Was ich wirklich jeden Tag als Investor mache

Ein alter Mann sitzt mit Geldscheinen in der Hand freundlich lächelnd vor seinem Notebook
Foto: Andrea Piacquadio via Pexels

Lieber Aktiensegler,

Jetski-Fahren, in wichtigen Meetings herumsitzen oder auch an der Frankfurter Börse stehen und „Kaufen, Kaufen“, gefolgt von „Verkaufen, Verkaufen“ schreien. Mit Geld um mich werfen. Ganz viel traden und jeden Tag viele Aktien erwerben und mit Gewinn gleich wieder abstoßen. Gleichzeitig den kleinen Omis das Geld aus der Tasche ziehen und mich diebisch freuen, dass ich immer reicher werde.

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Zigarre rauchen und meinen kugelrunden Monopoly-Bauch mit Stock und Zylinder über mein Reichenviertel schieben. All das sind Dinge, die ich natürlich nicht jeden Tag als Investor tue. Aber ich glaube, dass sie einem Bild entsprechen, das einige von uns haben. Zumindest wenn wir sagen, dass wir Investoren sind.

Sie sind geprägt von Aktionismus und einer gehörigen Portion Gier. Tatsächlich möchte ich heute mit dir teilen, was ich wirklich jeden Tag als Investor tue. Kleiner Hinweis: Es ist in der Regel das genaue Gegenteil.

Das tue ich jeden Tag als Investor

Mein Alltag als Investor sieht ganz anders aus. Statt an der Börse Frankfurt zu sitzen, befinde ich mich in der Regel in meinem kleinen Büro. Dort verbringe ich meine Zeit vor allem mit einer Sache: Lesen. Ich betrachte jeden Tag die News, recherchiere in Geschäftsberichten und verbringe einen Großteil meiner zeitlichen Ressourcen mit Stöbern. Aktivismus? Naja, zumindest einer, den keiner mitbekommt.

Viel handeln tue ich hingegen nicht, inzwischen wohl eher so ein bis zwei Mal im Vierteljahr. Die meisten meiner Ideen notiere ich zwar und halte die wesentlichen Eckpfeiler zur bilanziellen Stabilität, zu möglichen Wettbewerbsvorteilen, den Aussichten im Markt und zum Management (neben weiteren) fest. Als Investor glaube ich jedoch, dass ich eine Aufgabe primär verfolge: das Treffen einer Entscheidung, worein ich investieren möchte. Viele Ideen, die ich habe, verwerfe ich dabei wieder. Konkret heißt das auch: Ja, ich mache sehr viel von meiner Arbeit nur für die Theorie. Nicht jedoch für einen Nutzen für mich oder mein Depot.

Als Investor bin ich auch nicht ständig in Panik oder gierig. Eigentlich bin ich bei meiner alltäglichen Arbeit so emotionslos wie beim Binden meiner Schuhe. Freude kommt lediglich kurzzeitig auf, nämlich dann, wenn ich ein wirklich hervorragendes Unternehmen finde. Wobei ich mich dann auch wieder zurückrufe. Ich will ja schließlich keine emotionale Entscheidung treffen.

Und deshalb mache ich in der Regel auch vor allem eines: Warten und nichts, was wirklich aktiv ist. Das Leben und der Alltag als Investor sind eigentlich geprägt von einem ständigen Nichtstun. Einem Nichtstun, bei dem man eine Menge liest und recherchiert. Das aber kaum einen wirklichen praktischen Einfluss oder einen direkten Handlungsdrang hinsichtlich des eigenen Depots und der Investitionen hat. Klingt das nicht interessant?

Warum das für dich wichtig ist

Es mag paradox klingen, wie sehr so manches Mal die Vorurteile hinsichtlich der Börse mit dem tatsächlichen Alltag eines Investors brechen. Ich bin zwar gewiss nicht Warren Buffett, jedoch sehe ich mich irgendwo in seiner Tradition. Sein Alltag ist schließlich auch bestimmt vom Lesen und von wenig Aktionismus in seinen Investments. Das bedeutet aber auch: Man muss damit zurechtkommen, dass man sehr viele Arbeit macht, die letztlich keine Früchte trägt.

Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, mit der richtigen Vorstellung an den Alltag eines Investors heranzugehen. Er ist häufig nicht sehr aktiv. Des Öfteren von einfachen Prozessen zu Haus im stillen Kämmerlein begleitet. Bist du dafür bereit? Es wäre jedenfalls sehr wichtig für deinen langfristigen Erfolg.

Auf deinen erfolgreichen Alltag als Investor,

Vincent Uhr

Chefredakteur Aktienwelt360

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