Bayer: Das Ende eines DAX-Unternehmens oder der Beginn eines Comebacks?

Das Logo der Bayer AG hängt beleuchtet über der Hauptzentrale in Leverkusen.
Foto: Bayer AG

Mit Ausnahme von Volkswagen ist kein anderes DAX-Mitglied in den letzten Monaten so sehr zum Inbegriff eines Krisenkonzerns geworden wie Bayer (WKN: BAY001). Die Börsenperformance der Bayer-Aktie ist gelinde gesagt eine Katastrophe. In den letzten zwölf Monaten hat sich der Aktienkurse des Pharma- und Chemieriesen nahezu halbiert. Über einen Zeitraum von zehn Jahren hat die Bayer-Aktie sogar 80 % an Wert verloren.

Droht dem Leverkusener Konzern bei einem Fortgang dieser Entwicklung sogar der Rauswurf aus dem deutschen Leitindex oder hat Bayer gute Chancen auf ein Comeback an der Börse? In diesem Artikel versuche ich, eine Antwort auf dies Frage zu finden.

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Bayers vier große Probleme

Bayer plagen seit längerem vier große Probleme. In den nachfolgenden Abschnitten sehe ich mir an, wie stark diese Probleme an der Substanz von Bayer kratzen bzw. welche Chancen der Konzern hat, sie in den Griff zu kriegen.

Problem 1: Verlorenes Vertrauen

Vertrauen ist ein hohes Gut. Was im täglichen Leben gilt, hat an der Börse umso mehr seine Gültigkeit. Unternehmen, die unter Anlegern kein Vertrauen mehr genießen, haben sehr schlechte Chancen auf ein Comeback.

Bayer kann man meiner Meinung nach mit Fug und Recht zu denjenigen Unternehmen zählen, die nur noch ein geringes Vertrauen unter Anlegern genießen. Schuld daran sind die unzutreffenden Einschätzungen des Bayer-Konzernmanagements, denen Anleger kaum mehr Vertrauen schenken können. Zu häufig wurden die Konsensschätzungen der Analysten in den letzten Quartalen verfehlt und zu oft die Prognosen nach unten geschraubt.

So auch bei den letzten Zahlen für das dritte Quartal. Der Konzernumsatz in Höhe von 10,0 Mrd. Euro lag unter den erwarteten 10,1 Mrd. Euro. Beim Ergebnis verfehlte Bayer die Konsensschätzung der Analysten noch deutlicher. Während der Markt im Schnitt von einem operativen Ergebnis vor Sondereffekten von 1,31 Milliarden Euro ausging, lieferte Bayer nur 0,94 Milliarden Euro. Gewaltige Abschreibungen im Agrarsegment führten unter dem Strich zu einem Milliardenverlust von -4,18 Mrd. Euro.

Und es kam noch schlimmer: Bayer musste im Rahmen der Quartalszahlenvorlage erneut seine Prognose für das Gesamtjahr nach unten revidieren. Während der Konzern bislang für 2024 von einem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 10,2 bis 10,8 Mrd. Euro ausging, sollen es nach jüngsten Schätzungen nur noch 10,0 bis 10,3 Milliarden Euro werden.

Vertrauensbildung an den Kapitalmärkten sieht anders aus. Für ein Comeback an der Börse wird Bayer über mehrere Quartale die Erwartungen des Marktes übertreffen müssen.

Problem 2: Unkalkulierbare Rechtsrisiken

Das zweite Problem von Bayer ist rechtlicher Natur. Was vielleicht harmlos klingt, könnte tatsächlich die Existenz des deutschen Konzerns gefährden.

Seit der Übernahme des Saatgutherstellers Monsanto vor über fünf Jahren hat Bayer mit Abertausenden Klagen von vermeintlich durch die Anwendung des Unkrautvernichtungsmittels Roundup (Glyphosat) an Krebs erkrankter Anwender zu kämpfen. Die Gesamtkosten der Rechtsstreitigkeiten haben sich inzwischen auf den atemberaubenden Betrag von über 13 Mrd. Euro summiert.

Zwar hat Bayer Rückstellungen in Höhe von über 6 Mrd. Euro für zukünftige Prozesskosten und Schadensersatzzahlungen gebildet. Doch ob diese Summe ausreichen wird, ist mehr als fraglich, denn der Konzern ist nach wie vor mit 63.000 Klagen konfrontiert – Tendenz steigend.

