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Deutsche Bank Aktie: Freu dich nicht zu früh

Wie die meisten Anleger haben mich die Zahlen der Deutschen Bank (WKN:514000) zum zweiten Quartal positiv überrascht.

Insgesamt lag der Nettogewinn bei 818 Millionen Euro, im Vergleich zu 238 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Der Umsatz stieg um 17 %; kein ganz so starker Sprung, aber trotzdem ermutigend. Zumindest scheint es so.

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Die Herausforderungen, denen die Deutsche Bank gegenübersteht, sind aus den Zahlen ersichtlich — trotz des hohen Gewinnsprungs. Die „Nachsteuer-Eigenkapitalrendite, gemessen am durchschnittlichen, materiellen Eigenkapital“ lag in Q2 bei gerade einmal 5,7 %, kaum ein akzeptables Niveau. Die Prozesskosten des Quartals in Höhe von 1,2 Milliarden Euro waren wieder eine schraffe Erinnerung daran, mit welchen gesetzlichen, regulatorischen und rufschädigenden Problemen die Bank zu kämpfen hat.

Ich respektiere die Bedeutung von Zahlen für Investoren. Aber es ist wichtig, dass wir uns daran erinnern, dass Zahlen nur andeuten können wie gesund und qualitativ hochwertig das Geschäft eines Unternehmens ist. Und manchmal, insbesondere über kürzere Zeiträume, liefern sie nicht wirklich besonders hilfreiche Hinweise darauf.

Wie es hier der Fall ist.

Der neue Mann an der Spitze

Der Neue in der Doppelspitze der Bank, John Cryan, hat es seinen Mitarbeitern in einem Memo, das auf der Unternehmenswebsite veröffentlicht wurde, deutlich gesagt: „[Sie] wissen, dass unsere Bank heute mehreren schwierigen Herausforderungen gegenübersteht,“ fing er an. Er sagte weiter: „unser Ruf wurde durch Umstände ernsten Fehlverhaltens beschädigt“ und „unsere gegenwärtige finanzielle Leistung reflektiert nicht unser enormes Potential.“

Einige Nachrichtenkanäle lobten Cryan für seine Offenheit und seine Bereitschaft, die Situation der Bank direkt anzunehmen, anstatt nur drum herum zu reden. Ich war etwas weniger beeindruckt. Wenn du der Neue bist, der sich einer schwierigen Situation annehmen muss, warum solltest du sie nicht als schrecklich bezeichnen? Wenn der Turnaround gelingt, dann kannst du sagen: „Sehr ihr, was ich geschafft habe? Es war eine wirklich schlimme Situation und ich hab alles gerichtet.“ Aber wenn dein Unternehmen die Kurve nicht kriegt, dann heißt es „Wie ich bei meinem Amtsantritt gesagt habe, es war eine wirklich schreckliche Situation.“

Beiseite mit dem Zynismus. Mir hat gefallen, dass Cryan einige Punkte aufzeigte, die er bei der Bank adressieren möchte. Vier, um genau zu sein:

  1. Die Handlungsweise und den Ruf der Bank zu reparieren.
  2. Kosten einzusparen.
  3. Die Bank zu vereinfachen und bestimmte Geschäftsbereiche zu reduzieren.
  4. Die interne Kommunikation zu verbessern und zu optimieren.

Das sind keine schlechten Ziele. Aber ich sehe darin mindestens zwei Probleme.

Zunächst gab Cryan in seinem Brief auch grünes Licht für die „sechs Hauptentscheidungen“ der „Strategy 2020“ der Bank. Diese Entscheidungen waren (in meinen Worten):

  1. Das Firmenkunden- & Wertpapier- Geschäft zu umzuorientieren und mehr auf “Lösungen” zu fokussieren, anstatt auf “Transaktionen”.
  2. Das Privatkundengeschäft umzugestalten, indem man die Postbank dekonsolidiert und Wachstum und Service durch bessere digitale Lösungen fördert.
  3. Die Deutsche Bank insgesamt zu digitalisieren.
  4. Das weltweite Transaktionsgeschäft und die Vermögensverwaltung auszuweiten, indem man sie, nunja, ausweitet.
  5. Das Geschäft in weniger vielversprechenden Regionen zu beenden und Ressourcen in schneller-wachsenden Regionen wie China und Indien auzusbauen
  6. Die interne Komplexität zu reduzieren und die Überwachung zu verbessern.

