Solltest du National Bank of Greece kaufen oder Buffett befolgen?
Dieser Artikel ist ein Auszug des Newsletters von The Motley Fool, “Bilanz Ziehen”. Hier kannst du dich kostenlos für unseren Newsletter anmelden.
Wenn du letzte Woche Bilanz Ziehen gelesen hast, dann weißt du, dass ich dir angekündigt hatte, meine Gedanken zu den Vorgängen in Griechenland zum Besten geben zu wollen.
Das Problem bei der Sache? Es ist jetzt eine Woche vergangen, und ich weiß noch immer nicht, was ich sagen soll.
Was ich aber definitiv sagen kann: dass es eine bedeutende Angelegenheit ist. Ich werde in Euro bezahlt, und du wahrscheinlich auch. Den Einfluss, den diese Entwicklung (weiterhin) auf den Euro nehmen kann, ist gelinde gesagt besorgniserregend.
Was steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit Griechenland: unterschiedlich ausgerichtete Wirtschaften mit unabhängigen Regierungen, die unter dem Mantel einer gemeinsamen Währung kooperieren sollen. Das war ein von Anfang an kühner Plan. Und jetzt wird man auf die Probe gestellt.
Aber was bedeutet das alles für mich als Investor? Und was sind weise Worte, die ich an (Mit-)Investoren richten kann?
Nach intensivem Nachdenken in der letzten Woche fielen mir zwei Dinge auf, die mir hilfreich erscheinen.
Erstens habe ich mich daran erinnert, dass ich ein Investor bin – und kein Spekulant.
In Ben Grahams Standardwerk Wertpapieranalyse trennten er und David Dodd Investieren vom Spekulieren:
Ein Investmentvorgang ist einer, der nach gründlicher Analyse Sicherheit des Kapitals sowie einen zufriedenstellenden Ertrag gewährleistet. Alle anderen Vorgänge sind spekulativer Natur.
Diese Definition ist natürlich nicht todsicher. Aber betrachten wir doch einmal einige der „Großen Ideen“, die während der Krise in Griechenland aufgetaucht sind.
Soll ich eine griechische Bank kaufen?
Auf der Website von Finanzen100 liegt die National Bank of Greece (NYSE:NBG) an sechster Stelle der meistgesuchten Aktien, noch vor dem Riesen Deutsche Bank und nur kurz hinter Apple. Und bei Finanznachrichten ist es nicht anders. Die National Bank of Greece steht an neunter Stelle bei den Suchanfragen – knapp vor Lufthansa.
Wie also harmoniert das mit Grahams Definition vom Investment?
Also: Bietet es Sicherheit des Kapitals?
Nein – zumindest nicht solange Politiker am Schalthebel sind. Banken sind eine gute Art, um die Gesamtwirtschaft eines Landes zu „spielen“, weil sie das Herzstück der Finanzader und ihre Bilanzen nah an der finanziellen Gesundheit eines Landes gebunden sind. Die National Bank of Greece hat zwar viel getan, um die Bilanzen zu stärken, aber wenn hier ein paar Sachen schief gehen, könnte das Kartenhaus komplett zusammenbrechen.
Wird ein zufriedenstellender Ertrag geboten?
Ich bin nicht sicher, ob Graham diesen Teil der Definition überhaupt ansprechen würde, wenn schon der erste Teil der Gleichung nicht aufgeht. Aber hier ist keine Dividende zu holen. Und während der ersten neun Monate des Jahres 2014 konnte die Bank durch einen großen Steuervorteil überhaupt nur einen nachsteuerlichen Profit bieten. Ein „zufriedenstellender Ertrag“ dürfte also wohl nicht im Bereich des Erwartbaren liegen.
Sicher: Die National Bank of Greece könnte potenziell große Erträge bieten. Aber das trifft eben auf die meisten Spekulationen zu.
Wie gesagt: Es hat mir bei allen Überlegungen Griechenland betreffend sehr geholfen, mich selbst daran zu erinnern, dass ich ein Investor bin und kein Spekulant.
Das hat mir geholfen, unnötige Fragen zu umgehen – Fragen wie „soll ich eine griechische Bank kaufen?“ – die immer nur zu einem führen: Was wird das Ergebnis der Schuldenkrise sein?
Somit konnte ich mich wichtigeren Fragen zuwenden. Fragen wie:
Was würde Warren tun?
Warren Buffett kam mir zu Hilfe – wie der Deus ex machina in der griechischen Tragödie – und half meinem grübelnden Hirn.
Um genau zu sein: Er kaufte Detlev Louis Motorradvertrieb für Berkshire Hathaway (NYSE:BRK-B) (ETR:BRH).
Und es wird noch besser: Nach der Übernahme ließ er folgendes im Handelsblatt verlauten:
Wir sind definitiv daran interessiert, noch mehr deutsche Unternehmen zu kaufen… Deutschland ist ein hervorragender Markt: viele Menschen, hohe Kaufkraft und Produktivität. Wir schätzen außerdem die regulativen und legalen Rahmenbedingungen.
Woher kommt Buffetts plötzliches Interesse? Zum einen sicherlich durch den schwachen Euro (vielen Dank auch, Griechenland). Aber das ist nicht alles.
Buffett sagte: „Wir wollen einfach mehr gute Unternehmen in Deutschland halten. Das ist unser Ziel.“
Als Investor solltest du dich nach diesem Satz richten. Mehr gute Unternehmen halten.
Bei starkem Euro? Mehr gute Unternehmen besitzen.
Bei schwächelndem Euro? Mehr gute Unternehmen besitzen.
Und wenn der Euro irgendwo in der Mitte liegt? Warte, Moment… es liegt mir auf der Zunge…. genau: Mehr gute Unternehmen besitzen.
Das soll nicht bedeuten, dass man die Situation in Griechenland naiv verklären sollte und sie für den Rest der Eurozone keine Bedeutung hätte – oder gar weltweit. Ganz im Gegenteil. Aber das Problem besteht darin, dass wir nicht zuverlässig voraussagen können, wie das Ganze enden wird. Menschen sind launisch. Politiker noch unbeständiger.
Wenn du ein gutes Unternehmen kaufst, dann ist das keine „Kopf-in-den-Sand“-Strategie, mit der du der Realität entweichst. Es ist Selbstschutz. Eine Firma wie Daimler zu besitzen – deren Marke Mercedes Benz von Interbrand global auf Rang 10 geführt wird – schützt dich vor den Schwankungen, für die Menschen und Politik immer wieder sorgen.
Wie? Indem ein Unternehmen, das Wert schafft, beständigen Wert hat.
Ich könnte also sagen, dass es mir leid tut, falls du auf eine Analyse zum Thema Griechenland gehofft hast, die dir bloß mehr von demselben erzählt und dieselben Sachen voraussagt. Für Foolishe Investoren ist dies der bessere Plan:
- Vermeide Spekulation.
- Kaufe mehr gute Unternehmen.
- Zurück zu 1.
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Matt besitzt Aktien von Apple und Berkshire Hathaway. The Motley Fool empfiehlt Apple und Berkshire Hathaway. The Motley Fool besitzt Aktien von Apple, Berkshire Hathaway und Deutsche Bank.