Wer das Gerichtswesen in den USA kennt, weiß, dass US-Gerichte sehr häufig auf Einzelfallbasis entscheiden. Das heißt, dass Bayer trotz vieler bereits gewonnener Gerichtsverfahren bei jedem weiteren Prozess das Risiko trägt, zu Schadensersatz verurteilt zu werden. Und auch das ist aus den USA bekannt: Die Klägern zuerkannten Schadensersatzsummen sind oft keine Kleckerbeträge. In manchen Fällen handelt es sich um dreistellige Millionensummen.

Das Problem der Glyphosat-Klagen wird auch in den kommenden Jahren wie ein Damoklesschwert über Bayer hängen. Ausgang ungewiss.

Problem 3: Schwache Zukunftsperspektiven

Und noch eine altbekannte Weisheit: An der Börse wird weder die Vergangenheit noch die Gegenwart gehandelt. Vielmehr sind es die Zukunftsperspektiven eines Unternehmens, die seinen Börsenkurs im Wesentlichen bestimmen.

Was die Zukunft betrifft, lässt sich bei Bayer derzeit ebenfalls kaum einen Silberstreif am Horizont ausmachen. Zwar besitzen die Leverkusener mit Nubeqa (zur Behandlung von Prostatakrebs) und Kerendia (zur Behandlung chronischer Nierenerkrankungen) zwei Medikamente mit Blockbuster-Potenzial (einem potenziellen Jahresumsatz von über 1 Mrd. US-Dollar).

Aber ansonsten sieht es in der Entwicklungspipeline des Pharmakonzerns eher mau aus. Erschwerend kommt hinzu, dass bisherige Blockbuster wie Eylea (zur Behandlung von Netzhauterkrankungen) und Xarelto (zur Behandlung venöser Thromboembolien) nach und nach ihren Patentschutz verlieren. Das hat zur Folge, dass vermehrt günstige Nachahmerpräparate auf den Markt kommen, die Druck auf die Umsätze und die Margen der Bayer-Medikamente ausüben werden.

Solange Bayer in seiner Pharmasparte nicht mehr Pfeile im Köcher hat, dürften sich die Zukunftsperspektiven kaum bessern.

Problem 4: Hohe Schulden

Nicht zuletzt sitzt Bayer auf einem gewaltigen Schuldenberg. Zum Ende des letzten Quartals betrug die Nettofinanzverschuldung rund 35 Mrd. Euro. Die Zins- und Tilgungszahlungen für diese enorme Schuldenlast fressen einen nicht unerheblichen Teil des freien Cashflows des Konzerns.

Unter dem Strich bleibt somit weniger Geld für Investitionen und vor allem für Übernahmen vielversprechender Biotech- und Pharmaunternehmen. Während andere Pharmakonzerne über prall gefüllte Kriegskassen in Milliardenhöhe verfügen und damit jede sich bietende Übernahmechance nutzen können, hat Bayer derzeit keine Möglichkeit auf dem M&A-Markt eine größere Rolle zu spielen.

Das beeinträchtigt die Zukunftsperspektiven des Pharmakonzerns zutiefst. Solange die Verschuldung von Bayer derart hoch ist, kann der Konzern nicht anorganisch wachsen.

Fazit: Schlechte Comeback-Chancen für Bayer

Wie du bereits an meinen Zwischenfazits in den einzelnen Abschnitten erkannt hast, steht es derzeit alles andere als gut um den deutschen Pharma- und Chemiekonzern. Die Chance für ein Comeback an der Börse halte ich deshalb vorerst für sehr gering. Dafür müsste Bayer deutliche Fortschritte in allen vier Problembereichen machen.

Auf der anderen Seite ist Bayer aber auch nicht akut in seiner Existenz gefährdet. Der Konzern schreibt immer noch schwarze Zahlen und generiert Cash. Im vergangenen Jahr lag der operative Gewinn bei 8 Mrd. Euro und der Free Cashflow bei 2,4 Mrd. Euro.

Ein Rauswurf aus dem DAX droht erst recht nicht. Dazu ist die Marktkapitalisierung von Bayer im Vergleich zu anderen Indexmitgliedern noch viel zu hoch.

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Peter besitzt keine Aktien von Bayer und Volkswagen. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.



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