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Hat Gilead Sciences gerade eine Todsünde begangen?

Die Blue-Chip Aktie Gilead Sciences (WKN:885823) aus dem Biotechnologiesektor ist das Unternehmen, was fast jeder Konkurrent nachahmen will.

Gilead gelangte 2011 in eine großartige Situation, als es sich Pharmasset für 11 Milliarden USD einverleibte. Das Medikament Sofosbuvir, welches es durch den Kauf erhielt, bescherte dem Unternehmen die zwei revolutionären Hepatitis C-Behandlungen Sovaldi und Harvoni. Es wird erwartet, dass diese beiden allein dieses Jahr 10 Milliarden USD Umsatz einbringen.

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Zusätzlich zum Wachstum durch Zukäufe schaffte es Gilead auch selbst, verkaufsstarke Medikamente zu entwickeln. Dazu gehört die vier-in-eins HIV-Therapie mit dem Namen Stribilid. Ausgehend von den Umsätzen der letzten sechs Monate wird das Medikament im Jahr 2015 1,6 Milliarden USD Umsatz erzielen. Als Sahnehäubchen kann Gileads Free Cashflow in Höhe von 17,8 Milliarden USD der letzten zwölf Monate angesehen werden. Dieser erlaubt es dem Unternehmen, eine Dividende zu zahlen und Aktien zurückzukaufen.

Letzte Woche jedoch könnte Gilead eine Todsünde begangen haben.

Gilead nimmt Schulden auf

Am 9. September 2015 gab Gilead bekannt, dass es Schuldscheindarlehen in Höhe von 10 Milliarden USD aufnimmt. Diese haben eine Fälligkeit von 2018 bis 2045. Die Aufnahme soll in sechs Tranchen erfolgen. In der Presseerklärung von Gilead liest sich dies so:

Gilead beabsichtigt, die Nettoeinnahmen dieses Angebots für allgemeine unternehmensbezogene Zwecke einzusetzen. Diese können die Rückzahlung von Schulden, das Working Capital, Zahlung von Dividenden und den Rückkauf von Aktien im Einklang mit dem Aktienrückkaufprogramm umfassen.

Quelle: MyFuture.com, Flickr.

Quelle: MyFuture.com, Flickr.

Es gibt viel Positives an dieser Schuldscheinausgabe. Das hat die Börse und Investoren begeistert. Zunächst ist da der Gedanke, dass 10 Milliarden USD an verfügbarem Geld ein Hinweis sein könnte, dass Gilead eine große Übernahme plant. Gilead schloss sein letztes Quartal mit 14,7 Milliarden in bar und geldnahem Vermögen ab. Das sind 200 Millionen mehr als im ersten Quartal. Das zeigt, dass Gilead nicht dringend Geld braucht. Aber das zusätzliche Geld aus der Schuldscheinausgabe könnte zusammen mit dem Cashflow des dritten Quartals den Geldbestand auf über 25 Milliarden USD treiben.

Es ist zudem eine ziemlich günstige Zeit, um Schulden aufzunehmen, wenn man sich die niedrigen Zinsen anschaut. Da die amerikanische Zentralbank darüber nachdenkt, den Leitzins irgendwann in naher Zukunft anzuheben, beschafft sich Gilead nun eine Menge Kapital zu einem äußerst niedrigen Zinssatz.

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Allerdings könnte es dabei auch versteckte Gefahren geben.

Gilaeds mögliche Todsünde

Wie Gilead in seinem Angebot sagt, könnte das Unternehmen das Schulscheindarlehen verwenden, um seine Dividende zu zahlen, die jedes Jahr 2,57 Milliarden USD in bar abfließen lässt. Außerdem könnte das Aktienrückkaufprogramm damit finanziert werden, welches ein Volumen von 15 Milliarden USD hat und damit den Wert der ausgegebenen Aktien umfasst. Obwohl eine Dividende und ein Aktienrückkauf den Investoren tatsächlich zugutekommen, ist die Finanzierung dieser Dinge über Schulden ein No-Go in der Sicht von Investoren.

Sich Geld zu leihen ist nicht kostenlos. Daher könnte die Verwendung dieses Geldes für Dividendenzahlungen oder Aktienrückkäufe zulasten des Gewinns gehen (es gibt keine Garantie, dass Gilead das Geld dafür verwendet). Das würde letzten Endes den Shareholder-Value negativ beeinflussen.

Dieser Schritt würde auch die Nettoschulden von 13,6 Milliarden USD auf 23,6 Milliarden USD anschwellen lassen. Stell dir die zusätzlichen Zinsen vor, die die 10 Milliarden USD neue Schulden jedes Jahr kosten, und die Milliarden, die Gilead bereits an die Aktionäre ausschüttet, indem es Dividenden zahlt und Aktien zurückkauft.

Gegenwärtig sieht der Free Cashflow von Gilead gesund aus, aber was passiert, wenn eines Tages konkurrierende Hepatitis C-Therapien auf den Markt kommen? Wir haben bereits zu spüren bekommen, dass die Verschreibung von Harvoni in den letzten Monaten ins Stocken geraten ist. Es ist daher durchaus möglich, dass Gileads Cashflow ein wenig sinkt, wenn neue Anbieter wie Merck oder Bristol-Myers Squibb auftauchen, den HCV-Markt besetzen und Druck auf den Preis ausüben.

Es gibt auch ein Beispiel aus der echten Welt, das zeigt, was passieren kann, wenn ein Unternehmen aus den falschen Gründen eine Schuldverschreibung aufnimmt. Theravance (WKN:A0B68W) gab im April 2014 eine Schuldverschreibung in Höhe von 450 Millionen USD heraus und wollte damit eine vierteljährliche Dividende in Höhe von 0,25 USD pro Aktie finanzieren. Der Plan war, dass Theravances Langzeit-COPD- und Asthmaprodukte erfolgreich auf den Markt kommen und die Kosten der Zinszahlungen decken. Zwei Jahre nach deren Markteinführung verliert das Unternehmen immer noch Geld, da es nicht annähernd die Umsätze erzielt, die nötig sind, um die Zinsen zu decken.

Quelle: Federal Reserve Bank of New York.

Quelle: Federal Reserve Bank of New York.

Was die Investoren denken

Um es deutlich zu sagen, der Vergleich von Theravance mit Gilead ist wie der Vergleich eines Big Macs mit einem Filet Mignon. Aber er soll zeigen, dass ein Kredit, der aus den falschen Gründen aufgenommen wird, schlecht für Investoren sein kann. Selbst wenn ein Schuldscheindarlehen wie eine gute Idee aussieht, können unvorhergesehene Faktoren das Blatt schnell wenden.

Meine persönliche Meinung ist allerdings immer noch, dass Gilead eine preiswerte Aktie ist, die noch Platz nach oben hat. Dies liegt an der erfolgreichen HCV-Pipeline und an der wachsenden Produktdiversifizierung. Durch den wachsenden Wettbewerb im Hepatitismarkt und die neuen Schulden ohne klaren Verwendungszweck rate ich Investoren, etwas skeptischer zu sein und die Aktie genauer unter die Lupe zu nehmen, wenn du über einen Kauf der Blue Chip-Biotechnologieaktie nachdenkst.

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The Motley Fool hält und empfiehlt Aktien von Gilead Sciences.

Dieser Artikel wurde von Evan Niu auf Englisch verfasst und am 15.09.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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