Wenn wir das jetzt mit Cryans eigenen vier Punkten vergleichen, dann sehen wir einige Überlappungen. Aber es sieht immer noch nach einer Wäscheliste mit Dingen aus, die die Bank angehen möchte. Die Idee, all diese Probleme der Deutschen Bank auf einmal zu adressieren hört sich gut an, aber sie könnte etwas unrealistisch sein.

Warum sollte man stattdessen nicht einfach versuchen herauszufinden, was die größten Auswirkungen hat und sich am Anfang auf nur einige wenige Dinge zu konzentrieren? Mit einer so langen Liste von Vorgaben erhöht sich das Risiko, dass das Management zwar sehr viele Probleme angehen wird, aber keines davon so wirklich adressieren wird.

Mein anderer Aufhänger betrifft das, was nicht in Cryans Schreiben stand. Im Besonderen meine ich, dass es zwar viel darüber zu erfahren gibt, was die Deutsche Bank nicht sein soll und über konkrete Schritte, die das Management angehen soll. Aber es gibt wenig darüber zu erfahren, was die Deutsche Bank ist oder sein soll.

Ganz am Ende des Schreibens bezeichnet Cryan die Bank als “eine führende, globale Bank, die institutionellen und Geschäftskunden Finanzdienstleistungen anbietet.“ Das gefällt mir, besonders weil er damit die Zielgruppen der Bank klar beschreibt.

Aber anstatt dies als Vision herzunehmen, anhand derer sich alle anderen Strategien orientieren, kommt es mehr wie ein Schulterklopfen an die Bank und die Mitarbeiter nach einem sehr nüchternen Brief rüber.

Immer noch bullish?

Im letzten Oktober schrieb ich einen Artikel für Fool.de zu den Gründen, weshalb ich die Aktie der Deutschen Bank für mein Motley Fool Real Money Portfolio gekauft habe. In kurz waren die drei Gründe die folgenden:

  • Wir sind immer noch in der „de-risking“ Phase des weltweiten Bankzyklus, was es zu einem guten Zeitpunkt macht, in Banken zu investieren
  • Die Deutsche Bank ist eine führende Bank in einem der stärksten Wirtschaftsräumen der Welt
  • Die Marktbewertung der Aktie ist sehr niedrig

Diese Gründe gelten heute noch immer. Wir befinden uns immer noch eher in der „de-risking“ Phase des Bankenzyklus, als in der „re-risking“ Phase. Deutschland ist immer noch eine treibende Kraft der Weltwirtschaft und die Deutsche Bank ist immer noch eine der führenden Institutionen im Finanzbereich in Deutschland. Und am 30.7 war die Aktie zu einem Preis-zu-Buch-Verhältnis von gerade einmal 0,59 zu haben.

In einem Marktumfeld in dem es immer schwieriger wird, günstige-aussehende Aktien zu finden, ist es schwer, auf eine Aktie mit einer solchen Bewertung und einer solch starken Marke zu verzichten. Aber ich glaube, dass Investoren heute bessere Anlagemöglichkeiten finden.

Im Moment scheint es so, als dass die Identität der Bank unscharf ist und das Unternehmen sowohl einen klareren Fokus, als auch das Nutzenversprechen als eine differenzierte Wahl für Kunden vermissen lässt. Die Deutsche Bank kann ihren Weg in Zukunft zwar gut finden — und ich hoffe, sie schafft es. Ich glaube aber, dass Anleger die die Aktie heute kaufen, das Risiko eingehen, einen sehr niedrigen Preis für ein sehr mittelmäßiges Unternehmen zu zahlen.

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Matt Koppenheffer besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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