Rheinmetall-Aktie: Geht dem DAX-Star jetzt die Puste aus?

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Rheinmetall-Pressebild

Die Rheinmetall-Aktie (WKN: 703000) war in den letzten drei Jahren der absolute Star unter den größeren deutschen Aktien. Vor Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 notierte der Rüstungskonzern bei 89 Euro. Mitte August 2024 stieg der Kurs der Rheinmetall-Aktie auf ein Allzeithoch bei 564 Euro. Aktionäre durften sich innerhalb von zweieinhalb Jahren demnach über eine mehr als Versechsfachung ihres Kapitaleinsatzes freuen.

Doch seit dem Allzeithoch hat Rheinmetall den Rückwärtsgang an der Börse eingelegt und einen Kursverlust von 13 % erlitten. Zweifeln Anleger inzwischen an den Perspektiven des Rüstungskonzerns? Ich gehe in diesem Beitrag der Frage nach, ob die Rheinmetall-Aktie immer noch ein vielversprechendes Investment ist.

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Ein Profiteur des Ukraine-Krieges

Die Kursexplosion der Rheinmetall-Aktie in den beiden letzten Jahren ist auf den Ausbruch des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen Zeitenwende in der deutschen Rüstungspolitik zurückzuführen. Der Düsseldorfer Rüstungskonzern ist einer der größten Waffenlieferanten an die Ukraine und hat dem Staat in den vergangenen zweieinhalb Jahren Panzer, Kampffahrzeuge und Munition für mehrere Milliarden Euro verkauft.

Zudem war Rheinmetall einer der größten Profiteure des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens für die deutsche Bundeswehr. Gleichzeitig profitiert der Rüstungskonzern auch von der Erhöhung des laufenden Wehretats der Bundeswehr.

Naht der Frieden?

Diese beiden Tatsachen bergen jedoch das Risiko in sich, dass der Ukraine-Krieg eines Tages zu Ende gehen und der deutsche Verteidigungshaushalt mittelfristig wieder sinken wird. Beides ist nicht unrealistisch.

Auf der Ende September stattgefundenen Vollversammlung der Vereinten Nationen erklärte der ukrainische Präsident Selenskyj, dass der Krieg bereits im kommenden Jahr beendet sein könnte. In einem Interview mit einem US-Fernsehsender meinte Selenskyj, dass ein Frieden näher sei, als viele glauben.

Woher der Präsident der Ukraine diesen Optimismus nimmt, ist mir nicht ganz klar. Von seinem Gegenspieler in Moskau, Präsident Putin, kamen bislang jedenfalls kein Friedenssignale. Und ohne eine Verhandlungslösung mit Russland wird es keinen Friedensschluss geben können. Durch einen Waffenstillstand und ein diplomatisches Ende des Ukraine-Krieges würden Rheinmetall zweifellos weitere Milliardenaufträge entgehen.

Unsicherheitsfaktor Berlin

Gleiches gilt für den Fall einer Reduzierung des deutschen Verteidigungshaushalts. Auch diese kann in den kommenden Jahren nicht ausgeschlossen werden, denn mit der Alternative für Deutschland und dem Bündnis Sarah Wagenknecht sind derzeit zwei Parteien im Höhenflug, die das Geld des Bundes lieber für andere Dinge ausgeben als für Rüstungsgüter.

Die Machtverhältnisse im deutschen Bundestag nach der Wahl im kommenden Jahr könnten die Bildung einer handlungsfähigen Regierung massiv erschweren. Eine Beteiligung des BSW an einer zukünftigen Bundesregierung wäre ein schwerer Schlag für Rheinmetall.

Ein neuer europäischer Rüstungschampion

Niemand ist sich der Risiken möglicher Umsatzrückgänge in Deutschland und der Ukraine mehr bewusst als Rheinmetall-Chef Papperger. Er sucht deshalb sein Heil in der raschen Internationalisierung seines Konzerns. Papperger verfolgt seit geraumer Zeit die Zielsetzung, aus dem deutschen Rüstungsunternehmen einen europäischen Champion unter den Rüstungskonzernen zu machen, der auf Augenhöhe mit BAE Systems aus Großbritannien, Leonardo aus Italien und Thales aus Frankreich agieren kann.

Papperger ist auf gutem Wege, sein Ziel zu erreichen. Im August übernahm Rheinmetall den amerikanischen Fahrzeugspezialisten Loc Performance. Der Kauf des US-Unternehmens ist aus zwei Gründen von strategischer Bedeutung für den deutschen Rüstungskonzern. Zum einen erweitert Rheinmetall seine Fähigkeiten im Kerngeschäft der Produktion von militärischen Landfahrzeugen. Zum anderen verstärkt der deutsche Konzern damit seine Beziehung zum US-Verteidigungsministerium.

Diese Beziehung zum Pentagon ist für Rheinmetall von entscheidender Bedeutung für die Zukunft. Die US Army will nämlich in den kommenden Jahren eine neue Generation von Schützenpanzern einführen. Bei diesem Rüstungsprogramm geht es um nicht weniger als 4.000 Fahrzeuge und ein Auftragsvolumen von sage und schreibe 45 Milliarden US-Dollar. Keine Peanuts also. Rheinmetall ist einer von zwei im Rennen verbliebenen Teilnehmern, die einen Prototypen des neuen Schützenpanzers bauen sollen.

Die Übernahme von Loc Performance könnte die Chancen der Deutschen auf den Auftrag deutlich verbessern. Gleiches gilt für das sogenannte „Common Tactical Truck“-Programm der US Army, bei dem es um die Lieferung von nicht weniger als 40.000 Militärlastwagen im Gesamtwert von rund 16 Milliarden US-Dollar geht. Sollte Rheinmetall einen dieser Großaufträge in den USA gewinnen, wäre der Konzern endgültig als internationaler Rüstungskonzern etabliert.

Darüber hinaus hat Rheinmetall seine internationalen Ambitionen durch Kooperationen mit den beiden Rüstungsgiganten Lockheed Martin und Leonardo verstärkt. Diese strategische Zusammenarbeit mit den ganz Großen der Rüstungsindustrie öffnet Rheinmetall die Türen zu neuen Technologien, Waffensystemen und Aufträgen.

Keine Superrenditen mehr in Aussicht

Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 33 ist die Rheinmetall-Aktie zwar höher bewertet als die großen europäischen Rüstungskonzerne, deren KGV bei knapp über 20 liegt. Angesichts der immer noch vorhandenen internationalen Wachstumsperspektiven halte ich eine gewisse Bewertungsprämie für Rheinmetall durchaus für gerechtfertigt.

Um zu meiner Eingangsfrage zurückzukehren: Nein, ich glaube nicht, dass dem DAX-Star der letzten Jahre jetzt die Puste ausgeht und es mit dem Kurs weiter bergab geht. Ich glaube aber auch nicht, dass du als Anleger in Zukunft noch mit den Superrenditen der jüngsten Vergangenheit rechnen kannst.

Vielmehr halte ich es für realistisch, dass sich die Rheinmetall-Aktie zukünftig ähnlich wie der Vergleichsindex DAX schlagen wird. Zudem musst du eine höhere „politische“ Volatilität bei der Rüstungsaktie in Kauf nehmen. Die Entwicklungen in der Ukraine und in der deutschen Bundespolitik haben große Auswirkungen auf den Aktienkurs. Das sollte dir bei einem Investment bewusst sein.

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Peter hält keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.



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