Was ich in einem Jahrzehnt bei The Motley Fool über Kapitalanlage gelernt habe
Geld anzulegen ist leicht, aber nicht einfach. Und jeder kann erfolgreich dabei sein, sofern man bereit ist einige grundlegende aber kritische Verhaltensänderungen zu machen. Diese gehören zu den wichtigsten Einsichten, die ich während meiner 10 Jahre bei The Motley Fool gewonnen habe.
Meine eigene Geschichte ist nicht weiter bemerkenswert, aber eventuell informativ für viele im mittleren Alter. Als ich im August 2004 bei The Motley Fool anfing, war ich 41 Jahre alt und verbrachte den größten Teil meiner Laufbahn als Lehrer. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt den Stand der Finanzen meiner Familie hätte beurteilen sollen, hätte ich ihnen ein freundliches D+ gegeben. Jetzt, nach einem Jahrzehnt des Lernens, des Investierens und da ich auch vernünftiger geworden bin, kann ich ihr ein solides B+ verleihen. Es gab nichts weltbewegendes, was zu dieser Veränderung führte, aber einige bedeutsame Änderungen.
Es ist keine Zauberei, aber…
Geld erfolgreich anzulegen ist einfacher als die meisten Menschen glauben. Grundsätzliches Ziel ist es, weniger auszugeben als man verdient. Damit bekommt man einen Überschuss, den man dann langfristig in Anlagen zu einem vernünftigen Preis investieren kann. Schlüssel ist die Langfristigkeit, da diese die Vorteile des Zinseszins-Effekts mit sich bringt. Zusätzliches Vermögen – Erbschaften, Boni, unverhoffte Gewinne etc. gehören natürlich zum Überschuss, der investiert werden kann.
Das Wesentliche ist, dass man regelmäßig, Jahr für Jahr, Geld anlegt. Mit der Zeit wächst das Vermögen an. Für Warren Buffett ist das Ganze wie ein Schneeball: “Wichtig sind nasser Schnee und ein richtig langer Hang”.
Du denkst jetzt sicher, wenn es doch so einfach ist, warum kriegen wir es nicht alle hin? Eine kürzlich erstellte Studie zeigt, dass 36 % aller Amerikaner nichts für den Ruhestand gespart haben. Weitere Untersuchungen ergaben, dass 60 % aller amerikanischen Arbeiter weniger als US$ 25.000 für den Ruhestand zurückgelegt haben.
Leider ist Sparen nicht das einzige, was wir nicht hinkriegen. Die Amerikaner, die in der Lage sind Geld zurückzulegen, treffen nicht immer die besten Anlageentscheidungen. Gemäß Richard Bernstein von Richard Bernstein Advisors ist die Leistung des durchschnittlichen Anlegers, über die letzten 20 Jahre betrachtet, erschreckend schlecht. Wie Bernstein sagt haben Normalanleger in jeder Anlageklasse schlecht abgeschnitten, indem sie bei hohen Kursen gekauft haben und bei niedrigen Kursen verkauft haben.
Kapitalanlage mag also leicht sein, aber einfach ist sie nicht. Lasst uns diese Aussage noch etwas zerlegen, so das wir erfahren wie Normalanleger in diesem Bereich erfolgreich sein könnten.
Die Kunst, Geld zu bekommen
P.T. Barnum sagte einst: “Der Schlüssel zum Wohlstand liegt einfach darin, dass wir weniger ausgeben als wir einnehmen”. Allerdings sagte er auch: “An diesem Punkt werden mehr Fehler gemacht als an jedem anderen”.
Für viele von uns ist es viel schwerer, weniger auszugeben als wir einnehmen als sämtliche Grundsätze der Privatfinanzierung es vermuten lassen. Fangen wir bei der Einkommensseite an. Als ich noch Lehrer war, war mein Einkommen so bescheiden, dass ich kaum die Rechnungen bezahlen konnte. Mein damaliger Anlageplan bestand mehr oder weniger daraus, auf ein Wunder zu hoffen. Ich vermute mal, dass sich viele Menschen heute darin wiederfinden. Lediglich zu erkennen, dass man ein höheres Einkommen braucht, heißt nicht notwendigerweise, dass man es auch bekommt. Insbesondere nicht bei einer schlechten Wirtschaftslage.
