu beschleunigen, dann können lokale Hersteller wie THE oder Suzhou Jingli Hydrogen Production Equipment möglicherweise schneller skalieren als europäische Wettbewerber.

Kein Wunder also, dass HydrogenPro eine der wenigen Elektrolyseaktien ist, die sich in diesem Jahr positiv entwickelt haben.

Grund 3: Es sind zu viele Elektrolyseaktien

Die Gefahr aus Asien wird noch dadurch gesteigert, dass die europäischen Hersteller sich gegenseitig auf die Füße treten. Neben Nel, McPhy und ITM Power gibt es noch rund ein Dutzend weitere Spieler. Manche davon sind börsennotiert, andere haben es vor. Hinzu kommen die nordamerikanischen Spieler wie Plug Power (WKN: A1JA81) oder Cummins (WKN: 853121), die ebenfalls in Europa ihr Glück suchen.

Alle wollen jetzt skalieren, und dafür brauchen sie Großaufträge. Diese bekommen sie aber nur, wenn sie preisliche Zugeständnisse machen. Auskömmliche Margen sind da nicht zu erwarten.

Grund 4: Knappe Ressourcen

Elektrolyseanlagen sind materialintensiv. Sie erfordern Steuerungstechnik, teure Katalysatoren und Präzisionsbauteile. Gleichzeitig müssen aufgrund des Marktwachstums schleunigst Fachkräfte eingestellt werden.

Nun sind aber die Lieferketten gestört, die Inputpreise hoch und der Arbeitsmarkt eng. Ob sich die ambitionierten Expansionspläne vieler Hersteller unter diesen Voraussetzungen umsetzen lassen, ist daher fraglich.

Grund 5: Die Finanzierungsbedingungen für Elektrolyseaktien

Die Ressourcen-Situation könnte sich entspannen, wenn nun eine Rezession zuschlagen sollte. In diesem Fall könnte es allerdings schwierig werden, das für die Expansion notwendige Kapital einzuwerben.

Die Finanzierungsbedingungen haben sich zuletzt sowieso wegen der Inflation und der steigenden Zinsen verschlechtert. Geldgeber sind vorsichtiger geworden. Und die Tatsache, dass das Wettbewerbsumfeld derzeit noch völlig unübersichtlich ist, erschwert die Lage zusätzlich. All das lastet auf den Kursen der Elektrolyseaktien.

Was tun?

Bei so viel Gegenwind ist es für Anleger echt schwierig, auf die künftigen Gewinner der Elektrolysebranche zu setzen. Klar könnte man mit der Gießkanne einfach auf alle setzen, vielleicht auch mit einem passenden ETF. Aber dann lotst man sich wahrscheinlich weitaus mehr Verlierer als Gewinner ins Depot.

Meine Strategie wäre daher eher, mir aus den Wettbewerbern einige wenige herauszusuchen, die über differenzierte Technologie oder ein besonders aussichtsreiches Geschäftsmodell verfügen. Wenn sich dann nur eine Elektrolyseaktie davon vervielfacht, mache ich einen guten Schnitt.

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Ralf besitzt keine der erwähnen Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Net ASA und empfiehlt Cummins.



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