Turnaround bei der Etsy-Aktie? Warum der E-Commerce-Durchstarter von 2021 nicht an alte Zeiten anknüpfen kann

Bei der Etsy-Aktie (WKN: A14P98) setzen wir eigentlich auf einen dynamischen Konzern im Bereich des E-Commerce. Das Unternehmen hat sich zum Marktplatz für Handgemachtes und Künstlerwaren entwickelt. Besonders in der Corona-Zeit profitierte das Unternehmen von einem starken Wachstum.
Turnaround bei der Etsy-Aktie?
Jetzt gilt es, das Wachstum zurückzubekommen. Etsy macht immerhin erste Fortschritte im zweiten Quartal. So stieg der Konzernumsatz um 3,8 % im Jahresvergleich auf 672 Mio. US-Dollar. Leider hat das Gross Merchandise Volume, also das Warenvolumen, erneut um 4,8 % auf 2,8 Mrd. US-Dollar nachgegeben. Wir sehen daher eine gebremste Abwärtsdynamik und möglicherweise einen leichten Turnaround.
Positiv ist außerdem, dass Etsy seine Plattform immer effizienter vermarktet. Die Service-Umsätze, die insbesondere für Produkt-Marketing einstehen, stiegen um 15,3 % auf 204 Mio. US-Dollar. Der reine Marktplatz-Umsatz sank durch das niedrigere Volumen um 0,5 % auf 468 Mio. US-Dollar. Das zeigt, dass Etsy immer mehr aus seinem Angebot herausholt. Die Kehrseite ist jedoch, dass damit die Kosten für Verkäufer steigen. Ewig steigerbar ist dieser momentane Wachstumskatalysator daher nicht.
Beim Nettoergebnis hat Etsy mit einem Wert von 28,8 Mio. US-Dollar zwar ein positives Ergebnis präsentiert. Je Etsy-Aktie entspricht das einem Wert von 0,28 US-Dollar. Allerdings brach das Ergebnis um ca. 40 % im Jahresvergleich ein. Profitables Wachstum geht daher definitiv anders.
Was sagt das Management von Etsy?
Im anschließenden Analysten-Call gibt sich das Management von Etsy optimistisch. Man habe ein gutes Quartal in schwierigen Zeiten erreicht. Darüber kann man mit Sicherheit streiten. Allerdings sehe man weiterhin, dass sich das Rad des Turnarounds beginne, schneller zu drehen (so der Chief Growth Officer Kruthi Patel Goyal).
Etsy würde derzeit massiv in die eigene Technologie und KI-Einbindungen investieren. Das mache die Plattform für Verkäufer noch wertvoller. Möglicherweise entsteht hieraus eine neue Umsatzquelle durch weitere Spezialisierungen auf Service-Umsätze. Andererseits sehen wir auch, dass die sogenannte Take-Rate bei Etsy schon jetzt bei 24,5 % liegt. Wir fragen uns, wie viel des Umsatzes die Verkäufer aufgeben werden, ehe sie die Plattform verlassen.
Entscheidend ist, dass Etsy in einer Phase steigender Konsumentenausgaben überproportional an Wachstum gewinnt. Dann kann der Turnaround gelingen. Zumal die Aktie mit einem Kurs-FCF-Verhältnis von ca. 10 günstig bewertet ist. Das alles ist aber kein Selbstläufer und die Etsy-Aktie ist für uns angezählt.
Etsy-Aktie: Die langfristige Perspektive
Etsy selbst sagt, dass man einen adressierbaren Gesamtmarkt in Billionenhöhe adressiert. Die Self- und Handmade-Sparte im E-Commerce ist daher gigantisch. Derzeit ist Etsy dabei, sein eigenes Angebot konsequent auszubauen. Insbesondere die Übernahme von Elo7 und Depop führte zu mehr Reichweite, unter anderem in Lateinamerika. Etsy möchte im Rahmen des House-of-Brands-Konzeptes mit mehreren Angeboten und Marken die Self-, Handmade- und Second-Hand-Sparte dominieren. Hervorhebenswert ist das Plattformgeschäftsmodell, das beispielsweise in Coronazeiten durch individuelle Händler (und Produktionen) zu rasanten Maskenproduktionen führte. Auf Etsy können Trends entsprechend schnell bedient werden. Mit einer Marktkapitalisierung von 8,3 Mrd. US-Dollar und dem TAM kann die Etsy-Aktie sich bei einer intakten Investitionsthese noch vervielfachen.
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Das größte Risiko ist die Konkurrenz. Etsy ist im E-Commerce einem enormen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Unter anderem Amazon hat ein eigenes Selfmade-Angebot. Pinterest ist ein sozialer Kreativmarktplatz, der ebenfalls seine Anknüpfungspunkte in den E-Commerce sucht. Das kann eine Bedrohung für die Growth-Story sein. Trotzdem besitzt Etsy Pricing-Power – und je wertvoller der Marktplatz für die Kunden wird, desto stärker dürfte die Bindung der Kunden und Händler sein, was die Pricing-Power wiederum positiv beeinflussen würde.
Wir sehen in der gehemmten Konjunktur einen wichtigen Grund für die zuletzt negative GMV-Entwicklung bei Etsy. Dennoch muss das Unternehmen zeigen, dass es wieder wachsen kann. Ansonsten wächst die Einsicht, dass der Markt die Etsy-Aktie vielleicht kollektiv überschätzt hat.
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