Glücklicherweise sieht die Ausgabenseite vielversprechender aus. Die meisten von uns geben vermutlich zu viel aus und können signifikante Kürzungen an ihrem monatlichen Budget durchführen, obgleich es Aufwand und Verzicht bedeutet. Meine Familie konnte zum Beispiel ihre monatlichen Ausgaben durch eine Refinanzierung unseres Hauses kürzen. Wir haben uns ebenfalls ganz bewusst bemüht, weniger oft Essen zu gehen. Die Arbeit daran, Ausgaben (Barnum nannte es “out-go”) niedriger zu halten als die Einnahmen ist wichtig, um einen Überschuss zu erhalten, den man investieren kann.
Denke auch immer daran, du kannst eine Investition jederzeit automatisch durchführen lassen. Zum Beispiel mit einer steuerbefreiten private Rentenvorsorge wie der Riesterrente, dann wird es noch einfacher. Die kleine Entscheidung, das meiste aus einem vom Arbeitgeber angebotenen Geldvorteil herauszuholen, kann langfristig die alles entscheidende Ursache für Wohlstand sein. Für mich war der entscheidende Faktor die Finanzsituation meiner Familie zu verbessern, die Anmeldung zu dem von The Motley Fool vom ersten Arbeitstag an angebotenen, großzügigen Pensionsplan (dem 401(k) in den USA).
Was mache ich jetzt mit meinem neuen Geldtopf?
Wie erreicht man vernünftige Investitionserträge, wenn man es geschafft hat einen Überschuss zu erwirtschaften? In seinem vor kurzem erschienen Aktionärsbrief erläuterte Warren Buffett einen sehr einfachen Plan:
Was ich hier empfehle, entspricht weitestgehend entsprechenden Anweisungen in meinem Testament…Investiere 10 % des Barvermögens in kurzfristigen Staatsanleihen und 90 % in einem kostengünstigen Indexfonds auf den S&P 500 Index (ich empfehle Vanguard). Ich bin der Meinung, die langfristigen Ergebnisse dieser Anlagepolitik werden weit besser sein, als die Ergebnisse, welche die meisten Anleger erreichen werden, seien es Pensionsfonds, institutionelle Anleger oder Einzelpersonen, die teure Manager beschäftigen.
Buffetts Vorschlag wird für die meisten Amerikaner wunderbar funktionieren. Ich selbst allerdings habe mich entschieden, in einzelne Unternehmen zu investieren. Ich habe den Vorteil, dass ich Seite an Seite mit Menschen arbeite, die sich den ganzen Tag über Aktien den Kopf zerbrechen. Auch gefällt es mir, etwas über die Firmen zu lernen, in die ich investiere. Für die Laien, die nicht so viel Zeit haben, um sich mit Unternehmen zu beschäftigen, ist die Strategie von Buffett die beste. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr schätze ich den einfachen S&P 500 Indexfond.
Reich werden, indem man Bücher liest
Wenn du einmal eine Anlagestrategie entwickelt hat, musst du jetzt noch lernen, dein Temperament zu beherrschen, damit du deine Investitionen nicht ständig zum falschen Zeitpunkt kaufst oder verkaufst. Der Gewinner des Nobel-Preises Dr. Daniel Kahneman, Autor des Buchs “Schnelles Denken, langsames Denken” lehrt uns, dass wir alle viel zu selbstsicher sind und dass wir oft blind gegenüber unserer eigenen Blindheit sind. Aus diesem Grund brauchen wir mentale Stärke, um übertriebenes Handeln und Timing basierend auf den unausgegorenen Ideen der Medien zu vermeiden.
Gute Bücher zu lesen, hilft dir beim Zügeln deines Temperaments. Bücher über Geldanlage und Geschäftsbücher sind eine ausgezeichnete Wahl, aber auch Bücher über Geschichte, Philosophie und was dich noch interessiert. Das ist das Schöne bei der Geldanlage, jedes Thema ist in dem einen oder anderen Sinn relevant.
Um es zusammenzufassen, hier ist was ich gelernt habe:
- Gib weniger aus, als du einnimmst.
- Lass den entstehenden Überschuss langfristig in Investitionen zu einem vernünftigen Preis arbeiten.
- Zügle dein Temperament, damit du keine schlechten Anlageentscheidungen triffst.
Es war ein gutes Jahr
2004 war für mich ein unglaubliches Jahr. Ich bekam einen faszinierenden Job bei The Motley Fool und meine wunderbare Tochter Sophie kam auf die Welt.
Zusätzlich zu all den Lektionen zur Kapitalanlage habe ich auch die Bedeutung von Dankbarkeit gelernt. Ich habe in den letzten 10 Jahren viel Glück gehabt und bin sehr dankbar dafür.
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Dieser Artikel wurde von John Reeves auf Englisch verfasst und wurde am 28.8.2014 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.