Clever vorsorgen: Drei Dinge, die du über deine Rente wissen musst
Wer sich als Dreißigjähriger allein auf die gesetzliche Rente verlässt, wird später finanzielle Probleme bekommen. Trotzdem kümmern sich nur wenige junge Menschen um die private Altersvorsorge. Dabei muss die gar nicht viel kosten.
Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898), der 1889 die gesetzliche Rente hat einführen lassen, war geiziger als heutige Sozialpolitiker: Die Rentenbeiträge waren zwar niedrig, aber dafür mussten die Leute fast bis zum Umfallen arbeiten – und zwar bis 70. Wer danach die Segnungen von Bismarcks System genoss, hatte im Schnitt sieben Monate lang Freude daran. Denn dann war Schluss mit lustig…
Im Jahr 2015 ist das anders. Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer übersteigt bereits 19 Jahre – und natürlich stehen Ruheständler finanziell besser da.
Aber das muss nicht unbedingt so bleiben. Denn die gesetzliche Rente wird zwar weiterhin der wichtigste Baustein deiner Altersvorsorge sein, aber sie wird künftig geringer ausfallen als dir lieb ist. Deshalb möchte ich auf drei Dinge hinweisen, die du über deine Rente wissen solltest.
1. Du zahlst nicht in eine Versicherung
Die Zahlen, um die es geht, sind astronomisch. Die Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung liegen bei rund 260 Milliarden EUR. Das ist gut für die Rentner, aber für dich als Beitragszahler kann es zum Problem werden.
Es heißt zwar „gesetzliche Rentenversicherung“, aber unser heutiges System hat mit einem Produkt von Allianz, Ergo und Co. nur den Namen gemeinsam. Es gilt nämlich das so genannte Umlageverfahren. Das bedeutet: Es wird nichts angespart, sondern Rentenversicherung und Knappschaft sammeln Geld von den Beitragszahlern ein und reichen es sofort an die Rentenbezieher durch.
Du finanzierst also anderen die Rente, damit die künftigen Beitragszahler in ein paar Jahrzehnten das Gleiche für dich tun. In der Theorie funktioniert das prima – solange die Zahl der Beitragszahler die Zahl der Rentner um ein Mehrfaches übersteigt.
In der Praxis geht der Plan schon heute nicht mehr auf. Du zahlst zweimal, und zwar mit deinen Beiträgen und mit deinen Steuern. Der Zuschuss des Staates an die gesetzliche Rentenversicherung beträgt in diesem Jahr etwa 85 Milliarden Euro und ist der größte Ausgabeposten des Bundeshaushalts. Das ist zwar derzeit kein Riesenproblem, weil Staatssäckel und Sozialkassen dank der guten Wirtschaftslage gut gefüllt sind, jedoch gibt es keine Garantie dafür, dass dies auch in der Zukunft so sein wird.
Garantiert ist allerdings: Die durchschnittliche Lebenserwartung (und damit Dauer des Rentenbezugs) wird steigen – und die Zahl der Beitragszahler wird sinken. Das wird spätestens in 15 Jahren spürbar, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Im Jahr 2030 kommen auf einen Rentner nur noch zwei Beitragszahler – heute sind es immerhin noch drei.
Macht dich das nervös, wenn du an die Höhe deiner künftigen Rente denkst? Hoffentlich!
2. Die Politik wird dir wenig helfen
Zum Glück werden wir nicht von Versicherungsmathematikern regiert. Die hätten nämlich nur eine drastische Lösung parat: Die Renten müssten sofort runter und die Beiträge rauf, damit das System finanzierbar bleibt. Das ist politisch nicht durchsetzbar. Laut einer Emnid-Umfrage vom Februar lehnen 84 % der Deutschen eine Kürzung der Renten zugunsten der nächsten Generationen ab. Außerdem würden 89 (!) % der Befragten keine Partei wählen, die so etwas tun will.
Die Politik weiß das natürlich schon länger und hat deshalb auf andere Weise gegengesteuert: Bald wird man erst mit 67 Jahren in Rente gehen können, und es ist ein offenes Geheimnis, dass (Bismarck lässt grüßen) wegen der steigenden Lebenserwartung das Eintrittsalter weiter in Richtung 70 tendieren wird. Obendrein müssen diejenigen, die länger arbeiten, höhere Beiträge zahlen. Fürs Jahr 2030 werden 22 % des Bruttolohns angepeilt (2020: 20 %, heute: 18,7 %).
Zur Belohnung fürs brave Zahlen gibt’s später weniger Rente: Bis 2030 fällt das Rentenniveau von heute rund 51 % auf 43 % des Nettolohns. Im Gegenzug macht Vater Staat uns Angebote zur privaten Altersvorsorge, die mit Zuschüssen und/oder Steuervorteilen gefördert werden.
Ärgert dich das? Das bringt nichts. Aber es schadet nicht, wenn es deine Nervosität ein bisschen steigert. Denn dann willst du sicher wissen, was du tun kannst.
3. Du hast zwei Verbündete: Aktien und den Zinseszinseffekt
Wegen des sinkenden Rentenniveaus wird Dir nichts anderes übrig bleiben als privat vorzusorgen, wenn Du im Alter deinen Lebensstandard halten möchtest. Das kostet weniger als du vielleicht denkst – wenn du rechtzeitig damit anfängst und Dich für die „richtige“ Anlageform entscheidest.
Dann hast du nämlich einen mächtigen Verbündeten: den Zinseszinseffekt. Der lässt über die Jahre kleine monatliche Sparraten zu einem großen Vermögen wachsen, das später deine private Zusatzrente garantiert.
Ebenso wichtig ist natürlich, wie du deine regelmäßigen Beiträge investierst. Für langfristige Sparziele wie die Altersvorsorge gibt es dafür eigentlich nur eine Wahl: Aktien. Sie bieten die höchsten Renditechancen. Das Gute daran: Für die Aktienanlage brauchst du kein Fachmann zu sein, weil du in börsengehandelte Indexfonds (ETFs) investieren kannst.
Diese haben den Vorteil, dass sie nur wenig Gebühren kosten und bei einigen Discount Brokern bereits ab 25 Euro pro Monat bespart werden können. Deshalb sind solche Sparpläne auf ETFs eine gute Wahl für Berufsanfänger, die nur wenig Geld für die Altersvorsorge zurücklegen können.
Es gibt auch Möglichkeiten, mit Zuschüssen von Arbeitgeber und Staat für kleines Geld in die Aktienanlage einzusteigen. Das sind beispielsweise Riester-Verträge oder Vermögenswirksame Leistungen, auf die ich in meinem nächsten Artikel näher eingehen werde.
Wer mehr Geld und ein bisschen Zeit für die Recherche zur Verfügung hat, kann auch direkt in einzelne Aktien investieren. Tipps, die dir helfen, im Laufe der Jahre dein Depot mit einem gesunden Mix von ETFs und Aktien zu befüllen, hat Bernd Schmid hier bereits gegeben.
Wenn du beim Gedanken an die Rente jetzt immer noch nervös bist, kann das nur einen Grund haben: Du hast noch nicht begonnen, in Aktien oder Indexfonds zu investieren. Deshalb folgende kleine Motivationshilfe: Die private Altersvorsorge und Zahnarztbesuche haben zwei Dinge gemeinsam. Man schiebt sie gern auf – aber sie tun nicht weh, wenn man rechtzeitig damit anfängt.
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